Lindow (Mark)

Lindow Gudelacksee

Wir hatten Lust auf einen kleinen Ausflug. Rund um Berlin gibt es so viele Seen und warum sollte man nicht mal ein Wochenende dort verbringen. Viel gepackt haben wir nicht. Wir fahren ja nicht in Gebiete, welche fernab von jedem Laden. Unsere Wahl fällt auf Fürstenberg. Das sollte nicht zu lange dauern und dort gibt es massig zu erkunden. Kaum im Camper springt das Navi von einer Route zur nächsten. Mit jedem gefahrenen Kilometer wird die Ankunftszeit später. Fahren wir in die falsche Richtung? Nein! Es sind nur viele Baustellen. Deutschland typisch werden die Ausweichrouten einer Baustelle auch mit Baustellen überzogen. Noch vor Tegel wieder runter von der Autobahn. In Henningsdorf durch enge Straßen, bis wir dann kurz vorm Berliner Außenring wieder auf der Autobahn landen. Von hier an nun die 96. Doch schon hinter Oranienburg ist Schluss. Vollsperrung! Immerhin 5km einigermaßen gut gefahren. Wir könnten zurück und über Liebenwalde. Doch auch hier alles dicht. Etwas weiter westlich, die nächste Straße, gesperrt wegen eines Unfalles. Wir fahren noch weiter westlich auf kleinen Straßen. Die halbwegs parallel verlaufende Autobahn nach Hamburg hat 30km Stau. So versuchen auch andere eine Straße zu finden. Wir biegen irgendwann ab und ab dann wird’s gemütlicher. Auch wenn uns nichts drängt, verloren wir auf diesem Weg ein wenig die Lust. In Lindow stoppen wir und denken »Lass mal kucken« 🌍
(🇬🇧 translate article)

Der kleine Ort gibt sich freundlich. Blumenrabatten mit Stockrosen am Bürgersteig wiegen sich in der Sonne, lächelnde Menschen…. Wir fahren am Gudelacksee zum Zeltplatz runter. Ist noch etwas frei? Der Platzwart sagt er werde mal schaun was geht und fährt über den Platz. Immerhin fordert er uns auf, erst mal ein Bier zu trinken. Ist das ein gutes Zeichen? Ich denk schon. Er kommt zurück und ich versuche seinen Blick zu erkunden. »Müsst ihr unbedingt die Markise ausfahren?« fragt er. Eigentlich nicht, antworte ich. Doch in mir fragt es sich, wie eng wird denn wohl dieser Stellplatz sein.

Er zeigt uns den Platz, wo wir uns hinstellen könnten. Der Platz ist genial. Direkt neben der Badestelle. Mich dünkt, dass die Notplätze die schönsten Plätze sind, oder hatten wir nur mal wieder Glück. Ansonsten verlief es sehr unkompliziert. Genau wie ich es mag.

Da wir einzig Brot mitführten, schien es angebracht noch etwas kaufen zu gehen. Wir tingeln in des Ortes Mitte. Mittlerweile ist es 18 Uhr und der kleine Laden schließt gerade. Mist! Doch es wird schon noch einen anderen geben, hoffen wir. In so einer Art Imbisskneipe nebenan fragen wir nach. Der Eigner sagt, wir sollen doch nach nebenan gehen. Wir beteuern die verschlossene Tür. Sofort springt eine Dame auf und sagt »Ich schau mal wo Brigitte ist!«  Hey, wir sind hier in Brandenburg und mich erstaunte schon angelächelt zu werden. Nun noch diese freundliche unkomplizierte Lösungsfindung. Brigitte ward schnell gefunden und die verschlossene Ladentür geöffnet. Im Laden verkauft sie auch selbst eingelegte Gurken. Als wir danach fragten, steckte sie erst mal jedem eine in den Mund. Von uns den Geschmack lobend angelte sie noch welche aus dem Glas mit den Worten »Eine schafft ihr noch und ich muss auch gleich eine essen.« Total süß. Für den Käse müssen wir noch zusammen ins Kühlhaus. Verabschiedet werden wir von allen mit guten Wünschen fürs Wochenende. Mal echt, ich habe durch diese unerwartete Freundlichkeit die Strapazen des Weges schnell vergessen.

In einem Schaufenster hängt dieses Emailleschild, welches ich Euch nicht vorenthalten möchte. Ich erinnere mich nicht, was in diesem Laden verkaufet wird und eventuell liegt es daran, dass es mich nicht interessierte, doch der Landwirtschaft helf ich immer gerne.

Lindow liegt ja zwischen zwei Seen. Wir schauen noch kurz zum Wutzsee.

Als wir dort an die alte Klosteranlage kommen, wird mir bewusst, hier war ich schon mal. Ist noch gar nicht so lange her.

Wir streifen um die alten Gemäuer und lassen uns den Blumen gleich von der Sonne verwöhnen.

Zurück am Zeltplatz finden wir ein Stromkabel neben unserem Camper liegen. Ohne große Worte war unser Bedarf vermutet worden. Wir blasen unser Kajak auf und fahren dem Sonnenuntergang entgegen.


Der nächste Morgen beginnt wie ein jeder Morgen eines Tages, an welchem kein Plan festgelegt.

Der Blick fällt auf die Insel Werder (Welch eine wortwitzige Namenskreation. Werder bedeutet von sich aus schon so etwas wie Insel, erhöhtes Land im Fluss.. Der Name steht dann für Insel Insel oder Werder Werder. ) Na ja – wie ihr unschwer seht, sind wir auf dem Weg unsere Neugier zu befriedigen.

Das Werder liegt nur flach überm Fluss. Das wenige trockene Land schließt Seen gleich etwas von dem Fluss ein. Unzählige Vögel geben sich hier ein Stelldichein.

An der dünnsten Landmasse bekomme ich das nächste Déjà-vu. Hier bin ich doch vor gefühlten hundert Jahren mal mit einer Gruppe beim Wasserwandern in einem nicht mehr existierendem Land gestrandet.

Heute ist das Werder in Privatbesitz. So gebietet der Besitzer, die Wege nicht zu verlassen. Sicher fällt auch damit das Wildcampen weg. Ob man die rumlaufenden Schafe Wildlive nennen mag ist jedem selber überlassen.

Aufziehende Regenwolken zwingen uns zum Rückzug. Ganz schaffen wir es nicht.

Am Nachmittag verwöhnt die Sonne. Ich möchte nun den dritten See erkunden. Diesen erreicht man über den Vielitzkanal. Ruhig liegt hier eine Vielzahl von Booten. Dort wird gechillt, dort wird geschraubt, jeder grüßt.

 

Der Vielitzsee ist so lang, dass ich sein Ende nicht erblicken kann. Ich mache mich auf den Weg zurück und wir verbringen den weiteren Nachmittag mit schwimmen und Standup.

Das war schon unser kleiner Ausflug. Nächsten Tag besuchen wir den kleinen Markt im Orte und auch die Staus auf der Rückfahrt halten sich in Grenzen.

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