Vine valley – essen und trinken 🇧🇷 (11)

Brasilien [Rio Grande do Sul]

Vale dos Vinhedos(BR)

Joe: Heute morgen scheint die Sonne. Ich schmier mir mal wieder – na was denkt ihr wohl – auf meine Stulle. Gut gestärkt machten wir uns auf in das hiesige Weinanbaugebiet. Dieses wurde kultiviert von den Italienern. Es ist eigentlich eine total nette Gegend, die auch überall in Europa sein könnte. Ich fühle mich da nicht 10000km weit versetzt. Das einzige, was dem widerspricht, sind natürlich die so toll blühenden Bäume. Ganz ehrlich, die haben auf dem ganzen Weg meine Aufmerksamkeit am meisten in Anspruch genommen. (🇬🇧 translate article)

Vale dos Vinhedos

 Noch eine kleine kulturelle Differenz zu Berlin bzw zu meinem Bekanntenkreis: Ich weiß nicht genau, ob ich da richtig liege, denn es ist normalerweise nicht das Thema Nummer eins. An des Weges Rand liegen hier einige Motels. Da wir in Amerika oft in denselbigen verweilen für eine Nacht, sahen wir auch hier die Möglichkeit dazu. Im Prinzip ist es möglich. Normalerweise werden die Zimmer stundenweise vermietet. Das ist nur der allgemeine Sprachgebrauch. Die Verweildauer ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Der Erste und sicher nicht ganz unwesentliche ist der, mit wem du da verweilen wirst. Auf deutsch – wie heiss. Der nächste Faktor bildet sich aus dem Start des Besuches abzüglich der Zeit des letzten Besuches. Sprich – wie lange war man nicht in einem Motel. Der dritte auch nicht zu verleugnende Faktor, der das ganze Projekt kippen könnte, ist das Gewicht an Münzen, die du dafür hast aufzubringen, bereit bist. Gebracht in eine halbwegs funktionierende Formel die dem Model weitestgehend entspricht: Verweildauer=Münzen[kg]/(Hotness[*C]+deltaT[day])
Die Einheiten müsst ihr versuchen, selbst umzurechnen.
Muss ich noch erwähnen, was der eigentliche Zweck des Aufenthaltes ist? Auch wenn ihr jetzt so die prinzipielle Idee habt… mitnichten haben sich die zwei, die da zu diesem Treffen kommen, sich kurz vorher auf der Straße oder wo immer auch, gegenseitig aufgeklaubt. Eher ist es scheinbar so, das Paare der familiären Nähe entfliehen, um zu tun, was zu tun ist.

Da die Sonne schon mehr als die Hälfte ihres geplanten Weges für den Tag geschafft hatte – ahnt ihr was kommt? – so wollten wir nicht versäumen, unseren Körpern das, was sie im Moment benötigen zu scheinen, zuzuführen. Wir folgten den Empfehlungen, die wir erhielten. Das Lokal war chic. An einem Piano wurde Musik für des Raumes Klange zubereitet wie in der Küche Essen für des Gaumens Wohl. Die Tische waren bedeckt mit Linnen fein, und um die selbigen verharrten Kellner, welche auf deinen Wunsch hin die Kartoffeln auf deinem Teller in der Sauce zerquetschen. Da dieses nicht meine Welt ist und sich dieser Service bekanntermaßen umgekehrt proportional zu dem Preis-Leistungs-Verhältnis verhält, fiel die Entscheidung, ein anderes Lokal zu wählen. Das Dritte sollte es sein. Nun die nächste Erfahrung. Es gab kein Buffet. Es gab auch keine Karte. Auch nicht nur ein Menü des Tages. Etwas verwirrt war ich darüber, da wir doch am Eingange Bilder von den vielen Gerichten, die hier serviert werden, sahen. Es gab sie alle – ohne wenn und aber. Solange du Willens bist oder kannst. Du nimmst also am Tisch Platz und sofort kommt ein Kellner mit einer Schüssel. Was auch immer da drin ist, du bekommst es auf den Teller. Kaum hast du die Gabel in das was du gerade bekommen hast gesteckt, kommt schon der Nächste. Du bekommst es auf den Teller. Kaum hast du davon einen Bissen in deinen Mund befördert, kommt — brauche ich wohl nicht weiter aufführen.

Prinzipiell war alles lecker. es gab Steak, Hühnchen, Nudeln, Gemüse, Polenta, Salat, Reis… Mir ging da der Zauberlehrling durch den Kopf. Die Geister die ich rief… Wie stoppt man das ganze, ohne die Kellner vor den Kopf zu stoßen. Langsam runterfahren! Erst mal nur noch Testhappen von jedem, bis wir langsam auf 0 angekommen sind. Es klappte. Mir fiel ein Stein vom Herzen, welcher gefühlt in meinem Bauch landete. Plötzlich kam der nächste Kellner. Wir blockten ihn schon auf dem Wege ab. Hoffentlich teilte er nicht der Küche mit, dass wir sein Mahl nicht wollten. Es sah lecker aus.

Froh wieder draußen zu sein, fragte unser Gastgeber, ob ich nicht fahren wollte. Er sei ein wenig müde und so können wir hin fahren, wo wir wollen und auch auf dem Wege dorthin anhalten, wenn uns danach wäre. Kein Problem.

In dieser Gegend fährt einer der wenigen Dampfzüge des ganzen Kontinents.

Carlos Barbosa
Carlos Barbosa

Das wollte ich unbedingt sehen. Wir fuhren zu der Ausgangsstation. Dort hatten sich schon einige Passagiere und ein paar Nietenzähler versammelt. Ich geh da nicht so wissenschaftlich ran, finde es aber irgendwie beeindruckend, wie sich so eine Maschine gemacht aus Stahl, mit schnaubenden Getöse, riechend nach heißem Öl auf den Weg macht. Da sieht man noch, dass und was sich bewegt. Total unbrasilianisch nahm das ganze 5 Minuten zu früh Fahrt auf.

Eigentlich hatte wir nichts weiter vor als ein paar Spumante zu kaufen. Das machten wir währenddessen es in Strömen anfing, zu regnen.


Zurück in der Unterkunft, gab es erst mal Kaffe und Kuchen. Genau zur richtigen Zeit. 19:00Uhr

Zur aufkommenden Nacht (22:00) beschlossen wir São Leopoldo Downtown zu gehen, um der Biere Glas zu leeren. Der Weg führte uns unter einer Bahntrasse entlang, verzieret mit Bänken, welche momentan eher mit wenig Besuchern aufwarten konnten. Nach 15 Minuten kam ein wenig die Zivilisation zurück in Form von Neonröhren, die dieses liebliche Umfeld beleuchteten. Ob sich das zu deren Vorteil auswirkte oder nicht, sei dahingestellt. Andererseits konnte man von diesem Punkt aus Zimbabwe sehen.

São LeopoldoDas ist eine der urigen Kneipen hier. Viele Leute sitzen da und erzählen sich was wer, wo, wann angestellt, gekauft, gesagt oder gesehen hat. Also ich fühl mich wieder wie zuhause. Kann sein, dass ich der Sprache Inhalt nicht hundertprozentig folgen konnte, aber egal. Es war eine gute Stimmung da. Das einzig Negative war, sie hatten kein Eisenbahn-Bier

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