7 Bordkarten
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Joe: Heute Morgen wurde ich durch Sonne in meinem Fenster geweckt. Draußen sind die Anden. Ein Berg mit vier Spitzen – wir nennen ihn nun Vier Zinnen – wird angestrahlt. {Erst viel später habe ich gehört, dass dieser Berg „Cinco Hermanos“ (fünf Brüder) heißt.}
Mission Quattro: 2 Trauzeugen
Wir sind runter in den Ort zur Touristeninformation. Dort fragen wir noch mal nach, wer was wo anbietet und was wir ansehen sollten. Wir erkundigten uns auch nach Mietwagenfirmen. Als wir das offizielle erledigt hatten, fragten wir nach, ob sie nicht jemand wüssten, der unser Projekt durch Bereitstellung seiner Person als Trauzeuge unterstützen wollte. Sie eierten rum und meinten, dass das wohl nicht die Aufgabe der Touristeninformation sei. Sicher ist sie das nicht, aber was ist hier sonst los? Also Fehlanzeige. Unser Herbergsvater wollte auch nicht so richtig einspringen. Wir sind so am Überlegen, wen wir fragen könnten. Wir kennen doch keinen. Erst mal einen Mietwagen besorgen. Dort bot man uns an, einen Wagen für 5 Tage zu mieten und nur 4 zu bezahlen. Es ist sicher nicht das günstigste Angebot. Der Wagen war noch nicht gewaschen und so sollten wir 10 Minuten warten. Diese Zeit nutze GG. um unser Projekt vorzustellen. OK, sie sind dabei. Wirklich! Wir waren mehr als begeistert. Wir werden nun hoffentlich zwei Trauzeugen, eine junge Frau namens Luciana und einen jungen Mann, namens Facundo, Angestellte von Budget Rent a Car, haben. Kann man sich was Schöneres vorstellen?
Mission quattro espero con éxito.
Der Wagen sollte doch erst in einer Stunde fertig sein. Facundo fragte, ob wir ihn ungewaschen nehmen wollen. Wir schauen ihn uns an und sagen ok. Er gab uns den Schlüssen und wir düsen davon. Wir haben vergessen, den Vertrag zu unterzeichnen. Egal, ist ja nun in der Familie.
Wir wollen nach Tolhuin. Sagen wir mal Toll-huhn. Ich also mein crazy Chicken ins Auto und los. Es sind hier ganz andere Farben.
Die Luft ist sehr klar und somit sehen die Berge sehr scharf aus. Alles ist sehr grün. In den breiten Tälern, die unten durch das ausgewaschene Gestein sehr flach sind, wachsen meistens Moose und es ist alles sehr feucht. An den Hängen stehen Bäume, die ein total anderes Verhältnis von Stamm bzw. dicken Zweigen zu der eigentlichen Belaubung haben. Also viel Holz und wenig grün. Ushuaia ist die einzige Stadt Argentiniens, die auf der anderen Seite der Anden ist. Daraus ergibt sich, dass wir die Anden überqueren müssen. Hört sich schlimmer an, als es klingt.
Wir fahren an etlichen Seen entlang, in deren Oberfläche sich die Berge spiegeln. Alles sehr friedlich. Die Ortschaft Tolhuin ist ca. 100 km entfernt. Dazwischen ist nur Natur. Auf der argentinischen Seite Feuerlands gibt es nur 4 Ansiedlungen, die so ein wenig als Stadt zu bezeichnen sind. Erst haben wir Tolhuin gar nicht entdecken können, plötzlich waren wir mittendrin. An der Touristeninformation hing ein Flyer auf Deutsch. Das hat uns sehr beeindruckt.
Ein paar Auszüge:
“Mitte des Jahrzentes 1960, an der Ost-Stirn des Fagnanosees, wohnten einige übriggebliebene Ureinwohner der Insel, die letzten einer Kultur und Geschlecht der langsam verschwand und letztendlich unterging. — Sie hatten sich an diesem Platz geklammert, – ende des Sees – als bedeutendes Land Ihres ursprünglichen Territoriums”
Da kommen einem ja fast die Tränen. Wir sind nun in die beliebteste Kneipe des Ortes. Wie überall auf der Welt, gehst du einfach dahin, wo die Einheimischen hingehen. Ganz abgesehen davon, dass man hier arm werden kann, machten wir den Fehler zwei Gerichte zu bestellen. Es ist für uns nicht zu schaffen. Ich wollte schon vor dem ersten Bissen resignieren. Na ja, probieren wir mal was geht.
Der Strand des Ortes ist auch schön. Er ist ein wenig vom eigentlichen Ortskern entfernt und relativ einsam. Kleine Urlaubsunterkünfte aus Holz, alle ausgestattet mit Kamin und Grill, säumen das Ufer. Zum Baden sicher zu kalt, aber zum Spazieren sehr schön. So klein dieser Ort auch ist – hier ist die Depression Argentiniens nicht angekommen. Sie sind stolz auf ihren Ort, und auf das, was sie schaffen und geschafft haben. Sicher wird Tolhuin nicht der Nabel der Welt werden, aber sicher hat der Ort auch nicht seine Blütezeit hinter sich gelassen. Es fühlt sich jedenfalls gut an.
Wir machten uns langsam auf den Heimweg.
Dazu mussten wir noch den Riss zweier tektonischer Platten überqueren. In Ushuaia – unserer Heimatstadt – wollten wir noch zur Wäscherei, was aber nicht mehr klappte. So buchten wir für den morgigen Tag einen Trip zu einer von Pinguinen bevölkerten Insel.
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