Wir haben lange geschlafen, wie lange nicht. Als erstes möchte ich den versprochenen Meerblick überprüfen.
Es ist sehr grün und nass. Das Meer versteckt sich weiterhin in den Wolken.
So fahren wir den Hügel runter an die Küste. Die Orte hier liegen eigeklemmt zwischen Fels und Brandung. Anders kann man es nicht beschreiben. Jardim do Mar.
Sicher werden oft Gebete gen Himmel oder zu dem Gott des Meeres gesandt, welche um Schutz bitten. Lange Zeit waren diese Orte gar nicht erreichbar. Entweder du gehst zu Fuß die Steilküste hinunter oder du hast das Glück, einen Esel zu besitzen, welcher dir das ein wenig erleichtert. Erst mit den vielen Tunneln wurden sie für Autos zugänglich.
Madeira wird ja auch mit dem Beinamen Blumeninsel geschmückt. Ich frage mich nur, welches Sinnesorgan die Bienen hier haben, um die Blüten auch zu finden. Sonar wäre sicher angebracht. Wir gehen runter bis zur Strandpromenade. Kaum einer verirrt sich hierher. Von Touristen ganz zu schweigen.
Hinten sieht man schon den nächsten Ort. Ihn trockenen Fußes entlang der Küste zu erreichen- eine Illusion.Wir fahren durch einen 3 km langen Tunnel, welcher natürlich nicht so viel Freiraum für blumige Beschreibungen lässt und kommen nach Paul do Mar. Da steht er auch schon, der Paul. Eigentlich ist es die Statue of Dr. João MaurÃcio. Unentwegt schaut er aufs Meer. Kann ich auch verstehen. Es übt immer wieder einen magischen Bann auf mich aus. So auch heute.
Gleich nebenan eine kleine Marina, nur marginal vor den Wellen geschützt. Alte Männer werkeln an ihren Kähnen, welche schon in die Jahre gekommen, wie sie selbst. Im Hintergrund drängt sich Wasser durch den bunten Fels, um ins Meer zu stürzen.Schaut man die Küste entlang, bietet sich dir ein melancholisches Bild. Nicht nur die im Dunst verhangene Küstenlinie. Im Vordergrund scheint ein Jemand, welcher aus dem sozialen Gefüge gefallen, seine Heimstatt gefunden zu haben. Der Blick mag berauschen, aber kann er sich daran laben?Auf der Schutzmauer sitzen Krabben und schauen aufs Meer. Das kann ich gut verstehen. Wenn wir auch so unterschiedliche Art haben unser Leben zu meistern, gibt es offensichtlich auch Gemeinsamkeiten.Die Häuser in erster Reihe, wie verlockend es auch scheint, haben sicher viel Aufmerksamkeit nötig um einigermaßen in Schuss zu bleiben. So stehen einige arg Mitgenommene zum Verkauf.Da wir noch nicht so richtig Hunger verspüren, den Platz aber nett finden, wollen wir herausfinden wie lange denn das Lokal geöffnet ist. So einfach wie es klingt, ist es mitnichten. Keiner spricht hier englisch. So werden alle zusammengerufen um sich einzubringen. Auch wenn es schwierig ist, erfreut mich die Ursprünglichkeit, das von Touristen noch Unverdorbene.
Wir schlendern teils durch den Ort, teils die Promenade entlang. Einige alte Männer sitzen auf der Mauer. Ihr Gesicht genauso gefurcht wie der Fels hinter ihnen. Ja das stürmische Meer fordert halt seinen Tribut.So fahren wir erst mal die steile Straße zu unserem Hotel zurück.
Dort angekommen sehen wir partiell den Blick, welcher uns versprochen.
Am Nachmittag fahren wir hinunter nach Praia da Calheta. Es ist eine nicht enden wollende kurvige Straße hinab. Hier haben sie, was wir gelesen, Sand aus der Wüste Marokkos her geschifft um so etwas wie Strand zu schaffen. Einen Versuch durchaus wert. Den Vergleich mit den endlosen Stränden Australiens sollte man tunlichst vermeiden. Fischer stehen, obwohl es strikt untersagt, auf den Molen zum Meer hingewandt. Ob sie werden eines Fisches habhaft, konnte ich nicht feststellen. Wir laufen die fast menschenlose Promenade entlang und schauen der Dünung zu, wie sie versucht sich zurückzuholen, was der Mensch ihr unter großen Mühen abtrotzte.
An der nachfolgenden Marina kehren wir um. Zum Einen geht es nicht viel weiter, zum Anderen stellt sich plötzlich gewaltiger Hunger ein. So fahren wir den Berg an, um bei dem ersten Restaurant (Convento Das Vinhas) zu stoppen. Kein weiterer Gast versucht um diese Zeit, so gegen 6, sein Glück. Als wir auf die Karte schauen ist es schon klar, dass wir nicht mehr zurück können. Jeder der Angestellten schaut sehnsüchtig auf uns. GG hätte auch keine Kraft mehr weiter zu fahren. Mit tollem Blick auf die Küste und den Ort warten wir auf unser bestelltes Lamm. Als die Teller dann kamen, bekam ich es fast mit der Angst zu tun. Wie viele Lämmer mögen wohl für dieses Mahl geopfert worden sein? Überschwänglich gefüllet mit Bergen von Fleisch. Ansonsten war da nur noch Platz für ein Viertel einer geraspelten Möhre. Die Fritten und das Gemüse werden auf extra Tellern serviert. Wahrscheinlich weil sie kein Platz gefunden hätten. Mit dem Gefühl einer Lämmerherde im Bauche, verlassen wir die leeren Teller.
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