Heut geht unsere Fähre. Wir wohnen ja nun noch immer am weit abgelegensten Ort. Höchst wahrscheinlich bezieht sich die Angabe nicht nur auf die Insel, sondern auf das ganze Universum. So muss es sein, da es GG zum wiederholten Male feststellte. Mein Zimmer habe ich sehr genossen und wenn es so am Ende aussieht – nun gut.
Das allersüdlichste Dominica hatte sich uns bis jetzt noch nicht gezeigt. Wir also früh raus und runter. In Portsmouth suchen wir einen Bäcker. Leider ist so etwas in diesen Kulturkreisen kein essentieller Bestandteil des guten Lebens. An der Straße stand eine Frau mit ein paar Wäschekörben, in denen sie Backwaren offerierte. »Kokosmehlbrötchen?« – »ja nehme ich.« »Rosinenbrötchen?« – »ja, ja die auch.« – »Karamellisierte Erdnüsse?« – »klar, warum nicht.« Jetzt aber los. Rauf auf den Coast highway und down the island. Ich bin angekommen im Kulturkreis und fange an zu überholen. Diese lahmen Touristen immer. GG schaut weg und lässt mich gewähren.
5 Minuten dauert die Querung der Hauptstadt ? und kurze Zeit später sind wir in Soufriere. GG findet den Ort sofort nett. An der hintersten Ecke des Strandes um die Kirche herum ist ein spezial Spa. ? (Bubble Beach Spa)
Hier steigen kleine warme Blasen aus dem Boden und trudeln denen im Champagner gleichend gen Oberfläche.
Mit Steinen zum offenen Meer abgrenzend, entsteht so etwas wie ein outdoor Whirlpool. Na – wenn ich ehrlich bin, ist die Bewegtheit etwas übertrieben. Angenehm ist es allenthalben, die warmen Strömungen zu spüren. Das Business betreibt ein Einheimischer, der wie es aussieht, diesen Streifen des Strandes einfach mal akquiriert hat. Er bietet einen Umkleideraum, Schnorchelequipment zum Ausleihen, zwei Liegen zum mieten, eine Fotobank und eine Massagehütte.
Mir war etwas mulmig, mein Auto vollgepackt im Orte stehen zu lassen. Meine besondere Beziehung zum Herrn offerierte mir, den Wagen in seinen Schoß zu legen, sprich auf dem abgezäunten Kirchengelände abzustellen, während ich mich an seiner Schöpfung erfreue. Als ich mich nun noch auf dem Gelände umkleidete, meinte GG, dass das nicht angebracht sei. Ich entgegnete ihr »Wenn einer genau weiß wie ich aussehe ist er es, somit wird er auch der Letzte sein, vor dem ich mich verstecken muss.«
Wir gehen nach dem Spa noch ein wenig schnorcheln. Die Fische mögen offensichtlich dieses warme Wasser. Bewegst du dich wie ein Stück Treibholz ignorieren sie dich als Gefahr und schwimmen 5 cm neben dir, gleichsam getragen von den Wellen und den blubbernden Blasen. Unheimlich friedlich und entspannend.
Das Leben als Treibholz ist mancherorts gar nicht so schlecht. Zurück an Land ist der Manager verschwunden. So etwas wie die Kasse des Vertrauens fordert durch den darin enthaltenen Schlitz beharrlich dazu auf, einen Obolus zu entrichten.
Das letzte Zipfelchen Dominicas (Scott´s Head) ist in Sichtweite. ? Es hängt einem Blinddarm gleich an der Insel, ragend ins offene Meer und ist mit dieser nur durch einen ca 20 Meter breiten Streifen verbunden.
Hier soll man super schnorcheln können. Die Wasserfärbung alleine ist schon berauschend.
Ich muss da rein. Diese kleine geschützte Bucht hat glasklares Wasser und hellen Sand. Kaum bist du ein paar Meter ins Meer, kannst du die Fische im Riff sehen. Bisher der beste Schnorchelort! Wir beschließen weiter raus zu schwimmen. Der weiße Sand ist plötzlich weg und der Fels geht senkrecht nach unten. Ich komme mir komisch vor.
So bodenlos. Sehe ich da unten den Erdkern leuchten? Der Schein trügt, da es vor dieser Kante schon so tief war, um sicher zu sein. Ob 10 oder 30 Meter ist letztlich egal. Komisch ist es auf jeden Fall. GG schwimmt weiter. Ich folge ihr. Wir kommen in unruhiges Gewässer an der offenen Seite der Bucht. Feinste Partikel werden durch das Wasser gewirbelt und scharfzackige Untiefen ragen herauf. Gemütlich ist anders. Sehen kann ich kaum noch etwas und knalle einmal gegen die Korallen. Wir drehen um und beschnorcheln lieber die Fische an des Ufers Riff.
Zurück in die Hauptstadt.
Es gibt hier eigentlich nichts zu kaufen. Also für uns. Ich meine diese Souvenirläden. Oder handwerkliche Kunst. Wir essen etwas und mir wird ganz flau, wenn ich an die folgende Überfahrt denke.
An der Mietwagenstation packen wir allen unseren Kruschtel aus und versuchen diesen in die Taschen zu bekommen, um dann mitgeteilt zu bekommen, dass wir mit unserem Auto zur Fähre fahren. Also alles wieder rein.
Die Sonne lacht, 75% Luftfeuchtigkeit – wir stehen am Fährterminal. Um Dominica verlassen zu dürfen, muss eine Gebühr von 59EC$ bezahlt werden. Diese dient sicherlich dazu, die Bevölkerung auf der Insel zu halten.
Ciao Dominica, der du von Christoph an einem Sonntag gefunden worden bist und er es zu unwirtlich fand, an Land zu gehen. So seiest du noch heute die Insel der Karibik, an der die Zeit weitestgehend vorbei gegangen ist. Ich mag sie.
Die See meint es gut mit uns.
Die Fahrt verlief ruhig. 8 Anrufe auf dem Handy. Der Vermieter wollte wissen, wann wir wo ankommen. Er versucht es auf kreolischem englisch, wobei die Stahlabschirmunbg und der dicke Diesel des Schiffes, eine Kommunikation kaum zulässt. 5 Mal telefoniert und immer noch nichts klar. Bei der Einreisekontrolle drängeln wir uns etwas vor. Na nicht wirklich mit Ellenbogen. Sie eröffneten eine neue Reihe für diejenigen, die nur von der Nachbarinsel (Teil von Guadeloupe) kommen. Ich kann ja nun kein französisch und stell mich einfach vorne an. Nach 2 Minuten bin ich durch. Unser Vermieter möchte uns abholen. Dazu fährt er erst in unser Quartier, dann zum Flughafen und nun zum Fährterminal. Alles sehr nett gemeint. Wir sitzen im Terminal und warten. Warten bis keiner mehr hier ist.
Die restlichen Taxis verschwinden. Gleich geht das Licht aus. Wir sitzen einsam herum.
Unser Vermieter kommt zu dritt, um jegliche Sprachbarieren besser managen zu können. Wir beziehen unser Zimmer, das wiederum am weitesten weg ist von allen Attraktionen der Insel, wird mir gerade mitgeteilt. Kochen Spaghetti mit Tomatensauce, welche wir noch von Martinique durch den Zoll von Dominica schmuggelten.
Liebe Joe und GG,
es ist wieder sehr schön, auf Eurer Reise mitgenommen zu werden.Ihr seid richtige Abenteurer! Klingt von Lyon aus sehr unreal alles… Alles Gute für das Ende des Jahres 2015. Bin schon sehr gespannt auf Eure Erzählungen.
Bises
Anne-Marie