Unser heutiges Ziel ist in Perus Südosten, im Amazonasgebiet. Hier wurde ein Nationalpark (Reserva Nacional Tambopata) eingerichtet. 🌎 Dieses nun geschützte Gebiet ist touristisch noch nicht ganz angekommen oder wahrgenommen und so bietet es eine grandiose Biodiversität.
Früher lebten hier die Ese Ejja. Viele sind es nicht mehr und diese leben inzwischen an den Grenzen des NP. Innerhalb gibt es nur noch die Tambopata Research Center Lodge. Die war schon vor der Gründung da und wurde auch nicht, gleich den Indigenen, vertrieben.
Doch das alles nur so am Rande. Unser primäres Interesse liegt an den ≿ 600 Vogelarten – den 1200 Schmetterlingsarten – den 100 Reptilienarten – 20k Pflanzenarten. Wenn ich das gerade Gelesene hier niederschreibe, wird mir doch schmerzlich bewusst, dass, auch wenn ich keine Art, wovon auch immer, zweimal ansehe, die Zeit nicht dafür reichen wird, nur ein Zehntel der Arten gesehen zu haben. Aber so einen Puma, oder ein Jaguar, die unzähligen Aras, Kolibris….
Lima: Wie schon vermutet, brauchen wir für die Fahrt zum Flughafen nur 30min. Echt, wenn am Tage der Verkehr so wär wie jetzt so um 4, wäre es echt toll. Am Flughafen dann alles das, was man am Flughafen macht.
Wir fliegen noch einmal die Küste entlang über Miraflores und sagen goodbye. Dann geht es steil nach oben. Schon überqueren wir schneebedeckte Gipfel. Langsam werden die Berge weniger hoch und dann plötzlich sieht man eine nicht enden wollende grüne Ebene.
Dicke Flüsse mäandern hindurch und es ist kaum vorstellbar, dass da irgendein Mensch gerade unter uns weilt. Doch dann kommt so etwas wie Lochfraß in den Dschungel. Immer mehr Flecken sind des Waldes beraubt. Diese Löcher werden größer, je näher man nach Porto Madonaldo kommt. Hier ist der Wald eher in kleinen Inseln.
Schon auf dem Flughafen war sofort klar, dass wir hier sehr weit von allem, vor allem weit von der Notwendigkeit entfernt, die Minuten anzugeben. Was heute kommt, kommt eventuell heute und wenn nicht, dann morgen oder wann auch immer. Es lohnt nicht die Zeit, darüber zu grübeln, wohlweislich man als einzig in Fülle grade von dieser hat.
Vor dem Terminal steht jemand, der uns wird abholen. Wir fahren durch den Ort und es ist wie ich es vermutete. Straßen warten sehnsüchtig darauf, befahren zu werden, Einwohner warten auch auf irgendwas, Bäume stehen rum, die Uhr braucht keinen Minutenzeiger.
Wir werden zum Office gefahren.  Der Guide wird erst in 1.5 Stunden kommt. Wir können uns aber zu einem Café fahren lassen. Warum nicht?
Ich streife noch ein wenig die Straße rauf und runter, soweit das diese schwüle Hitze zulässt. Ein paar Einwohner sitzen, oder schlafen vor Gebäuden, welche für mich nicht als Laden oder Baumarkt sofort erkennbar sind.
Als wir zurück zum Office-Haus gebracht, kommt der Guide nach ein paar Minuten, um uns zu begrüßen und mitzuteilen, dass es schon in einer Stunde losgehen wird. Ich frag’ mich, warum nun noch eine Stunde warten? Klar – kleinere Zeiteinheit gibts hier nicht.
Wir schaffen es früher loszukommen. Erst einmal müssen wir zur Schiffsanlegestelle. Ist im Ort die Straße noch mit so etwas wie einem Belag gesegnet, ist die Route, welche wir einschlagen, eine holprige Sandpiste. Klar – das wird dauern.
Die Behausungen am Rande zeugen nicht von überbordendem Reichtum. Eher wird hier immer mehr von dem Wald genommen und die Hoffnung dadurch mehr zu haben wird sich verflüchtigen wie ein Regenbogen. Manchmal weiß ich nicht, ist das Haus gerade am Aufbauen oder ist die Natur daran, es sich zurückzuholen. Eines ist klar. Als Gott diesen Ort verwöhnte, tat er es mit Bäumen und nicht mit Dinar.
Die Bauweise der Häuser unterscheidet sich auch grundlegend von derer in Mitteleuropa. Sicher schon bedingt durch das Fehlen des Winters. Hier werden ein paar Vierkanthölzer in den Boden gerammt, darauf wird aus Palmwedeln ein Schutz vor dem gröbsten Regen gelegt. Fertig. Luxus ist, wenn das Ganze noch mit Gaze umwickelt wird.
Die Bebauung wird weniger, die Straße enger. Nach einer Stunde kommen wir am Bootsanleger an. 🌎 Unsere Taschen werden verladen. Wir haben tatsächlich Glück, die mitnehmen zu dürfen. „Üblich“ ist hier, mit einem Wechsel-Schlipper und ner Zahnbürste zu reisen. Die Koffer sollten in Port Madonaldo bleiben.
Auf geht’s! Wir fahren den breiten Strom (Rio Tambopata) entlang. Ich vermute, und es wird sich bestätigen, dass es etwas länger dauern dürfte. Es ist wohl eher das überhaupt Hinkommen als das dort sein, was diesen Part unserer Reise ausmacht.
Leichter Wind pfeift um uns und es fängt auch noch an kurz zu regnen. Das ist angenehm. Unser Guide versucht Lebewesen an des Flusses Ufer auszumachen.
Als Mittagsmahl bekommen wir heute ein in einem Palmblatt gegartes Gericht, hauptsächlich aus Reis bestehend. Es ist nicht unlecker, doch ich finde es etwas übervorsichtig, zum Essen dieses den Motor zu drosseln. Klar sind wir nicht wirklich Dschungel tauglich, doch auf einem fahrenden Boot zu essen bekomme ich eigentlich ganz gut hin. Sie meinen es wohl gut und aufmerksam.
Angekommen in unserer Lodge (cayman lodge) hat das Klima vornehmlich die Wirkung, dass du dich schlapp fühlst. 🌎 So machen wir erst einmal nichts und harren der Hoffnung, dass unser Handy Akku nicht allzu schnell alle wird. Strom gibt’s hier nur kurz. Eigentlich ist hier alles rudimentär. GG fragt nach Warmwasser für die Dusche. Erstaunte Gesichter um uns herum und die Antwort »Du wirst froh sein kein warmes Wasser zu haben« recht haben sie!
Als es dunkel ist, also so gegen 6, machen wir eine Wanderung durch den Wald hier herum.
Es ist mehr das hören, als das sehen.
Am nächsten Morgen machen wir eine Wanderung zu einem See. Uns wird geraten für aufzubrechen, da die Tiere mit steigender Hitze sich verkriechen werden. Wäre ich ein Tier, oder wäre ich auch nur ich, würde ich es genauso machen.
Also, um 6 gibt es Frühstück. Das so früh aufstehen lockt nun gar nicht. Doch dadurch kam ich in den Genuss, dieses sehr kurze Spektakel des Sonnenaufgangs mitzuerleben.
Dann geht es zwei Stunden durch den Wald. In diesem Gebiet, welches zu den Artenreichsten gehört, vermutet man auf Schritt und Tritt auf eines dieser zu stoßen. Mitnichten! Wahrscheinlich ist es hier so artenreich, weil sie sich so gut zu verstecken wissen. Hören tut man viel.
Am See angekommen, besteigen wir ein Boot und lassen uns um den See schippern.
Ab und zu sieht man ein flüchtendes Tier. Am tollsten sind allerdings die Schmetterlinge, welche uns die ganze Zeit umkreisen.
Die Sonne brennt ohne Erbarmen. Wenn ich mein T-Shirt betrachte, ist es sicherlich nicht verwegen zu behaupten, dass es nicht weniger nass ist als das Element, auf welchem wir uns gerade bewegen. Wehmütig habe ich den Gedanken an den Weg zurück im Kopfe.
Angekommen in der Lodge ist eigentlich nicht viel zu tun und es ist auch nicht möglich, etwas zu tun. Fiesta! Man sitzt da und sieht zu, wie man Körperflüssigkeit verliert.
Immer sinnvoller erscheint es mir, einer Wanderpalme bei ihrer Wanderung zuzusehen. Mal im Ernst – ich dachte auch erst, die wollen mich verscheißern. Wandert die Palme hier durch den Wald und sing womöglich noch ein Lied dabei. Tatsächlich verändert sie schon ihren Ort. Auf dem Bild seht ihr vorne eine neue Wurzel. An dieser Seite ist mehr Licht und die Palme möchte dort hin. Ist die neue Wurzel in der Erde, verlagert die Palme ihr Gewicht und die Wurzel gegenüber stirbt ab. So kommt sie langsam Wurzel für Wurzel voran.
Gegen Abend – also wenn es schon dunkel ist – sind wir auf eine Kaiman-Tour eingeladen. Das hört sich erst einmal nicht so wirklich toll an. Wer möchte schon mit diesen Tieren kuscheln? Also rein ins Boot und los. Irgendwie ist es auch ohne diese Kaimane schon toll. Sternenklarer Himmel. Das Einzige, was die Umgebung ein wenig beleuchtet. Unheimliche Geräusche von allen Seiten. Langsam fließt der breite Strom. Fledermäuse schwirren durch die Luft. Die erstickende Hitze des Tages hat sich gelegt.
Mit einer starken Lampe wird versucht, die Kaimane am Ufer auszumachen. Die Augen reflektieren das Licht. Wir sehen ein, zwei größere und ganz viele Babys.
Unser Dschungelausflug ist nun vorbei. Einerseits froh dem Klima zu entkommen, ja und mal wieder grenzenlos Strom und Internet zu haben, anderseits ist dieser Zwang runterzukommen auch mal nicht schlecht.
Wir besteigen wieder unser Boot und fahren den Fluss hinab. Glücklicherweise sehen wir noch ein Paar Aras von der Nähe. Man sieht sie nie alleine. Lebenslang sind sie zusammen. Ist auch gar keine so schlechte Überlebensstrategie. Beide müssen sich halt nur einmal entscheiden, mit wem sie ihre Nüsse teilen möchten. Für die Zukunft hatt ein jeder die halbe Nuss sicher, wer von beiden sie auch findet. Kann man schon mit überleben.
Wir fahren bis Infierno mit dem Boot,
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