Thio (42) 🇳🇨

Neukaledonien

Ile des Pins:

Unser Taxi kommt wie erhofft. Wir sind ja schon alte Gäste. Im Terminal sind wir die Ersten. Langsam beginnt hier das Treiben. Damit auf der Abflugtafel überhaupt etwas steht, werden alle Flüge von Neukaledonien angezeigt. Kurze Zeit später, also nach der hier herrschenden Zeiteinteilung sofort, öffnet der Check-in. Die Gewichtsrestriktionen erlauben nur 5kg Handgepäck und 12kg für den Koffer. Unser Rucksack ist etwas zu schwer. Dafür haben wir aber nur einen. Trotzdem möchte er es etwas umgepackt haben. Ich nehme die Taschenlampe raus und stecke sie in eine andere Tasche. Danach unterbricht er unsere Umräumaktion und befindet es ok. Na ja, sollte wohl weltmännisch aussehen. Ihm war es aber dann wohl doch zu peinlich, es angestoßen zu haben. Wir bekommen wieder einen Kassenbon als Bordkarte. Nun auch noch die Durchsage, das Gepäck nicht ohne Aufsicht stehenzulassen. Wie absurd die international üblichen Durchsagen hier erscheinen. Jeder der Anwesenden weiß doch genau, welche Tasche zu wem gehört. Nun kommen auch noch mehr Leute. Insgesamt werden es wohl so an die 10 Passagiere sein. Was für ein Getümmel. Komisch, die Neukaledonier stehen sehr früh auf. Die Inseln sind für meine Verhältnisse in der falschen Zeitzone. Was sie dann machen, bleibt uns verborgen. Es sieht genauso ruhig aus wie immer. Ein lauter werdendes Geräusch kündigt die eine von drei heutigen Maschinen an. Schon ist sie vor dem Terminal und die Leute steigen aus. Wir passieren die Sicherheitskontrolle. Hier wird einzig zur Sicherheit unsere Kassenbonbordkarte überprüft. Am einzigen Abfluggate brauchen wir nicht lange warten. Laufen über die Landebahn und kaum ist der letzte an Bord, gehts auch schon los. 20Minuten zu früh. Mir soll es recht sein.
Wieder fliegen wir über die Atolle zwischen den Inseln und landen alsbald in Noumea. Klar werden auch bei diesem kurzen Flug alle internationalen Sicherheitsvorführungen vorgetanzt.
Nun sitzen wir in der Halle und warten auf den Mietwagen. Das zu frühe Landen bringt also nichts, weil der Wagen erst zur offiziellen Zeit hier sein wird. Ich geh mal rauskucken. Ein Auto kommt und der Fahrer winkt mir freudig zu. Ich schau mich um. Wen meint der bloß? Es ist unser Mietwagen. Wie hat er mich bloß erkannt?
Die Konditionen sind etwas anders als erwartet, aber er wird das klären. Ich hoffe!
In Noumea fahren wir erst mal auf den Markt. Das ist nicht so wirklich das, was ich von einem Markt auf diesem Breitengrad erwarte. Wird wohl wieder ein australisches Schiff eingelaufen sein. Für die ist es wohl authentisch. Allenthalben erstehe ich ein T-Shirt. Nicht wirklich billig, aber fair Trade in Bangladesch hergestellt. GG meint es beschreibt genau das, was ich hier so fühle. Lost in Paradise.
Folgend klappern wir alle Perlengeschäfte ab. Hier werden bunte Perlen verkauft. Leider finden wir keine passenden.
Es ist halb zwölf und wir wollen noch ein paar Bier kaufen. Dieses geht wohlgemerkt nur bis um 12, also zu Carrefour. Das Sixpack schon im Korb fühlen wir uns sicher. Gerade wird das Weinregal geschlossen. Der Angestellte erklärt uns, dass wir bis um 12 durch die Kasse sein müssen, ansonsten können wir das Bier gleich zurückbringen. Ich renne zur Kasse. 5Minuten bleiben. GG überredet ihn, noch eine Flasche Rose schnappen zu dürfen. Sie spurtet hinterher. 1,30 Minuten vor Zwölf sind die Alkoholika gescannt. Glück gehabt.
Auf die Straße und Richtung Norden. Wir stoppen kurz in Boulouparis, um nachzufragen, wann die Straße zwischen Thio und Canala geöffnet sei. Diese ist so eng, dass sie stundenweise nur für eine Richtung befahrbar ist. Von hier geht es quer über die Insel zu Ostküste. An dieser sind die Kanak-Siedlungen. In Thio angekommen, stellen wir fest: Hier ist überhaupt nichts los. Keine Kanak Seele auf der Straße. Eigentlich sollte dieser Ort der am meisten touristisch organisierte sein. Was nun tun? GG möchte unbedingt in ein Tribu. Was sie am meisten anspricht, ist in die falsche Richtung in einer Sackgasse. Egal. Wir fahren Richtung Süden. Jeden auf der Straße grüße ich und bekomme dafür ein freundliches Lächeln. In den Flüssen ist heute Kinderbadetag angesagt.

Ich traue mich nicht zu fotografieren. Meistens schauen sie erst ein wenig neugierig. Wenn du dann den Arm aus dem Fenster hebst und grüßt, bekommst du von allen ein Lächeln und eine gute Weiterreise gewünscht.


Die Fahrt dauert länger als erwartet. Dann finden wir nicht das angebotene Quartier Chez Julien et Maeva und fahren fast ins Tribu de Port-Bouquet. 🌍 Ich stoppe. Das ist, wie wir wissen, nicht gerne gesehen. Ich wende und schon kommt eine Frau mit nicht gerade freundlichen Gesicht auf uns zu. Wir fragen nach dem Weg und sogleich ändert sich ihr Ausdruck. Mit einem breiten Lächeln erklärt sie uns den Weg und wünscht uns gute Fahrt. Es ist schon das gleiche Tribu, bloß dass wir den falschen Weg wählten. Angekündigt sind wir nun, wie wir später erfuhren.

An der richtigen Einfahrt sollst du dein Auto abstellen und zu Fuß weiter. Wir tun wie uns geheißen. Kaum dort angekommen, werden wir zurückgeschickt, das Auto zu holen. So funktioniert es also.
Der Hausherr sammelt alle Flaggen dieser Welt. Wahnsinnig gesprächig ist er nicht. Sie sind gerade von einem Ausflug zurück und sagen, dass sie gar nichts für uns zu essen hätten. Ist auch OK. Immerhin holt der Hausherr ein paar Kokosnüsse vom Baume und bereitet diese für uns zum Essen wie auch Trinken.
So einfach wie das Leben hier auch aussieht, spielen die jungen Mädels die ganze Zeit auf ihren Handys herum. Hatte ich nicht so erwartet.
Die Sonne geht ihren gewohnten Gang und schon ist es dunkel. Was machen wir nun?
Dann werden wir doch noch zum Essen mit der ganzen Familie eingeladen. Wer da zu wem gehört, ist nicht rauszubekommen. Im Grunde ist das ganze Tribu miteinander verwandt. Wir sitzen nun etwas verloren dazwischen. Wahrscheinlich werden wir erst mal abgecheckt. Es gibt Huhn und Fisch mit Reis. Die Kleinen kichern über uns. Gegen Ende fängt dann der Hausherr an, etwas lockerer zu werden und erzählt den Umgang mit Frankreich und der Gendarmerie. Diese werden mit Steinen beworfen oder zu Silvester mit Feuerwerk bedacht. Zur Unabhängigkeit ist er sich auch nicht ganz sicher. Heutigentags sichert Frankreich den Status, den sie sich erkämpft haben. Wenn Frankreich abzieht, sind nur noch die Altkononialisten da. Viele von denen sind der Meinung, viel ändern zu müssen. So richtig stimmig ist das alles nicht.
Unsere Unterkunft oder sagen wir Gartenhaus / Schuppen lässt ein jedes Geräusch der Umgebung in unser Schlafen wollendes Ohr dringen. Es knistert da und nagt dort. Raschelt, rumpelt, schabt, tapst. GG legte sich nieder in der Vorstellung, nur ein dünner Vorhang trenne sie von der Außenwelt. Der geschlossenen Holztür nicht wissend, rechnete sie jede Sekunde mit dem Besuch eines Unbekannten wie auch unerwünschten tierischen Gastes. So vergehet Stund um Stund, bis der Hahn schon einen ersten Stimme Test gegen der Stunde drei versuchet, ohne Schlaf.

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