Auckland: Wir fahren zum Flughafen. Der Wind ist immer noch sehr stark. Der Ort der Gestern noch so lieblich war, steht heute auf der ersten Seite.
Ich stelle gerade meine Tasche auf das Band, um einzuchecken, da sagt die junge Dame hinter dem Tresen »Wurde gerade durchgesagt, dass der Flug gestrichen worden ist?« Wir erschrecken. Alle möglichen Katastrophen hatten wir nun schon. Vulkanausbruch, Erdbeben, Überschwemmungen und Sturm. Muss das denn so weiter gehen?
Kurze Zeit später Entwarnung. Nur das Gate ist geändert worden. Ich besorge noch ein wenig neuseeländisches Wechselgeld für die Daheimgebliebenen. Die Kiwis haben eine etwas deutlichere Art, die Passagiere aufzufordern, zum Gate zu kommen.
Als letzter Satz der Durchsage wird angefügt, dass alle anderen Passagiere schon da wären und sie alle auf dich warten. Was für ein emotionaler Druck! Ich möchte meinen Namen nicht in der Ansage hören.
Am Gate angekommen, 30 min vor Abflug, werden die nächsten Reihen von 18-25 aufgefordert, nun boarden zu können. Kein Schwein da. Wir also ran und treffen die Dame vom Einchecken wieder. Hello again. Im Flugzeug sind wir fast alleine und ich finde es schade, dass so wenige Leute fliegen. Die Neukaledonier sehen das wohl alles mehr gelassen. 15 Minuten später kommen die Meisten.
Auf gehts. Der Wind ruckelt die kleine Maschine ganz schön durch. Da hätten wir auch mit dem Schiff fahren können. 20 Minuten vor der voraussichtlichen Landung sind im blauen Meer lauter Schattierungen zu sehen. Mitunter kleine Ilots, umgeben von einem hell leuchtenden Strand. Es erinnert uns sofort an die Malediven. Wir freuen uns schon auf die geplanten Untersee-Abenteuer. Die Hauptstadt Noumea liegt zu unseren Füßen. Wir fliegen weiter. Die Hügel sehen zu meinem Bedauern eher braun denn grün aus. 50km weiter wird dann endlich gelandet.
Das Terminal ist übersät mit Warnhinweisen vor Moskitos, die alle möglichen Krankheiten übertragen. Angsteinflößend. Erst einmal Geld wechseln. Obwohl es ja noch halb zu Frankreich gehört, haben sie keinen Euro. 120CFP bekommst du für 1€. Der Shuttle in die Stadt soll für eine Person 3000CFP kosten. Ich stutze. Für uns beide wären das 6000 und somit an die 50€. In Marseille kostet es 8 und das finde ich auch nicht wirklich billig. Der Armen-Bus fährt erst in 90 Minuten und soll erschwinglich sein. Irgendwie muss es doch eine andere Möglichkeit geben. Wir gehen in eine Autovermietung. 24h kosten genau so viel wie ein Transport. Klar, wofür wir uns entscheiden. Es ist zwar nicht wirklich günstig, aber die sind immerhin so flexibel, dass wir das Auto auch in Noumea abgeben können. Kaum auf der Straße werden wir überrascht von den vielen Flammenbäumen. Ganze Hänge sind voll damit. Wunderschön.
Ansonsten sieht es vielerorts braun und vertrocknet aus.
Nouméa zeigt sich nicht wirklich lieblich. Ich suche das gemütliche Zentrum an der Waterfront vergebens. So fahren wir erst mal in unsere Unterkunft, eine Jugendherberge. Diese liegt etwas erhöht hinter der Kirche und offeriert einen herrlichen Blick über die Bucht. 🌍
Unser Zimmer versprüht den Charme eines ostdeutschen Schweineschlachtstalls umgewandelt und möbliert mit einem zweckmäßigen Metallbett auf Kleinfliesenpflaster. Auch das zur Ausstattung gehörende Kunstobjekt eines Regals, zusammengeschweißt aus Vierkantrohren verziert mit in die Jahre gekommenen Pressspanplatten, lässt die Gemütlichkeit nicht aufleben. Die flackernde vergilbte Neonröhre versprüht ein heimelndes Licht. Luxuriös erscheint das im Mietpreis inbegriffene Bettlaken. Handtücher wie auch Internet erfordern zusätzliches Salär. Ausstattungsmäßig erinnert es mich an ein Bett im Nepalesischen Kloster, nur dass ich da 4$ bezahlt habe und nicht 50€. Immerhin, der Blick von unserer Terrasse ist toll.
So fahren wir runter in die Stadt zu Casino. Das Erste, was mir im Laden auffällt, ist die gesperrte Alkoholikaabteilung. Sehr merkwürdig. Nicht der kleinste Tropfen Bier ist zu erstehen. Lediglich von 7:30 bis 12 ist es zu haben. Wir fragen uns, wie auch die Angestellten, ob es hier besser ist, nur vormittags zu saufen. Eine Antwort darauf können weder wir noch sie finden. Die Preise sind unglaublich. 8€ für eine Schokolade. Na ja, muss auch nicht unbedingt sein. Wir reduzieren uns auf das Nötigste. Spaghetti Bolognese wird schon noch zu praktizieren sein. Das ging bisher überall. Oft kann ich mir das hier allerdings nicht leisten. 300g Gehacktes für 11€ würde selbst den Antivegetarier zum Umdenken bringen. Aber auch die Früchte und das Gemüse sprengen den Rahmen. Wie ernähren die sich hier nur? Ich kaufe zwei Packen Bananen-Jogurt, welcher auf 1/4 heruntergesetzt nur noch 1.50 kostet. Das muss jetzt eine Woche reichen. Wir fragen einen Einheimischen, wie sie das mit dem Alkoholproblem lösen. Er gab uns den Tipp, Wein zu kaufen. Wir also los zu diesem speziellen Laden, quer durch die ganze Stadt. Von unseren Freikilometern verbrauchen wir die Hälfte, nur um eine Flasche zu kaufen. So habe ich noch nie Wein ausgesucht. Ich gehe durch die Reihe und suche den Billigsten. Immerhin habe ich keinen Fehlgriff damit gehabt.
Wir verwundern uns immer mehr über den Umgang mit Alkohol in den Teilen der Welt, die wir streiften bei dieser Reise. In Indonesien ist er heutigen Tags fast gar nicht zu bekommen. In Australien 4 mal so teuer wie in Europa. In Neuseeland herrscht temporärer Alkoholbann und hier gibt es ihn nur vormittags. Die verschiedenen Gründe für unsachgemäßen Alkoholgebrauch sollen nicht Teil dieses Berichtes werden. Deutlich ist allenthalben, dass es diese geben muss. Auch in diesen Ländern, die landschaftlich so viel zu bieten haben.
Tja Neukaledonien – es fängt schon mal gut an.
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