Nipmerow. Gegen 4 wache ich auf, schaue aus dem Fenster und sehe die Sonne grade feuerrot über dem Horizont. Freue mich dieses Schauspiel nicht verpasst zu haben und falle zurück in mein Bett. Als Nächstes kann ich mich nur an das Frühstück erinnern.
Unser erster Stopp ist in Lohme. 🌍 Wir wandern durch den kleinen Ort und die unzähligen Stufen zum Hafen. Kurz gedenken wir der drei Jungen, welche hier auf einem Stein erfroren.
Weiter geht es die dünnen Alleen lang nach Glowe. 🌍 Dort am Hafen fragen wir den Hafenmeister, ob wir die kommende Nacht hier stehen können. Reservieren tun sie nicht, aber sie schicken auch keinen weg. Wir sollen irgendwo parken, haben dann gegebenenfalls keinen Strom. Das hört sich gut an.
Am Eingang des Hafens ist ein Fischverkäufer. Endlich erhalten wir unsere lang ersehnten Fischbrötchen.
Nun geht es die lange 8km schmale Landzunge entlang. Rechts ist ein breiter Sandstrand und links der Bodden. Wir erreichen das Dorf Altenkirchen, dort, wo ich viele Tage meiner Kindheit verbrachte. 🌍 Da die Umgehungsstraßen den Verkehr herausnehmen, scheint es mir verschlafen wie ehemals. Der grob behauene Granit, welcher die Hauptstraße schmückt, hat wenig zu tragen. Meiner Großmutter Haus steht da, wie ich es kenne. Nur der vielen alten knorrigen Apfelbäumen beraubt.
Die alte Kirche, die diesem Ort den Namen gab, steht auf einer kleinen Erhebung. Eventuell sind es nur fünf Meter höher, aber uns Kindern ein vortrefflicher Platz im Winter zu rodeln. Hinab ging es um die uralten Stahlkreuze hinaus aus dem hinteren Tor. Ich war ja sehr entwöhnt von sämtlichen Medien. Fernsehen gab es so gut wie nie. Doch einmal sah ich einen Trickfilm, wo einer durch einen Schneemann fuhr und sich in diesem seine Silhouette abzeichnete. Ihr kennt das sicher. Nun bauten wir eines Jahres einen Schneemann und als ich so auf meinem Schlitten saß, kam mir der Gedanke. Ach wie taten mir die Knochen weh und der Schlitten war auch hinüber. Fernsehen ist definitiv nicht gesund.
Wenn man nach Kap Arkona will, kommt man heute nicht über Putgarten hinaus. 🌍 Dort ist ein riesiger Parkplatz. 10€ erscheint mir auch nicht gerade ein freundlicher Preis. Das ehemals verschlafene Dorf ist vollständig saniert. Hier hielt früher keiner. Warum auch. Wenn man nach Arkona oder Vitt wollte, fuhr man bis hin.
Nun tingeln wir die Straße nach Vitt hinüber. 🌍 Die sechseckige, weiße Kapelle markiert das Ziel.
Doch noch können wir nicht den Hang hinunter ins Dorf. Ein violettes Feld lockt.
Unten im Orte tummeln sich die Touristen.
So verschlafen wie auf dem Bild bei mir zu Hause ist es nicht mehr.
Wir setzen uns auf die Mole und verspeisen das Fischbrötchen. Auch wenn der in den Restaurants dargebotene Fisch verlockt, scheuen wir die Umstände diesen zu erhalten.
Entgegen der vorgeschlagenen Wanderung auf dem Hochufer gehen wir den Strand entlang. Ich weiß, dass es von unten viel imposanter ist. Nur viele der Aufstiege sind in einem jämmerlichen Zustand. Komisch, denke ich so bei mir. Im Osten hattn se nix und ham´et doch irjendwie fertig jebracht die Holztreppen benutzbar zu halten. Jetzt importieren wir Tropenholz und schaffen es nicht ein paar Bretter anstelle für ihre Terrasse für eine anständige Treppe zu verwenden. Einen ortsansässigen Fischer gefragt und als Antwort erhalten: » Vor dem Kap geht eine Treppe rauf. Rum sollten se eh nich laufen. Wenn da was runterkommt, sind se hin. « Geht doch!
Wir laufen also den Strand entlang und natürlich kann ich mir nicht verkneifen an der Treppe weiterzugehen. GG wird mulmig und erinnert. Ich meine nur, wenn es so ist, dann soll es wohl so sein und offeriere ihr zu warten. Doch kurze Zeit später kommet sie mir nach.
In der Kreide des Felsens sind viele Feuersteine eingeschlossen. Oftmals in Streifen. Sicher hat die Entstehung dieses Felsens einige Etappen gehabt. Immer mal wieder wurden Steine auf der Oberfläche verteilt. Heute werden sie von Wind und Wasser wieder freigelegt.
Wir gehen weiter um das Kap, um den Aufstieg direkt unter dem Leuchtturm zu erreichen. Die Treppe am Kap ist in einem mehr als erbärmlichen Zustand. Eigentlich ist es nicht ratsam und sicher auch nicht erwünscht, neben der Treppe hochzuklettern. Allenthalben wollte ich nicht zurück. Also bitte verratet es nicht.
Oben angekommen stehen wir vor zwei der drei Leuchttürme. In den Gemächern drumherum hat sich ein Künstler angesiedelt. Er verkauft Donnerkeile, gespickt mit Edelsteinen. Ist eine Idee. Für mich passt das nicht zusammen.Ein wenig folgen wir dem Weg auf dem Rim. Sehr gut ist die Veränderung der Küste zu erkennen. Der noch vor ein paar Jahren gangbare Weg ist fast völlig verschwunden. Kurz nach dem Siebenschneiderstein gehen wir zurück an den Strand. Diesem folgen wir bis zur Fallada Sicht. Zurück nach Putgarten geht es auf einem langweiligen Plattenweg, über, scheint’s endlose Felder.
Was soll ich denn noch zeigen, frage ich mich. Hier gibt es noch so viele schöne Ecken. Doch die Zeit reicht dafür nicht. Ich entscheide mich für den Bug. 🌍 Zu Zeiten der DDR war er Sperrgebiet. So richtig weiß ich nicht, welchen Status er heute hat. Das Tor steht immer noch. Am Strand hingegen sind die Barrieren weggerostet. Das Stückchen Land ist nicht sehr breit. Links ist der Wieker Bodden und rechts die Ostsee. Der Blick reicht bis nach Hiddensee. Ein perfekter Platz, um das Essen zuzubereiten. Mitten beim Kochen stoppt auf dieser verlassenen Sackgasse das Ordnungsamt neben uns. Hier sei Parkverbot, bescheinigt er uns. Ich frage freundlich und er gewährt uns zu Ende zu kochen und auch zu genießen. Vielen Dank.
Nun wollen wir zu unserem heutigen Schlafplatz nach Glowe. Ich entscheide mich für einen klitzekleinen Umweg über Wiek und Breege.
Glowe: Die Stellplätze für Wohnmobile sind von riesen Teilen belegt. Nicht nur das, sie haben auch immer gleich zwei Plätze in Beschlag genommen. Finde ich persönlich ein wenig unfair und fördert auch nicht wirklich das Ansehen von Wohnmobilreisenden. Nachdem die Sonne ihre letzten Stunden anfängt, alle Fischer im Hafen, leert sich der Parkplatz und wir okkupieren den genau an der Wasserkante. Wieder einmal macht sich die geringe Größe unseres Mobils bezahlt.
Gleich hinter der Marina beginnt ein relativ einsamer Strand am Königshorn. Ich kann nicht umhin, ein wenig zu spazieren. Ich kann es auch nicht lassen, ein paar Fundstücke aufzuklauben. Hier einen Donnerkeil. Ihr fragt Euch, was ein Donnerkeil ist. Es ist das fossilisierte Innenskelett eines ausgestorbenen Kopffüßers.
Bald bin ich allein. Nur noch die Möwen und die Schwalben fliegen um mich herum. Ich setze mich auf den warmen Stein.
Als Gefahr werde ich nicht angesehen. Immer dichter fliegen die Vögel in Wolken um mich herum.
Was ist sonst noch zu tun? Nur noch im BüS sitzen und zusehen wie der Tag sich neigt.
Am nächsten Tag begeben wir uns auf die Heimreise. Nur noch ein kleiner Stopp in Ralswiek. Dieses Jahr finden keine Störtebecker Festspiele statt. So ist es sehr ruhig. Ein letztes Mal einen Fisch mit Blick auf den großen Jasmunder Bodden.
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