Hahei (33) 🇳🇿

Neuseeland [Coromandel]


Matarangi: Heute ist eine kleine Tour, die Ostküste runter, geplant. Der erste Stopp ist in der kleinen Stadt Whitianga.

Diese liegt an einer engen Stelle eines von Land eingeschlossenen Teils des Meeres. Diesseits ist alles flach. Auf der gegenüberliegenden Seite jedoch ein weiß leuchtendes Kliff. Ein jeder, der ein Boot hat, und das ist sicherlich jeder hier, lässt es hier zu Wasser. Heute ist Markttag. Dieser ist an sich nicht aufregend, weil die Anzahl an Verkaufsstände durchaus überschaubar erscheint. Immerhin ist er der Markt, auf dem ich zum ersten Mal mit VISA Card bezahlt habe. GG ersteht noch einen Reiseglücksanhänger Maoriart von einem bärtigen Alten, der die Neuselandjade eigenhändig aus irgendwelchen Flüssen klaubt und folgend in die gewünschte Form bringt.

Weiter geht’s! Schon am Eingang des Ortes Hahei werden alle Besucher aufgefordert, nicht in den Ort zu fahren, sondern den Shuttle von hier zu nehmen. Ich ignoriere dieses und fahre zum Ende der Straße.

Glücklicherweise muss ich nur fünf Minuten warten, um einen der raren Parkplätze zu bekommen. Die Sonne scheint erbarmungslos. Der Wanderpfad entpuppt sich als asphaltiert. In beide Richtungen strömen Menschen. Wir zweigen an der zweiten Abzweigung ab zur Stingray Bay. Den Anblick zu beschreiben ist schwer, wenn er einigermaßen dem entsprechen soll, was du siehst.

Ein U aus blendend weißen steilen Felsen bildet den landliegenden Abschluss. In kleinen Felsspalten verankerte alte knorrige Bäume mit roten Blüten sprenkeln das Weiß. Feiner Sand füllt die von diesen Felsen gebildete Bucht. Wasser in Tönen von dunkelblau bis leuchtend Türkis streichelt sanft des Sandes Rand. Im Wasser treiben die Gestalten, die dieser Bucht den Namen gaben. Außer uns kaum jemand da. Das Wasser zu testen erübrigt sich eigentlich. Ich jedoch muss die Bestätigung am eigenen Leib spüren. Es ist herrlich.
Wieder zurück den schmalen Pfad hoch auf den Haupt-Pilgerweg. Wir streifen irgendeinen Weltkriegserinnerungswald, welcher in meinen Augen genau aus einem Baum besteht.

Entweder es wird dem ersten WK gedacht oder ich täusche mich. Weiter 15 Minuten und wir landen in der Mares Leg Cove Bay. 🌍

Hier ist schon einiges los. Rechter Hand ist die Cathedral Cove durch die man auf den nächsten Strandabschnitt kommt.

Kaum bin ich durch, sehe ich das Dilemma. Ein einsam stehender Felsen droht umzustürzen.

Wir beide rennen los und retten die Szenerie.
Zum Schwimmen ist es uns hier zu voll, denn wir sind mittlerweile leere Strände gewöhnt. Außerdem verspricht ein Unterwasser Schnorchelweg in der Gemstone Bay aufregend zu sein. Die See ist zu rau, um mehr zu sehen als ein paar Algen, die in der Unterwasserströmung tanzen zu scheinen. Eine Languste und ein Schwarm kleiner Fische bildet den kläglichen Abschluss dieses Unterfangens.

Das Ein- und Aussteigen ins Wasser wird hier sehr erschwert durch fehlenden Sand. Die massenhaft verstreuten Steine wiederum leuchten in allen Farben.

Der nächste Strand, den wir erreichen, hat einen Parkplatz direkt an dessen Ende. Lang ist der Strand und ein Ende ist kaum auszumachen. Wellen schlagen behände ans Ufer. Die Sonne scheint. Auffällig ist die Verteilung der Genießer dieses Strandes. An einer Stelle, welche von hier aus eher Nachteile aufzeichnet, hegt ein reges Gewimmel und Getümmel. Dieses weckt natürlich in Jedem das gleiche Verlangen nachzuschauen, was dort Aufregendes gibt, wie ein großes % Zeichen in einem Ladenfenster. So tappen wir durch den Sand. Immer deutlicher zeichnet sich ein obskures Bild vor unseren Augen ab. Dicht gedrängt spärlich bekleidete Menschen, bewaffnet mit einem Spaten schippen in dem Sande große Kuhlen. 🌍

Mich erinnert es an den großen Goldrausch am Yukon. Jeder versucht seinen Claim abzustecken und das meiste aus der Erde Schoß zu holen. Sicher waren die Bekleidungsvorschriften im hohen Norden und in der damaligen Zeit etwas anders. So habe ich das hier wohl eher mit dem Kupfer digging im Kongo zu vergleichen. Wobei dabei nicht dieser Enthusiasmus wie hier zum Tragen kommt. Was machen diese Leute nun hier? Sie graben Kuhlen, welche sich dann langsam mit Wasser füllen.

Ein Jeder hat sicher schon mal gesehen, wie Strandbesucher versuchen, ein freies Territorium als das ihre zu markieren und zu verteidigen gegen jedweden Eindringling, um am nächsten Morgen festzustellen, wie vergänglich alles ist. Noch nie sah ich diese Burgen mit Wasser gefüllt. Allenthalben die kleinen Häfen, die Väter mit ihren Kindern an der Wasserkante bauen. Also was machen die hier? Ich steige in ein paar verlassene Gruben. Es ist nichts Besonderes. Diese Grube muss vollends ausgebeutet worden sein, sonst wäre sie nicht verlassen. Dann plötzlich steige ich in Eine und verbrenne mir fast die Fußsohlen. Das ist nun die Lösung. Die Leute graben sich einen eigenen Hotpool. (Hot Water Beach) Eine heiße Wasserader zieht hier ein paar Zentimeter unter dem Sand hindurch. Diese anzugraben ist aller Ziel. Wir okkupieren einfach fremder Hände Arbeit und machen es uns bequem. Langsam kommt die Flut. Die Wellen reichen immer weiter an das Bauwerk. Schon schwappt der erste kalte Schwall über den Befestigungswall. 5 Minuten später ist er Opfer der Naturgewalten geworden. Wir sitzen noch in einer kleinen Lake warmen Wassers. Die Hände im Sand vergraben kochen fast.
Auf dem Weg zurück haben wir Food Fantasien. Ich schwärme von einem schönen Stück Fleisch mit Kartoffelspalten gegaret in Thymian. Was soll ich sagen. Wir kommen bei unseren Freunden an und auf dem Grill liegt massenhaft Fleisch. Die Kartoffeln warten schon im Ofen auf uns. Kein Wunsch bleibt hier ungehört. So lässt sich’s leben.


Am nächsten Morgen ist eine Sturmwarnung auf der ersten Seite.

Wir werden angehalten Coromandel nicht zu spät zu verlassen. Starke Windböen und Regen könnten die Fahrt unmöglich machen. So verabschieden wir uns herzlich und machen uns auf den Weg. Es regnet und regnet. Nicht wahnsinnig doll, aber behände. Der Wind lässt auf sich warten. Mir ist es heute egal und ich flehe nicht gen Himmel. Nur morgen ein kleines windloses Fenster, wenn wir dieses tolle Land verlassen. S‘ist alles, was ich wünsch. Gegen Abend ziehen wir noch mal kurz los, um ein paar Auswanderer zu besuchen. Der Wind peitscht orkanartig über die Küste. Was du nicht festhältst, ist für immer verweht. Wir hören ein paar andere Ansichten über dieses tolle Land und deren Bewohner, was uns etwas nachdenklich stimmt.

2 Kommentare

    • Sitzen jetzt in Mission Bay und draußen tobt das Meer so wie es bis jetzt noch niemand hier gesehen. Hoffentlich ist am Flughafen alles ok. Liebe Grüße J&G

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*