Nach der Natur

Das Wetter in Berlin zeigt momentan einige Kapriolen. Noch bezeichnen wir sie so, doch in der Häufigkeit zunehmend wird doch das was ich als normal empfand in meiner Jugend eher außergewöhnlich. Jetzt wechseln sich Starkregengüsse und Sonnenschein halbstündlich ab. Die Luft erst angenehm erfrischend, dann heiß und Wassergeschwängert. Was macht man an so einem Tag um nicht von des Sofas Gemütlichkeit gefangen zu werden? Wir schlendern ein wenig durch die Straßen immer gewahr eines rettenden Daches. So landen wir im Humboldt Forum. Ich lese von der Ausstellung »Nach der Natur«. Ja – schon mal irgendwie rein semantisch eine Aufgabe. Wird hier dargestellt werden was nach der Natur wird sein, oder zeigen wir hier Optionen für uns angelehnt nach der Natur Vorbild? Mal schauen!

Gerade eingetreten stehst du vor einem Vorhang voll mit schwimmenden Fischen. Irgendwie schön. Und auch interaktiv. Was uns hier so Freude bereitet soll eigentlich die Interaktion und somit auch die Bedrohung der Ökosysteme darstellen. Diese Arbeiten entspringen der Exzellenzcluster bei Untersuchungen eines Schwarms, nicht nur von aber durchaus mit Fischen, welcher sich mit allen Objekten, also auch außerhalb des Eigentlichen, verbinden lässt. Also alles ist miteinander verbunden und somit betrifft es auch dich wenn in China dieser eine Sack Reis umfällt. Das vermutete ich schön länger. Doch als dann die Ausläufer dieses Vorfalls bei mir ankamen waren sie weniger drastisch. Ein Schmetterling flog auf, ein Blatt viel vom Baume. Doch was passiert wenn dieser Sack in Polen….?

Ein anders Projekt ist zum Beispiel die Untersuchung des Verkehrs hier in Berlin. Wer sich hier länger aufhält weiß schon die neuralgischen Strecken, oder ist jemals Jemand morgens auf dem südlichen Innenring nicht im Stau gestanden? Dies Ströme zu steuern ist schon keine abwegige Idee doch einfach wäre es doch sie zu minimieren. Wozu jibet denn die S-Bahn?

Ein weiteres Untersuchungsobjekt ist dieser Fisch. Er solle wohl das kleinste Gehirn aller haben. Und doch – er hats in der Evolution geschafft! Ohne groß nachzudenken über heute und morgen – Glück und Unglück – iOS oder Android. Ist nicht die Schussfolgerung daraus ersichtlich? Ein Gehirn braucht es nur marginal.

 

Also nun geht es um Bücher. Die oben gestellte Frage könnt ich sofort mit Ja beantworten. Macht das nicht gerade den Reiz des Spiels mit Wörtern aus? Und wenn man was sieht sieht man wirklich alles? Wohlwollend betrachtet entsteht Humor und Ironie. Verbittert betrachtet wahrscheinlich Hass. Ich wähle das Erstere. Ein Tag ohne Lächeln ist ein Vergeudeter.

Wissenschaftlich erfreuend wie auch erstaunend fand ich die Untersuchung was man sonst mit Büchern so machen kann. Herbarium Werkzeug!

Nun kommen wir zu der Verflechtung der Natur mit dem Menschen und deren Wechselwirkungen. Der Mensch und seinen Einfluss auf die Natur hat ja schon gewaltigen Einfluss auf des Einzelnen Lebenssituation. Materiell wie auch gesundheitlich. Nicht nur die Verteilung des sogenannten Reichtums an Geld wie auch intakter Natur innerhalb eines Landes sondern auch zwischen den Ländern. Naiv zu glauben dass ein outsourcing der Umweltprobleme uns nicht tangieren würde. Außerdem kreist in mir immer die Frage, warum das eigentlich zwei Parteien sind. Mensch versus Natur. Im Grunde sind wir doch ein Teil davon. Wir brauchen sie aber uns braucht sie nicht. So sitzen wir auf dem Ballon Erde und spielen mit nem Nadelkissen. Wäre der Fisch mit dem kleinsten aller Gehirne auf so eine Idee gekommen? Vermutlich nicht. Was lässt sich daraus ableiten?

Nun stand ich hier davor und zweifele ob ich das wirklich entdecken will. Habe ich den Mut dazu?

Wir betreten den folgenden Raum. Ein Konvolut aus allem Möglichen. Wie passt das hier rein? Macht auf jeden Fall neugierig es zu erkunden.

Schon eines der ersten Exponate bestätigt mich darin nicht genau wissen zu wollen was in meinem Hirn so vorgeht, die Idee des Projektes durchaus anerkennend. Hier hat ein Parkinson Versehrter nur durch seine Gedanken und den dabei gemessenen Hirnströmen ein Objekt im 3D Drucker kreiert. Im Grunde toll, aber warum eine Kettensäge?

So sieht es also da drinnen aus. Die Pyramidenzellen meines Neokortex in der Großhirnrinde. Sieht toll aus. Bei so einem Spektakel sollten doch die Haare ab. Kann ja keiner sehen.

Meine heutige Begleitung verweigerte in frühen Jahren mehrere Gehirnzellen zu haben. Eine sei ihr durchaus genug. Diese springt von Schädelinnendecke zu Schädelinnendecke, hält sich dort mit ihren Synapsen kurz fest und ruft dabei immer »Jippiii«. Es gab Situation in welchen ich ihrer Argumentation folgen konnte und welche wo ich es bezweifelte. Hier nun beide Modelle übereinander gelegt.

Ein bissel undurchsichtiger wirds für mich von Exponat zu Exponat. Wir machen hier Wissenschaft in Kunstform. Dargestellt ist der Mann auf dem Platz des himmlischen Friedens welcher ein so gar nicht himmlisches wie auch friedvolles Objekt aufhalten wollte. Die Fragen von Demokratie und Diktatur sowie Geschichte in der Geschichte als Kunstform anregend zum nachdenken und diskutieren. Wird hier die Frage aufgegriffen bezüglich der Wechselwirkung? Hat sein Stehen vor dem zerstörenden Haufen Stahls die fortschreitende Unterdrückung und Kontrolle seinen ganzen Volkes ausgelöst? Die Antwort zu finden überlasse ich Anderen.

Strömungen sind ja ein nicht marginaler Teil dieser Ausstellung. Hier betrachten wir gleich zwei auf einmal. Zum einen die gescheiterte Migration eines Menschen und die Strömungen im Meer, welche das Resultat des Scheiterns oder dessen Überbleibsel an genau die Staden spülte, wo der abhanden gekommene Rest auch hin wollte.

Wieder geht es um Strömungen. Wohin tragen die Meeresströme die Ströme an Plastik welche wir ins Meer kippen? Der Dumme hofft weit weg. Doch die Realität beweist, dein Müll kann schon weit weg angespült werden doch was macht der Müll der von weit weg her kommt? Irrwitziger Weise ist genau das Material, welches größtenteils für Einmalverwendung vorgesehen, dass am längsten Haltbare. Wir sind echt schlau, oder?

Mal was wohlgefälliges fürs Auge. Hätte ich das damals nur gewusst wäre ich doch versucht einzusteigen.

Das finde ich äußerst spannend. Hat mir auch ein wenig ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. Mit herumkauen auf Kristallen fing alles an.

Natürlich kommt auch die Sprache an sich nicht zu kurz. Kurz überblickt hat eigentlich nur die Gegend um Hannover Schaf gesagt.

Eigentlich betrachten wir die Rolle, oder mehr die Präsenz der Frau in der Wissenschaft. Kaum eine Frau ist auf historischen Gelehrtenbildnissen zu finden. »Naturgewollte Ordnung« Wer’s glaubt. Bloß in der Natur gibt es das nicht und irgendwie empfinden wir uns doch außerhalb der Natur. Bring mir das einmal jemand logisch zusammen!

Kanistermasken. Das ist ein Kunstwerk gefertigt aus einem alten Kanister. Ob dieser nun in der Art von recyceln entstanden ist einfach unsern Müll nach Afrika zu verschiffen oder tatsächlich in der Aufarbeitung unseren Mülls dort ist nicht ganz klar. Sichtbar ist allenthalben die Spiegelung unserer kolonialen Vorstellungen in der Ausfertigung. Anerkennung fand der Künstler auf einem von alten weißen Männern dominierten Kunstmarkt.

Ich hör nun mal hier auf. Wir tingeln langsam zurück und machen Stop auf dem Breitscheidplatz.

Im Contest der Summer-in-the-City Veranstaltung wird gerade Tango aufgespielt.

Immer wieder kommen kleinere Regenschauer. In dessen Pausen wird getanzt.

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