Heute möchte ich Euch mitnehmen in einen Ort, in welchen sich wohl kaum jemand so leicht verirrt. Ich fahre nach Bröllin, einen kleinen Ort in Vorpommern. (🇬🇧 translate article)
Die Gegend ist geprägt von weiten Weiten. Kaum erwartet man, dass da noch etwas Anderes zu finden ist.
Tatsächlich kommen plötzlich ein paar Häuser, gebaut aus Feldsteinen. Was Ihr hier seht, ist im Prinzip der Großteil des Ortes. Doch dieses ist noch nicht mein Ziel. Ich fahre noch ein wenig weiter zum ✤Schloss✤ genannten Gebäude.
Im ersten Moment sieht es nun nicht unbedingt aus wie Neuschwanstein. Ich vermute, dass sich das auch im zweiten Moment nicht ändern wird.
Der ehemalige Gutshof ist heute ein offener Ort für Kunstschaffende und Gäste aus aller Welt.
Das ehemalige Gutsherrenhaus –
hat auch so einige Anbauten erhalten.
Gleich nebenan die Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert.
Die Innenräume eher schlicht gehalten.
In dem linken Gebäude, was früher sicher zu dem Heizwerk für die Korntrocknung diente, ist heute ein Café untergebracht. In dem ehemaligen Getreidesilo (rechts) können Trapezartisten ihre Künste trainieren.
Im anschließenden Gebäude ist die Küche und der Essensraum untergebracht.
Gehen wir nun ein wenig durch den Speicher über dem Essensraum. Ab und zu haben hier wohl einige eine Schlafstätte gefunden. Heute legen sich Blätter zur Ruhe.
Ein wenig Kunst unbeachtet / vergessen zurückgelassen.
Ich mag es ja sehr durch alte Gebäude zu streunen, Altes zu entdecken, wer lebte hier, was wurde hier gemacht, den Geist spüren, welcher in der Luft liegt. Doch was spürt man hier? Das ist nicht die Zeit von ganz früher. Auch nicht die Zeit als landwirtschaftlicher Betrieb, sondern die Zeit kurz danach, also nur irgendwie interimsmäßig zu dem Jetzt.
Im hintersten Gebäude dann das, was passiert, wenn man der Idee verfallen alles noch irgendwann mal irgendwie gebrauchen zu können. Nachhaltigkeit in allen Ehren, doch wenn es dich nur noch dazu bringt die Türe lieber nicht zu öffnen….
Wir ziehen weiter in die Probenräume. Künstler aus den großen Städten proben hier ihre neue Performance.
Auch Einheimische haben die Möglichkeit an Proben teilzunehmen und gleichfalls einen Kommentar dazu abzugeben. Ich gehe sicher nicht ganz falsch mit der Annahme, dass das Publikum in der Stadt anderes gewöhnt als das auf dem Land. Somit fallen sicher die Rezensionen sehr unterschiedlich aus. Hat man einen offenen Geist, kann man sicherlich von beiden Ansichten viel lernen.
Vorne im Gebäude an der Straße ist gerade eine Ausstellung. Auch wenn ich gerade nicht an Unterkunstung leide, reizt es mich einen Blick reinzuwerfen. Im ehemaligen Schweinestall hängen Fotografien zwischen den ehemals als Futtertrog genutzten Rinnen. Doch was wird hier dargestellt? Ein Mann wird von der Polizei gestellt und einer dieser untersucht den Rasensprenger, das vermutliche Tatwerkzeug?
Wasserflaschen im Tresor? Es geht wohl ums Wasser, dämmert mir. Sicher gehen wir hier in Deutschland noch sehr unbesorgt damit um. Doch der Kampf darum ist nicht mehr verborgen. Immer mehr Seen verlieren ein Großteil ihres Vorrates. Und immer noch wässern wir die Felder, verbrauchen Wasser, als ob es kein Morgen gibt.
Wird es dazu kommen? Das Kontingent reicht gerade noch für die Ente? Ich schau jetzt mal nach! Der Name der Ausstellung ist Hydropysis am Pegel der Erkenntnis von Sophia K. Regner.
Was werden unser Nachfahren denken, zu was diese Bauten einmal waren? Werden sie sich fragen, warum wir nicht alles stoppten, als wir noch die Möglichkeit hatten? Mit Sicherheit. Das, was wir so anstellten, wird zukünftigen Generationen mehr abverlangen; kosten als das, was wir als Gewinn definiert da rausholten.
Langsam neigt sich der Tag. Sternenklar hat hier eine andere Bedeutung. Seltenst sah ich so viele. Selbst mit dem Handy fotografierend ist da noch was zu sehen.
Am Morgen geht es die Sonne gemächlich an – nicht minder schön.
Nichts hält deinen Blick auf.
Schon ist das Wochenende vorbei und ich muss zurück. Ich lasse mal das Fenster offen, um gegebenenfalls zurückzukommen.
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