21.12 Udaipur – Ahmedabad (12) 🇮🇳

Indien [Rajasthan]

Morgens erst mal Frühstück. Beim Kofferpacken stand der Boy andauernd vor der Tür und wollte das Geld fürs Frühstück. Sehr merkwürdig. Ich denke, dass derjenige, der zuerst die Rechnung bringt, das ganze Geld einsteckt. Mir im Endeffekt egal aber komisch ist es schon. Jetzt hat uns Harish zum Bahnhof gebracht und gezeigt, wie alles funktioniert.

Auf unserem Fahrschein steht: Udaipur – Ahmedabad, couchette, seat reservation waiting list Number 673. Ich frag mal ganz bescheiden nach. »Heißt das, dass noch 673 vor mir auf diesen Platz spekulieren?« Harish bestätigte meine Vermutung, war damit aber sehr entspannt. Das klappt schon! Ich habe meine Zweifel, hoffe aber inständig. Unsere Taschen haben wir im Bahnhof im Lockroom gelassen (Gepäckaufbewahrung 10R pro Koffer). Harish bekam den Auftrag diese Bahnangestellten auch von unserer kommenden Abfahrt zu unterrichten. Ich bin gespannt.

Joe, GG und Haresh

Zurück in die Stadt, am Tibet-Markt, entlassen wir Harish und haben ihm noch 30€ gegeben. Er steckte es schnell in seine Tasche und wir sagen goodbye. Eigentlich wäre mir ja lieber, er würde uns am Abend zum Zug bringen. Warum? Wir sind hier in Indien. Da ist alles möglich.

Auf dem Markt kauften wir ein paar T-Shirts. (175R) Festpreise! Für die meisten Sachen. Sind in noch ein paar Shops und es ließen über uns die Angebote für Pashmina Schals ergehen. Vor jedem Laden stand Einer, welcher den besten Preis und die beste Qualität nördlich des Äquators offeriert und versprach, dass es nirgendwo anders solch ein Angebot geben wird. Da wir schon einen Schal hatten, versuchte ich es andersherum. Ich nahm den Schal und beim Eintreten in den Laden, noch bevor der Verkäufer den Mund öffnen konnte, fragte ich, ob er einen Pashmina Schals erwerben wolle. Verdutzt gingen die Augen auf und er schwieg. Herrlich, das erste Mal, dass ich gewonnen habe. Langsam verstehe ich, wie es funktionieren kann. Der Verkäufer begreift nun offensichtlich, warum ich dieses tat und steht nur noch neben uns herum. Nur auf unsere ausdrücklichen Fragen bemüßigt er sich etwas zu sagen. Geht doch

Nun wieder zum Schneider. Die Kleider waren einfach ausgedrückt: schrecklich. Hingen runter wie ein Sack und waren viel zu groß. Was sollte das ganze Maßnehmen? Ich wollte gehen und die angezahlten 1000R in Wind schießen. GG meinte, dass man eventuell was retten kann. Der Schneider kam auch noch. Sie haben gemerkt, dass ich nicht zufrieden bin. Nach etlichen Minuten ist dann eine eventuelle Lösung gefunden worden. Ich glaubte nicht so richtig daran. Sind erst noch mal essen im Alhambra. Im Anschluss zurück zum Schneider. Nach etlichen Minuten kam er mit den geänderten Kleidern. Passten immer noch nicht wirklich und die Qualität der Arbeit ließ auch zu wünschen übrig.

Habe mich lange mit dem Besitzer des Nachbarshops unterhalten und Tee getrunken. Gehe die Zeichnungen vom Rahmen (850R) holen und lege sie ihm vor. Er sagt, dass das sehr gute Arbeit sei und daher sicherlich seinen Preis kostete. Als ich ihm diesen nannte, bestätigte er mir ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Langsam fühl ich mich wohl und wir trinken noch einen Tee zusammen und philosophieren über interkulturelle Lakunen.

Zurück zum Schneider. GG hängt dort immer noch rum.

Da die Kleider immer noch nicht gut sind, fahren wir mit dem Chef zu dritt auf dem Motorrad in die Schneiderei.

Dort gibt’s wieder ein großes hin und her. Die Zeit wird langsam knapp. Sind noch ein paar Snacks holen gefahren. Wieder zu dritt auf dem Moped. Klar! Ein Kleid hatt nach dieser ständigen Änderung ein Loch. Die Inder: »Ach, da können wir doch was drauf nähen!« Wir haben’s nicht genommen. Die zwei Kleider, zwei Schals und einen Reißverschluss einnähen hat uns schließlich 3000R gekostet. Mist, ich will zum Zug! Jetzt bringt er uns noch zum Bahnhof. Wie immer mit dem Motorrad. Wir mit unseren belongings im Arm im Affentempo durch Udaipur. Die Kleider wehen im aufgewirbelten Straßenstaub. Egal. Ich assimiliere langsam. Das beruhigt mich, trotz dieser aberwitzigen Fahrt.

Auf dem Bahnhof können wir daraufhin feststellen, dass unser Ticket bestätigt ist. Erst haben wir auf dem falschen Bahnsteig gewartet. Mussten uns ganz schön beeilen. Warum. Ja keine Unter- wie auch Überführung. Der Zug steht drei Gleise weiter. Kann sein, dass dieses Chaos planmäßig ist. Wir also einfach diagonal über die Gleise mit den Rollkoffern und allem Kruschtel den wir gerade in den Händen haben. Abgesehen von dem Schotter und dem Stahl der da im Weg liegt, musst du auch noch aufpassen das da nicht irgendein – natürlich unbeleuchtetes – Vehikel mit beängstigender Geschwindigkeit auf diesen krummen Stahlstücken, genannt Schienen, deinen Weg kreuzt.

Das Abteil teilen wir mit einer indischen Familie. So richtig unterhalten wollen sie sich nicht. Haben wohl einen Kulturschock. Wieso eigentlich? Aber ansonsten war es ok. Ich konnte nicht so richtig schlafen. Das Abteil war von innen abschließbar und somit brauchte ich keine Angst um das Gepäck zu haben. Meine Sicherheitsstahlleine befestigte ich allenthalben.

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