Transitus (13) 🇲🇾🇸🇬

Heute müssen wir nach Singapur kommen. Von Malakka sind es grob gerechnet 2,5h. Meistenteils Autobahn. Leider ist auch unser malaiischer Handyvertrag ausgelaufen. So fahren wir mehr oder weniger Blind Richtung Süden. Kurz vor Johur Bahru ereilt uns ein Wolkenbruch. Es ist als wenn du gegen eine Wand aus Wasser fährst.

Die AVIS Station ist sehr versteckt hinter einer Versicherung. Von außen nicht zu erkennen. Den Angestellten gefragt nach einem Transport zur Grenze, erklärt er sich bereit, uns schnell mal rüber zu fahren. Alles andere wäre zu kompliziert.

So nun beginnt der Transitus. Wie ein jeder solcher, ist er meistens nicht einfach zu meistern. Natürlich gesehen, besteht überhaupt keine Notwendigkeit, einen Ãœbergang so zu erschweren. Wenn man’s ganz genau nimmt, existiert er gar nicht, sondern verläuft fließend. Dagegen hat sich der Mensch unverständlicherweise alles Mögliche einfallen lassen. Das Werden vom Jungelchen zum Mannen, oder das von einem unbeschwerten Mädchen zu Frau, einhergehend mit Abschneiden einiger Körperteile oder rammen von Pflöcken durch die Nase, Pflicht von einem Pinguinkostüm auf der Straße, oder Schlimmeres. Wir wollten nur ein paar Meter weiter. Um nicht schwimmen zu müssen, bauten die Menschen eine Brücke. Wir sollten einfach einen Schritt nach dem anderen machen können, um in neue Gebiete zu kommen. Das eigentlich Einfache, wird uns verwehrt. Da hätte man die Brücke auch einfach weglassen können – schwieriger wär‘s nicht gewesen. Wer hat sich nur diese Grenzen einfallen lassen?

Rausgeschmissen an einer breiten Straße umringt mit langen mehrstöckigen Gebäuden. Es ist höchste Eisenbahn, die geschriebenen Karten einzustecken. Kein Postkasten weit und breit. Eine kleine Verkäuferin erklärt sich bereit, alles morgen einzustecken. Hoffen wir das Beste. Wir fahren erst mal nach oben um den die Straße überbrückenden Steg zu erreichen. Ein schier unendliches Einkaufszentrum lockt all Diejenigen, welche noch ein Schnäppchen diesseits zu machen gedenken. Wir gönnen uns mit unseren letzten Kröten ein Mahl in der Voraussicht, stundenlang durch Grenzkontrollen irren zu müssen. So nun aber! Es geht Rolltreppen Hoch. Es geht Rolltreppen runter. Nirgends ein Schild, welches die Grenze andeutet. In einer großen Halle stranden wir verzweifelt. Wir fragen Sicherheitskräfte, Vorbeieilende und Ladenbesitzer, was den zu tun sei um nach Singapur zu kommen. Keiner weiß etwas und alle streben in irgendeine Richtung. Ok von hier fährt ein Zug. Leider ist er total ausgebucht und die nächste Möglichkeit wäre in 5 Stunden. So fragen wir nach der Busstation. Keiner weiß was! So ziehen wir weiter durch endlose verwinkelte Gänge, treppauf treppab.  Oft sehen wir ein Schild mit der Aufschrift »Woodlands«. Ich hab schon mal was von Graceland gehört! Dann plötzlich eine Passkontrolle. Wir wähnen uns auf dem richtigen Weg. Jetzt kommen wir in eine Art Parkhaus wo ständig irgendwelche Busse abfahren. Die Frage welchen wir denn nehmen sollen, wird beantwortet mit einer alles umschweifenden Geste. Sehr hilfreich, finden wir. Was solls. Ich will weg hier. Wir entern einen der Busse und fragen ob er denn in unsere Richtung fahren würde. Nein, war die befriedigende Antwort. Er würde uns aber für unsere verbliebenen 3RM bis zu Zugstation mitnehmen. Ich drängele mich mit dem ganzen Gepäck in den vollen engen Bus. Immerhin geht es weg hier.

Kaum über die Brücke kommen wir wieder zum Stehen. Die Türen gehen auf und die Hälfte der Fahrgäste verlässt den Bus. Wir fragen nach. Tja die Kontrolle der Busse dauert etwas länger und so beschließen nicht Wenige, bis zur Kontrolle vorzulaufen und zu Fuss die Grenze zu passieren. Der Bus würde bis dahin noch ca 30 Minuten brauchen. Also all den Krempel rausgewuchtet und neben der langen Schlange stinkender Busse bis zum Kontrollpunkt. Was für eine Desorganisation! Die Busse kommen dann ohne Fahrgäste am Kontrollpunkt an. Na gut, so wird es schneller gehen, aber nicht, dass ihr denkt, ihr könntet einfach weiter fahren. Wir stiefeln weiter durch Gänge und wenn ich frage Rechts oder Links, erhalte ich zur Antwort – Rechts oder Links. OK – es reicht. Wir brechen den Versuch ab. Ja, ich bin durch. Wohl durch die Grenzkontrollen, mit allem hier aber auch und noch lange nicht am Ziel. An der nächsten Ecke, wo wir aus diesem Labyrinth kommen, nehmen wir ein Taxi. Der Typ ist für einen Taxifahrer echt redefaul. Auch aussteigen und helfen beim Gepäck – Fehlanzeige. Nun zu der Fahrt. Der Stau hielt sich in überschaubaren Grenzen – jedenfalls wenn man es mit dem diese Woche erlebten vergleicht. Manches ist im Asien einfach unverständlich. Ich kam mir die ganze Zeit so vor, als wenn ich mit einer unisolierten Kapsel durch den Kuipergürtel reise. Der Kerl hatte ne ordentliche Erkältung, weil er ständig in Temperaturen unter null unterwegs ist. Der Scheibenwischer lief ständig, weil an unserer Windschutzscheibe die äußere Luftfeuchtigkeit kristallisierte. Am Ende verpasste er die Straße, stoppt den Taximeter, weil er mein erfrorenes Gesicht sicher falsch interpretierte. Ich hätte alles gezahlt, nur um aussteigen zu können. So kurz vor dem Einfrieren für die Ewigkeit ist man nicht kleinlich.

Unsere Citysuite im Hotel Kai – lasst euch dieses Wort noch mal richtig im Munde zerlaufen – ist so groß, dass einer auf dem Bett stehen muss, damit noch ein Zweiter ins Zimmer passt. (bei dem Bild stehe ich im Korridor.) Grade eben noch ca 30m² unser Eigen. Was für ein Abstieg! Zumal fürs gleiche Geld. Dazu sag ich nun gar nichts mehr. Wir sind ja schon einiges gewöhnt. Dieser Ãœbergang fordert uns schon einiges ab.

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