Totes Meer (5) 🇮🇱

Petra: Nach dem Frühstück zurück nach Aqaba  العقبة‎ )) In zwei Stunden sind wir da. Auch dem geschuldet, dass unser Fahrer die Geschwindigkeitsregeln in südländischer Manier befolgte. Rein in die Grenzkontrolle. Raus aus Jordanien kommt man relativ einfach. Rein nach Israel fordert etwas mehr Zeit. Wir werden gefragt, ob wir in den letzten zwei Wochen in China, Korea, Iran oder Italien waren. Hä? Ja der Corona Virus ist massiv in Italien eingefallen. Irgendwie kommen wir auch da durch. Ich frag mich, wenn du aus Italien kommst und eine ein Tages Tour nach Petra gebucht hattest, kommst du dann zurück? Unser Auto steht friedlich auf dem Parkplatz mit all unserem Kruschtel. Ich bin erleichtert. Auf geht‘s Richtung Norden.

Noch ist unser Timna Park Ticket gültig und wir haben 1,5h Zeittoleranz.

Also noch mal schnell hinein und eine kleine Wanderung gemacht.

Folgend einfach die Straße lang für ca 3 Stunden.

Das Tote Meer kündigt sich an. Weißer Kalkstein von Rissen durchfurcht. Dann sehen wir das erste Blau. Auch in der Luft spürt man das Salz. Eine wirklich eigentümliche Landschaft. Salzstücke schwimmen wie keine Eisberge im Wasser.

In der ruhigen Oberfläche spiegelt sich das Jordan Gebirge, welches so nah und doch nicht zu erreichen. Wer nur hat sich die Idee von Grenzen ausgedacht? Das aberwitzigste ist, das wir 2/3 des Weges hätten einsparen können. Von Petra fährt man 2 Stunden Richtung Süden und dann auf der anderen Seite der Grenze wieder nach Norden. Das nur, weil es der einzige Grenzübergang ist, der Passagen erlaubt.

Ganz am nördlichsten Zipfel befindet sich unser heutiges Hotel. Biankini Village Resort (160€/N) Die Beurteilungen im Internet waren etwas zwiespältig. Eine richtige Wahl haben wir allerdings nicht. Rund herum keine weitere Bleibe. Ich möchte nahe an Jerusalem sein und doch nicht mitten in der Westbank. Kaum den Abzweig runter, bestätigte das Bild meine schlimmsten Vorahnungen. Glücklicherweise war das noch nicht unser Hotel. Ein paar Meter weiter dann das Gesuchte.

Es erscheint wie ein Vergnügungsparkeingang. Dinosaurier Nachbildungen sowie einige Skulpturen, die hier so gar nicht her passen.

Das Zimmer, ein kleiner Reihenbungalow, war an sich sehr schön. Alle Wände in marokkanischer Art gekachelt. Erst mal runter zum Meer.

Uns fällt das etwas verwahrloste Gelände auf. Hinter jeder Ecke liegt irgendwelcher Unrat. Sicher war das einmal liebevoll angelegt. Die Liebe scheint diesen Ort aber verlassen zu haben. Keiner scheint sich zu kümmern, es in einem akzeptablen Zustand zu halten. Die Treppen hinunter halb überwuchert halb desolat.

Am Strand genaue Instruktionen, wie du ins Wasser steigen sollst. Auf keinen Fall das salzige Nass in die Augen oder in den Mund. Wir versuchen unsere körpereigene Feinmotorik dementsprechend einzustellen. Es sieht sicher nicht sehr aufreizend aus, wie wir nun in das Wasser gleiten. Haltungsnote eher 2.3. 🥴 Also reingeschwankt auf dem jahrtausendealten glitschigen Mergel-Grund, in die Knie und langsam umdrehen. Nun mit dem Rücken langsam in die Waagerechte. Die Hände kannst du getrost über dem Wasser halten. So kommst du nicht in Versuchung dir mit diesen Patschnassen, die Haare aus dem Gesicht zu streichen.

Das Wasser hat 18° – nicht gerade warm. Ganz an der Oberfläche ist es etwas wärmer.  Wir treiben in diesem Wasser wie Quietscheentchen in der Wanne. Schon ein berauschendes Gefühl. Die Konsistenz des Wassers ist merkwürdig. Bewegst du dich ein wenig, siehst du die Schlieren im Wasser. Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergen. Wir waschen das Salz in den hier Tag und Nacht laufenden Duschen ab. Duschen ist eventuell auch ein wenig hochgegriffen für diese Installation. Ein dicker Schlauch, befestigt an einer Stange, entlässt das Wasser im vollen Schwalle auf einen Betonklotz. Schön ist anders. Auch die dort positionierten Plastikstühle hatten auch schon bessere Zeiten.

Wir bräuchten noch etwas zu essen. Ein marokkanisches Restaurant verspricht eigentlich einen besonderen Schmaus. Es liegt mit tollem Blick über das Meer in hellem Neonlicht. Durchsichtige Plastikstühle flankieren einsam die gedeckten Tische. Ist irgendwie nicht unseres und offensichtlich auch nicht das, der anderen Gäste. Was nun? Hier ist rundherum nichts.

Wir bekommen den Tipp uns in eine nahegelegene Tankstelle zu bewegen. 🌍 Klingt verlockend, oder? Hier nun brennt die Luft. Was ein Trouble. An einer Theke erstehen wir Rindfleisch mit Reis. Das war wider Erwarten sehr lecker. Das Fleisch zerfiel unter leichtem Druck mit der Gabel und die Portion war ist auch sehr großzügig.

Zurück im Hotel, machen die neben uns großen Radau. Langsam manifestiert sich bei mir der Gedanke, dass nicht nur das Personal hier das Problem ist. Auch die Klientel. Die rennen die ganze Zeit hin und her, schlagen mit den Türen und brüllen im Gelände herum. Die mitgeführten Kinder verlangen viel Aufmerksamkeit. Ständig rufen sie quer übers Gelände nach Papa. Nicht nur einmal, sondern wirklich bei jedem Schritt. Papa, Papa, Papa, Papa, Papa, Papa… Denken die, er hat sie noch nicht laufen gesehen? Allenthalben erscheint mir, die Erwachsenen föhnen ein wenig dem Alkohol und haben noch nicht den Unterschied zwischen Genuss und zuschütten verstanden. Komisch das hier? Wir fragen an der Rezeption nach Optionen und bekommen ein anderes ruhiges Zimmer. Dieses hat nun deutlichere Gebrauchsspuren. Überall sieht man die Jahre

Vorne am Corso des Hotels, ist so etwas wie eine religiöse Stätte. Hier sitzen nun die Gläubigen in ihrer Tagestracht. Nur Männer. Ein Jeder in demselben Garn. Selbst die Kinder. Modefirmen beißen sich daran sicher einen aus. Am Geländer stehen Welche, welche in den Abendhimmel heulen. Dazu bewegt sich der Körper vor und zurück. OK – tanzen finde ich schöner und es gibt auch Melodien welche lieblicher mein Ohr schmeicheln. Aber jeder nach seinem Plaisir. Für mich wäre allerdings dieser totale Mangel am weiblichen Geschlecht ein Grund zu konvertieren. Wie viel anregender finde ich Gespräche, bei denen unterschiedliche Betrachtungswinkel und Gefühlswelten aufeinander prasseln.  Gleichfalls die vorgegebene Kleidung, welche bei weitem nicht die Mannigfaltigkeit der unterschiedlichen Persönlichkeiten darstellen kann. Der Anarchist in mir erwacht, wenn ich das auch nur sehe. Ich mag die Vielfalt, die Gesellschaft der Frauen, das Lächeln, das Meer und den Fels…  interessant finde ich auch das Miteinander dieser Gruppen von Männern. Hier wie auch in Jordanien verbringen sie viel Zeit miteinander. Fas ausschließlich unter sich. Also den Tag über. Dabei haben sie für mich befremdlich, einen sehr engen Körperkontakt. Sie knuddeln, umarmen, streicheln, schäkern miteinander, so wie ich es eigentlich nur von frisch Verliebten kenne. Fehlt da nicht offensichtlich die Frau? Was wird hier kompensiert? Oder ist meine Perspektive falsch?

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