Yayoi Kusama: Eine Retrospektive 🇩🇪 (🇯🇵)

Gropius Bau 23. April bis 15. August 2021

A Bouquet of Love I Saw in the Universe

Wir hörten von einer interessanten Ausstellung. Nichts Genaues – halt nur so. Auch ist Corona immer noch da. Es fühlt sich langsam besser an. Eventuell hat man sich auch nur daran gewöhnt. Das macht sich schon bemerkbar darin, dass man es komisch findet, sich auf einen freien Platz in der Bahn zu setzen, wenn daneben jemand sitzt. Ein weiterer Nachteil ist die ständige Unterkunstung an der die Gesellschaft zu leiden hat. Die Kunsthalle, welche mich vor dem Kollaps zu verwahren versteht, ist größtenteils geschlossen gewesen.

So rufe ich alle paar Tage die Seite vom Gropius Bau auf und lese nur »Momentan sind alle verfügbaren Termine ausgebucht« Die Ausstellung geht nur bis zum 15.08. Kurz vor unserem Urlaub schaue ich noch einmal rein. Es war eher um das Gewissen zu beruhigen, nichts unversucht gelassen zu haben. Da gibt es plötzlich zwei Zeitfenster am letzten Tag. Ich kaufe sofort, auch wenn uns das auf der Rückfahrt etwas unter Stress setzen könnte.

Nun stehen wir vor dem Bau und sind gespannt. Selbstverständlich habe ich mich nicht vorher informiert, was mich erwartet und gehe wie immer völlig unbefangen rein. Zumal das Japanische auch nicht zu meinem angeborenen Kunst- wie Kulturverständnis zählt. Wer hier eine wissenschaftlich korrekte Analyse erwartet, sollte sich auf anderen Seiten umschauen. Ich möchte hier nur ein paar Werke zeigen und was mir durch den Kopf ging.

Kaum bist du ein paar Meter ins Gebäude vorgedrungen, erwartet dich das. Ich weiß nicht, was es soll. Ich weiß nicht, was es ist und ich weiß auch nicht, ob es irgendwas bedeutet. Doch es ist toll. Der ganze Raum ist in einem dämmrigen Licht gehalten. Nur die Kunst an sich als Quelle dieses pinken Lichtes, welches an dir reflektiert, dich zum Teil des Werkes werden lässt – keine geraden Kanten – alles verwunden miteinander. Da durchzugehen bewegt.

Wir betreten die eigentliche Ausstellung. Ich bin hoch gespannt. Man muss sich ja irgendwie einstellen auf das, was dir wird geboten. So stand ich nun vor diesem und überlegte. Ein Umhang oder ein bewaldeter Berg? Eventuell in Flammen? Schauen wir aufs Schild »The Heart« OK

Hier fühlte ich mich sofort ins outbackische Australiens versetzt. Hatten nicht die Ureinwohner so einen Bezug zu dem Inneren und den Kontakten ins Außen. Das Werk ist ohne Titel, den braucht es auch nicht.

Schauen wir uns gemeinsam das nächste Werk an. Hm. Das sind irgendwelche Fäden. Könnte auch irgendwelches, quasi ortstreues Getier auf dem Meeresboden sein. Der Stacheldraht verwirrt. Schläuche mit irgendetwas darin? »Accumulation of Corpses« ist der Titel. Viel hilft mir das nicht. Ist es das, was von ihnen übrig? Oder schon im Darm eines Aasfressers, den Zyklus schließend?

Dieses lässt mich als Erstes an eine Röhre oder einen Tunnel denken. Die Wandung wie ein Seil geflochten. Am Ausgang Bäume. Anzusehen nicht schlecht – doch was ist es. Wieder einmal schaue ich auf den Titel. Der fast Gleiche wie vom vorherigen Werk.

Hiermit kann man ja mal was anfangen. Gestalten stehen im Gelände und tun etwas. Was ist nicht ganz eindeutig, doch schon diese Erkenntnis ist mehr, als ich aus den vorherigen Werken entnehmen konnte. Das Schildchen bringt die Auflösung. Ernte -ja, das passt. Welche Frucht sie da dem Boden entreißen, ist nicht betitelt.

Am Ende der Ausstellung habe ich das noch so im Schwebezustand meines Gehirns. Also, das ist jetzt hier vorweg. Es muss etwas sehr Bewusstseinserweiterndes gewesen sein, was hier kultiviert, geerntet und dem Körper zugeführt.

Also – wenn du dich echt bemühst und nicht schon durch die vorangegangenen Werk derart in die Irre geführt worden bist, besteht immerhin die kleine Möglichkeit, dass du erkennen könntest was hier abgebildet. »Fish«

Hier sind Millionen kleine Schnipsel auf einer zur Mitte hin farblich graduierten Oberfläche. Das muss gar nichts bedeuten. Es hat schon Millionen mehr Informationen als diese rote Leinwand in der MoMa. Korreliert toll zu dem Namen »Infinity« – Als wenn ich’s nicht gewusst hätte

Hier kommen wir nun zum nächsten Werk. Klar sticht das hell beleuchtet Boot heraus. Gefüllt ist es mit lauter kleinen – ja ich würd sagen wollen – Würstchen. Mich erinnert’s sofort an die momentane Weltsituation mit den vielen Flüchtlingen, ausgelöst durch das veränderte Klima und die immer rauer werdenden Methoden der Diktatoren. Doch die Flüchtlinge als arme Würstchen darzustellen, auch wenn sie solche sind, halte ich doch ein wenig am Rande des politisch korrekten.  Dass ich total falsch liege, erfahre ich auf dem Schildchen. Es ist von Phallussen die Rede. Na ja, ich lag falsch, aber schlauer komme ich hier nicht raus.

Das ist eine schöne plane Fläche mit vielen runden Stickern. Wem’s gefällt – OK. »Accumulation by Space« So simpel kann es also sein. Eine Anhäufung. Und Alle stehen davor und überlegen sich hochgeistige Interpretationen als einfach zu sehen.

Das ist gefällig anzusehen. Schaut ein wenig wie ein missglückter Häkelversuch aus. »Flower with nets« Ich würd es ja eher Flower Nets nennen.

Das Tolle an dieser Ausstellung sind diese speziellen Räume. Nicht, dass du davor anstehen musst, trotz der beschränkten Anzahl der Besucher. Uns ist ja jetzt klar, dass das hier keine Würmer sind. Doch was es soll… Es hat jedenfalls einen tollen Effekt in diesem verspiegelten Quader. Und klar ist auch, die Einzige, die die eines der hier dargestellten Teile nicht hat, steht neben mir. Ich denke richtig zu vermuten, dass ihr das schon vorher bewusst. »Infinity Mirror Room – Phalli’s Field«

Und so geht es weiter. Etliche Gegenstände sind damit verziert was der Mann sein bestes Stück nennt. Ob die verzierten Objekte damit dazugewinnen, scheint doch eher fraglich. Mir jedenfalls.

Die Künstlerin selbst ist auch Teil der Kunst oder sagen wir mal, sie arrangiert sich da drin. Aber dieses Festlegen auf diesen speziellen Teil scheint doch sehr überzogen. Als Protest gegen die männerdominierte Welt – könnte ich gelten lassen. Doch darum scheint es nicht zu gehen. Und sich als Frau damit zu schmücken. Mit so vielen? Einer wäre doch mehr als genug. Das sag ich aus Erfahrung.

Diese junge Dame ist hoffentlich nicht mit dem geschmückt, was wir in den vorhergehenden Kunstwerken sahen. Es sieht eher wie nicht mehr ganz frische Früchte aus.

Das Kunstwerk ist augenfälliger. Zwar weiß ich damit auch nichts anzufangen auf den ersten Blick. Doch es entspricht eher dem, was wir unter Kunst verstehen.  GG fügt sich nahtlos ein.

Diese reflektierenden Kugeln sind nur ein marginaler Teil der ursprünglichen Anzahl und doch nicht minder Imposant. Die vielfältigen Reflektionen, gebunden in der Anzahl sehen schon beeindruckend aus. Es wird in dieser Ausstellung oft mit spiegelnden Flächen gearbeitet, was einen gewissen verstärkenden Effekt erzeugt. Ich mag’s.

Die Künstlerin organisierte auch einige Veranstaltungen, Kunstpartys, Vernissagen, Performen – je nach dem wie’s der Zuschauer sieht – welche die Presse doch eher als sexuelle Exzesse betitelte. Na ja – so gänzlich unbekleidet und jeder verziert jeden mit Punkten – da kann man schon von Hilfsmitteln ausgehen, welche nicht ganz legal. Die Künstlerin wollte wohl die sexuelle Revolution nach Japan bringen. Seit dem die westliche Welt Zugang zu den Inseln hat, ist das wohl nicht mehr möglich.

So ist das schon eher akzeptiert um seine Obsession in Punkten auszuleben.

Ganz erstaunt war ich hierbei. Da ist ja mal richtig etwas zu erkennen. Mehrere Vögel. »Lying with Birds«

Die Künstlerin versuchte sich auch in Keramik. Das war wohl irgendwas mit Gehirn. Darüber wachsen schon die Haare. Vom Eigentlichen ist da nicht viel zu sehen. Ist eventuell realer als das was viele Glauben. Dann  schau ich noch mal hin und sehe, die Schildchen verwechselt zu haben. Sorry – das hier ist FLOWER PETAL.

Diese roten Schnüre, gehäkelt, gestrickt oder geflochten – ich bin da kein Experte – drapiert auf dem Boden – ich wollte was erkennen – doch leider ist es außerhalb meines Horizonts – und so ist es nicht seltsam, dass dieses Werk den Titel »Red Horizon« trägt.

Das fand ich richtig Klasse. Auf dem Foto sicher nicht gut zu erkennen. Dieses Werk hat erst mal psychodelische Farben und es kreiert eine Perspektive. »Repetitive Vision of Floral Pistel«

Auch das ist verständlich. Nicht im eigentlichen Sinne. Sondern einfach nur schön doch nicht »Gentle Are The Stairs To Heaven«

Der nächste Raum ist wieder eine Installation. Ein spiegelnder Würfel mitten im Raum. Aufgegriffen wird hier das Thema Kürbis. Die Verschiebung der Punkte im Spiegel und im Raum, wenn du dich da durch bewegst ist schon beeindruckend. Mit solch einfachen Mitteln bekommt jedes Kind große Augen. Und auch uns ist es nicht verwehrt. Eine kleine Öffnung hat der Würfel. Gerade mal groß genug um deinen Kopf darein zu halten…

»THE SPIRITS OF THE PUMPKINS DESCENDED INTO THE HEAVENS«

»The spirits of the pumpkins into the heavens«

Ich steh hier vor und es gefällt. Sieht wie eine große Menge an weichen Bällen gehäuft in einer Kiste aus. OK – ich hätt’s erkennen können »Accumulation of Stardust« doch bin ich da noch kaum unterwegs gewesen.

Nun folgen viele -ich sage mal – Zeichnungen. Ich mag ja bunt mehr. Doch wenn du die Zeichnungen aus verschiedenen Entfernungen betrachtest haben sie unterschiedlich Effekte.

Bei der nächsten Installation werden wir, ob der Schlange aufmerksam gemacht, nur 30sec zum Betrachten zu haben. Das wurde auch sehr streng durchgesetzt. Schade, hier hätt man sich verlieren können wie im Universum. Beginnend am Urknall, wären die dreißig Sekunden auch lang genug. Da ist so viel passiert, dass dieses dein Leben Lang für Geschichten dienen könnte. Doch heute gehen die Veränderungen im All eher in super slow motion voran.  30 Sekunden verlieren sich im Bias.  »Infinity Mirrored Room«

Der nächste und letzte Raum begeistert mich sofort. Das würde ich mir sofort so an die Wand hängen

Was es auch immer meint, was es auch immer sagen möchte…

Reflektiert auf das Corona Century ist es ja klar. Die Menschen bedroht vom Virus. oder? Woher wusste sie? Doch wie es auch immer ausgeht – bunt ist das Laben.

»PRAYING FOR PEACE IN THE WORLD«

»every day I pray for love«

Mehr ist auch nicht zu sagen

Na ja – wenn ich da so rauf schaue und die erste positive Resonanzwelle meinen Körper überscheitelt hat – sieht doch auch wie kleine Nesseltierchen, Planktongetier oder hat dieses ganz Kleine, was den Planeten überall bevölkert. Gefüllet sind sie mit unterschiedlichster Fracht. DNA? Oder sind das die Überträger der Körperinformation beim eigentlichen Akt?

Also ich würd sagen – Pray for love and make them –

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