New Orleans (7) 🇺🇸

Louisiana, USA

Las Vegas: Nun kommt eines der peinlichsten Erlebnisse, die ich so hatte. OK – wie fange ich an? Ich hatte Lust auf ein gepflegtes Feierabendbier unter dem Sternenhimmel und so gehe ich in einen dieser unsäglich großen Supermärkte, die ihr Zeugs den ganzen Tag, wie auch die Nacht, dem unwilligen Käufer aufdrängen. Die Preisgestaltung ist auch sehr gewöhnungsbedürftig. Dass dort groß die Preise dran geschrieben sind, welche den Preis darlegen, solltest du eine Großpackung kaufen und Steuern draufgeschlagen werden, ist sicher jedem bekannt. Du rechnest also immer wie ein Berserker, um das, was für dich wichtig ist herauszubekommen oder du gibst einfach auf und zahlest, was immer es wird kosten. Ich steh also bei den einzelnen Bierbüchsen und schau auf die Preise wie auch auf die Herkunft. Billig ist es nicht. Da kommt eine junge Verkäuferin an und palavert freundlich drauflos, dass sie heut ein special offer hätten und der Hersteller von diesem Bier auch noch ein weiteres….

Das Ende vom Lied – ich hatte einen 24er Pack Bier zum Preis von einem. Was der Geiz mit einem macht, ist wirklich schlimm. Leider vergaß ich, dass ich übermorgen einen Flieger besteigen werde. Am nächsten Tag nun erhalte ich von South-west Airline eine Mail, in welcher mir ein zusätzliches Gepäckstück für lau offeriert wird. Ein misslicher Gedanke nimmt Gestalt an. Wir stehen also nahe des Flughafens und überlegen, was den zu tun sei mit 20 Büchsen Bier. Diese einfach einem daher streunenden Alkoholiker zu überlassen, bringen wir nicht fertig. Also die Büchsen einfach rein in den Seesack. Am Flughafen, draußen direkt vor dem Terminal, gibst du den Mietwagen ab und wirst unterstützt bei der Abgabe des Gepäcks. Da stehen wirklich welche bereit und fragen, mit welcher Airline du fliegst. Diese schicken dann die Mitarbeiter, welche sich deines Koffers annehmen. Was ein Service! Ich stelle also meine Gepäckstücke auf die Waage. Mist, eines ist zu schwer. Nun muss ich mitten in der Meute meine Taschen öffnen und das Bier zwischen meine Slipper sortieren, um der Gewichtsbeschränkung gerecht zu werden. Die haben nicht schlecht geschaut, als eine nach der andern Dose zum Vorschein kam. Sicher ist vieles in Amerika merkwürdig normal. Unverständlich ist allen, eingeschlossen uns, warum zur Hölle man so viel Bier mitnehmen muss im Flieger. Ich buch noch schnell irgendein Hotel und ab geht’s.

Kurz vor New Orleans sieht man eigentlich nur noch flache, nasse Flächen.

New Orleans

Wir holen unseren Mietwagen. Kaum sind wir auf dem Highway in die Stadt, spielen sie im Radio – House of the Rising Sun. Besser kann‘s ja gar nicht sein. An unserem Hotel angekommen, hege ich so meine Zweifel. Die Bilder im Internet sahen gut aus. Diese sind wohl in einem anderen Jahrhundert gemacht worden. Erst mal schauen. Es ist spät und jetzt noch losziehen haben wir keine Lust. Im Zimmer ist ein sehr dicker plüschiger Teppich. Die langen Fasern haben alles, ja wirklich alles der letzten Jahre in ihren dunklen Zwischenräumen verschwinden lassen, um es durch die Bewegung eines Unachtsamen wieder ans Tageslicht zu befördern. Schuhe bleiben schon mal an! Die Fenster zur Terrasse sind aus Gründen der Sicherheit verschraubt. Das Glas seit Jahren nicht gereinigt. Immerhin ist das Bett sauber und bequem. Für eine Nacht wird’s schon gehen.

Auf dem Gang schleichen merkwürdig Gestalten herum. Wir werden argwöhnisch begutachtet. Definitiv ist das nicht unser Rudel und sie sehen es genauso. Wir einigen uns auf Leute, die dem Winter entfliehen und nicht wirklich Geld dafür haben.

Im french Quarter ist Nachts immer etwas los. Kleine Lokale laden mit live Music. Ganz gute Mucke, aber das ist gemacht für die Touristen. Keiner von denen get the blues, sie playing ihn nur.

Wir sind in der Nähe unseres Hotels und ich habe all das Bier im Auto gelassen. Kurzerhand gehe ich in die Kneipe an den Tresen und frage nach zwei Bier zum Mitnehmen. Der Kerl schaut mich total komisch an. Ich schau an mir runter. Hab ich da irgendwas an meinen Klamotten. Nichts. Ich sage, dass ich solch einen Durst hätte. Wenn er nicht to go hat, trinke ich eins hier. Jetzt erst merke ich den allgemeinen Blick auf mich. Auch ist es mucks Mäuschen still. Ja und da ist nicht einer, der so mager pigmentiert ist wie ich. Der Keeper stellt mir zwei Flaschen hin und plötzlich steigt der Geräuschpegel wieder. Ich verabschiede mich mehr in den Raum hinein und gehe. Am nächsten Morgen werde ich von einigen gegrüßt, denen ich auf dem Weg Downtown begegne. Komisch – ich bin jetzt so was wie ein Stepbrother. Jo man!

In der Tourist-Info erkläre ich, wo wir untergekommen sind. Sie schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und greift zum Telefon. »Da können sie nicht bleiben! Ganz üble Gegend!« Für die eine Nacht ist das schon ok, meine ich und außerdem kenn ich die halbe Straße. »Ich habe mich nur nicht getraut zu fragen, wo so ein richtiger Black Guy Bluesschuppen ist. Da, wo sie fühlen, was sie singen.« Die junge Lady, selbst sehr dunkel, (komisch das man das dazu sagen muss um zu verstehen) konnte meinen Wunsch sehr gut verstehen und war drauf und dran mich zu begleiten, meinte letztendlich aber »Selbst wenn du mit mir da hingehst ist es nicht sicher für dich« Ja schade.

Dieses Kerles Berufsinhalt ist gleich dem eines deutschen Beamten. Still verharren. Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Nur in dieser Haltung lange zu stehen, scheint doch sehr unbequem.

Wir fahren natürlich mit einem Schaufelraddampfer. Nicht den Fluss hoch bis Baton Rouge. Nein nur auf die andere Seite.

Kleine ruhige Straßen mit kleinen frei stehenden Häusern ohne Verkehr.

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