Berlin: Ich verreise ja sehr gerne und auch oft ziemlich unvermittelt. Wenn ich mich in Europa umhertreibe, meistens auch völlig unvorbereitet. Dabei hast du die Chance der Überraschung, was ich sehr mag. Fahre ich nach Asien, sind meine informellen Vorbereitungen etwas intensiver. Das liegt sicher in dem kleinen kulturellen Schock, den ich in Indien erlebte, als ich in Delhi am Flughafen stand mit keinerlei Plan. Heute nun stelle ich fest, dass ich nicht wirklich viele Informationen gesammelt habe, was auf mich zukommt. Wir haben einen Flug nach Singapur, einen nach Bandung und einen nach Penang. Auf der ITB, letzte Woche, war ich am Indonesien Stand. Also wie stellt ihr euch das vor, wenn ihr nach Informationen fragt bei einer Tourismus-messe? Gehe ich falsch in der Annahme, dass Ihr einen halben Meter an Broschüren, Karten, Hotelangeboten, Wandervorschlägen, Restaurantempfehlungen… erwartet? Tja – als ich nun mein Interesse an Unternehmungsmöglichkeiten in Bandung äußerte, zog die kleine Lächelnde ihr Handy aus der Tasche und fragte Google. OK. Dazu hätte ich nicht unbedingt herkommen müssen. Mein Entschluss, es wird schon irgendwie gehen. Ich lass es auf mich zukommen. Außerdem – wenn nicht wird uns die UNI da schon irgendwie weiterhelfen. Beim Reiseziel Malaysia schlug ich bei einem Reiseveranstalter auf. Dieser hätte gerne etwas für mich organisiert – gab mir ein paar Ratschläge und vertröstete sich aufs nächst mal. So schaute ich mir auf der ITB hauptsächlich Bilder wilder Tiere in Sambia an. 🐘 Und so fahr ich nun los ohne es annähernd organisiert zu haben.
So nun machen wir uns aber auf den Weg. Draußen fegen periodische Regenschauer übers Land. Gestern waren wir noch in der Oper. GG versuchte mich auf dem Spazierweg dorthin einzustimmen, welche Überraschung mich erwarten würde. Es war Eine, in der Tat. Es wurden traditionelle chinesische Tänze aufgeführt.
Dazwischen immer eine Ansage, was als Nächstes kommen wird. Irgendwie bin ich nicht hundertprozentig kompatibel mit dem chinesischen System oder der Art zu leben. Eventuell resultiert daher auch eine gewisse Inkompabilität mit traditioneller chinesischer Musik. Ich möchte nichts von vornherein negieren, aber dazu bin ich skeptisch. Glücklicherweise werden die chinesischen Weisen auf westlichen Instrumenten gespielt. Das ist sogar etwas genießbar. Wir haben die am weitesten entferntesten Plätze. Dafür kann man aber sehr gut die ganze Bühne überblicken auf deren Brettern die Mädels behände wuseln. Im Laufe der Veranstaltung werde ich nicht von meinen Zweifeln befreit, sondern diese verschieben sich marginal. Das Ganze ist sehr politisch angehaucht. Jeder wird nun denken – die allgegenwärtige Partei – nein ganz im Gegenteil. Es sind alles Exilchinesen welche dagegen. Die Art Rhetorik übernommen, wirkt es für mich nicht besser. Außerdem scheint mir die Vorstellung viel vom Broadway assimiliert zu haben.
Ob nun zum besseren oder halt einfach ohne Wertung. Ich merke gerade abzuschweifen. Der Gedanke kam mir, als ich mir bewusst wurde in welche Richtung ich unterwegs bin, wobei es richtigerweise nur die Richtung ist, von uns aus gesehen.
In TXL diesmal alles relaxt und pünktlich. In Frankfurt irren wir, scheint‘s, durch den kompletten Flughafen. Am Gate angekommen, geht es auch gleich in den Flieger. A380 – nur halb gefüllt. Viel mache ich nicht und beginne mich für die 11 Stunden vorzubereiten. Irgendwann in der Nacht wird es mir zu unbequem und ich lege mich einfach vor die erste Reihe auf den Boden. Wie lange ich da gelegen kann ich nicht sagen. Ich wurde darauf hingewiesen, dass das verboten sei. Ich füge mich. Die Passagiere lümmeln in den unmöglichsten Posen über die Bänke und ich darf nicht auf dem Boden schlafen? So lümmele ich weiter auf meinen okkupierten Sitzen und hoffe das die Zeit vergeht wie im F__g_? Ich kann mir noch immer nicht herleiten, woher diese Aussage kommt. Dann geht es einfach nicht mehr und ich schalte das Entertainment Device an. Ich lese »Destination Wedding« Hä? Da war ich noch vor ein paar Stunden durchgefahren. Nach der Hälfte des Films war mir dann klar. Nicht nach Wedding sondern zum.
Wir kommen mitten in der Stadt unter. Hier gibt es sehr verwunderliche Hotels. Als ich mich auf die Suche machte erheischte ein Bild meine Aufmerksamkeit. es sah so futuristisch aus und könnte auch aus diesem weltbekannten Raumschiff ferner Zukunft stammen welches gleich mir unbekannte Regionen erforscht. Es gibt mehrere dieser Hotels hier. Sie nennen sich Kapselhotels. Du mietest in einem Raum eine dieser Kapseln, welche nach einem Motto gestaltet sein kann aber nicht zwingend muss. Die Kapsel an sich, beherbergt maximal ein Bett, eventuell dich, falls du dich dazu entschließt und natürlich auch den Menschen mit dem du dein Leben teilst als wäre es ihrs/seins. Statt eines Fensters mit Blick auf die Straßen sorget nur ein Rohr, angeschlossen an einer deiner Kapsel Öffnung, für ausreichend Atemluft. Ich hätt ja mal Lust es zu probieren nur nicht meine zweite Hälfte. So versuchen wir es konventionell.
Bei uns ist es gegen 10 Uhr Morgens und hier so um die 17. Der Tag ist weg und ich gerade erst aufgewacht.
Kaum eingecheckt im Hotel, machen wir uns entlang des Rivers auf den Weg.
Sicher hat schon ein Jeder davon gehört, welche Strafen hier auf Verunreinigung stehen. Es ist wirklich sehr sauber.
Auffallend ist weiterhin, dass alles hier mit unzähligen Tags versehen ist, was denn erlaubt oder zwingend vorgeschrieben. Da ist eines mit dem Hinweis diesen Knopf drücken zu müssen und darunter auch noch 4 weitere, dass es genau dieser folgende Knopf ist. An einer Baustellenabsperrung sah ich mindestens 20 Symbole. Es ist nur für die dort tätigen gestattet einzutreten und auch nur wenn sie einen Helm tragen und Handschuhe, wenn sie mit bestimmten Dingen hantieren dergleichen für Masken und Schuhe und… Ich beschließe nicht dort tätig zu werden und somit hat sich das weitere Studium für mich erledigt.
Weiterhin fällt auf, dass hier einige Architekten sich voll verwirklichen konnten. Einiges sucht man in Europa vergebens.
Allabendlich startet das grande Spectacle.
So streifen wir umher, verloren in der Zeit und im Klima, um dann ziemlich zerschlagen ins Bett zu fallen.
Die Nacht war unruhig, oder mehr gesagt nur ich? Es ist aber besser als gedacht. Der Jetlag fordert nur marginale Kraft. Zurück am Flughafen kann man dessen Großzügigkeit bewundern. Mir nur gefallen die unpersönlichen Automaten nicht. Als erstes begegnet uns eine Reinigungsmaschine welche Führerlos durch den Flughafen streift, auf der Suche, eines runtergefallenen Krümels habhaft zu werden. Ich fand das ja noch sehr amüsant. Ein 🙂 soll wohl die Persönlichkeit nachbilden. Was wohl wird der Screen zeigen, wenn er eines Stückes heruntergefallenen Papiers habhaft wird? Ein Ausbruch der Freude? nicht nutzlos zu sein oder ein Ausdruck der Wut? Über soviel menschliche Unvernunft? Wir lassen Ihn ziehen ohne es zu ergründen. Einchecken macht man hier auch automatisch. Leider sind die Automaten nicht mit dem menschlichen Wesen vertraut. Hältst du nun deinen Boardingpass an den Scanner, kann er den aus irgendeinem Grund nicht lesen. Du stehst dann davor und probierst es so lange bis deine Kräfte schwinden. Zusammengebrochen vor dem Terminal erweckst du die Aufmerksamkeit der Angestellten welche dich auffordern, dein Boardingpass zu scannen. Danke für den Hinweis! Irgendwann haben wir es tatsächlich geschafft. Unser Flug fliegt natürlich nicht pünktlich – hier heißt es allerdings »retimed«?
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