Seeblick – Hohennauen 🇩🇪

Havelland


Unverhofft brechen wir heute auf ins Havelland. Eine Gruppe, zu der auch paar Familienangehörigen gehören, versuchte einen Ort für ihre jährliche Zusammenkunft zu finden. In Coronazeiten kein leichtes Unterfangen.

Auf dem Zeltplatz in der Gemeinde Seeblick wurden sie fündig. 🌍 Dieser habe die Erlaubnis für diejenigen zu öffnen, welche ihre eigenen sanitären Anlagen mitbringen. Die, die aus der Gruppe zelten, bestellten Dixi Klos. Was für Zeiten? Doch ist dies ja einmal eine konstruktive Lösung.

Am Abend spielt das Wetter nicht so richtig mit. Immer wieder ziehen Schauer übers Land. Klar ist die Vegetation darüber erfreut, doch wir zählen nicht zu der genannten Kategorie. In den Regenpausen stand man am Grill und sobald die Tropfen fielen, wurde es dort einsam. Lediglich derie Abkommandierte stand da und wendete. 🔥 Die Anderen suchten Schutz.

Wir begaben uns allenfalls auf einen kleinen Spaziergang am Hohennauener See entlang, Richtung Wassersuppe.

Einiges ist dem Verfall übergeben. Doch die Tierwelt nimmt sich dem gerne an.

In Glien sieht man schon Wassersuppe. Also ich meine den Ort, nicht das was hier neben uns ist und das, was auf uns von oben kommt. Wir kehren um.


Am nächsten Morgen ist das Wetter des vergangenen Tages Geschichte. Es scheint die Sonne und mit ihren Strahlen, die Schäfchenwolken spielen.

Das fordert förmlich dazu auf, eine kleine Erkundung zu starten.

Des Campingplatzes Badestrand. Irgendwie schön, das junge Grün. Doch die heute scheint’s notwendige Beschilderung, stößt mir auf. Seit wann ist das Leben nicht auf eigenes Risiko? Baden, Springen, Tanzen, Lachen – alles gehört dazu! Klar mit eigenem Risiko. In die Serengeti stellen sie ja auch kein Schild  ₪ Grasen auf eigenes Risiko ₪ Das ist dem dümmsten Büffel klar. Egal…

Dem Ufer folgend kommen wir zum Badestrand des Ortes. Die Essensversorgung hat geschlossen. Sicher warten sie schon sehnsüchtig auf die Erlaubnis, zu öffnen.

Wir spazieren weiter in den Ort. Es ist ruhig hier. Die Tiere wissen auch nichts so richtig anzufangen mit dem plötzlichen Erscheinen von uns, wenn ich den Gesichtsausdruck richtig interpretiere.

Markant positioniert sich die Kirche. Über den sie umschließenden Friedhof getingelt, stellen wir fest, die Kirchentür ist offen. Was für eine freudige Überraschung. Immer mehr Kirchen sind geschlossen. Nicht nur Corona bedingt. Grade als wir einen Blick hineinwerfen wollen, kommt uns die Pfarrerin entgegen, um wieder abzuschließen. Wir lassen unsere Enttäuschung verlauten, gehofft zu haben, eintreten zu dürfen. Kurzerhand sagt die Pfarrerin: »Dann kommt rein. Ich habe eine Konfirmation nachher und wollte nur kontrollieren, ob alles gerichtet. Aber soviel Zeit habe ich.« Wir dürfen eintreten und bekommen auch noch eine kurze Abhandlung der Geschichte. Danke, das ist wirklich nett.

Der Kirchturm ist aus dem 12. Jahrhundert.  Weit zu sehen, ragt er schon seit dieser Zeit. Das Kirchenschiff hingegen stammt aus dem Barock so um die 1715. Leider wurde zu Zeiten, wo alle Macht vom Volke ausging, die Mittel für Kirchen etwas kurzgehalten, um es nett auszudrücken. Was dann doch gemacht wurde, wurde mit den einfachsten Mitteln und ohne Bausachverstand getan. Es wurde nicht darauf geachtet, welche Materialien mit dieser alten Baukunst harmonieren. Einfach ein wenig Beton in die Ritzen und kein atmungsaktiver Anstrich. Folgeschäden waren vorprogrammiert. Heute sind diese Sünden behoben und die Kirche strahlt im neuen Glanz.

Innen sind noch Logen für die oberen Herrschaften der Gegend.

Lost Place  –  Burg ↝ Herrenhaus ↝ Schloss Hohennauen

Über die Straße befindet sich noch das alte Schloss, welches aber in einem erbärmlichen Zustand.

Zwar wird nicht erwünscht das Ensemble näher zu betrachten, doch ich kann mich schwer zurückhalten.

Ich kann nicht sagen, da ist kein Stein mehr auf dem Anderen, doch derer, die es sind, sind nicht mehr viele.

Wer nun interessiert an einer kurzen Historie, dem möchte ich diese wie immer rudimentär näherbringen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Früher, also sehr viel davon, stand hier mal eine Burg. Die Slawen, wahrscheinlich eher die Nachfolgenden, nannten diese wohl ͼ Hus to Hogenowen ͽ. Noch heute ist deren Ringwall im Erdreich vorhanden. Der Markgraf von Brandenburg verzichtete Mitte des 14 Jhdt. zugunsten des brandenburgischen Bischofs, welcher sie dann an die von Stechow verpfändete. Zur folgenden Jahrhundertwende gingen die Zickerer von hier aus ihren Raubritterzügen nach. Gut, kommen wir jetzt zum Schloss zurück. Gegen 1700 war die Burg nicht mehr ganz da, doch wohl noch deren Grundmauern. Darauf bauten die von Rauchhaupt ein Fachwerk-Herrenhaus. Dieses sollte später den Westflügel des Schlosses bilden.

Vor der Wende wurde das Gebäude als Schule genutzt. Danach ging es an die Gemeinde über. Klar wollten sie das schöne Schloss in aller Pracht wieder haben. Mittel hatten sie jedoch nicht dafür. So wurde es für schlappe 29T€ angeboten und es wurde sogar ein Käufer mit einem Konzept gefunden. Dieser hat wohl lediglich mal einen Dachstein gewechselt. So musste kommen, was kommen musste. Die Wurzeln der Bäume schlichen sich Millimeter für Millimeter heran und die neuen Bewohner streuten auch ihre Saat. Die strahlenden Pläne verkehrten sich ins Gegenteil und aus der erwarteten Pracht entstand was Schäbiges. Heute gehört es wieder der Gemeinde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie da etwas Anderes wird tun können, als die Ruine für immer aus dem Stadtbild zu tilgen.

Ein paar Ellen weiter kommt der große Havelländische Kanal, welchen uns Friedrich anlegen ließ, um das Luch zu entwässern, in den Hohennauener See.

Zurück geht es zum Campingplatz. Nur noch eine kleine Frage. Was ist hier falsch?  ₪ uǝuuı: ₪

Wir packen unseren Kruschtel zusammen und brechen auf.

Am südlichen Seeufer liegt Semlin. Die Straße dahin erinnert noch an den Osten. Es ist so was wie für landwirtschaftliche Nutzgeräte Beton und immer nur so breit, wie unbedingt nötig folgend der Umwidmung zur Straße. Ja, ich geb’s zu – nicht ganz klar zu beschreiben. Doch hier ist noch ein wenig Ostigkeit hängengeblieben, welche vielerorts erfolgreich vertilgt. (Keine Wertung – kein für und wider! – nur Erinnerungen an eine Zeit als die Blumen blühten und Kinder, wie ich, über die Wiesen tollten. Ach ja – und größtenteils Schilderfrei)

Westhavelland ist heuer Gelb – ich meine nicht politisch –

Wir verbringen die Nacht an der schnellen Havel inmitten von Wildgänsen, Enten, Schwänen, Nachtigallen, Reihern…. Alles Getier, welches hier nicht erwähnt, ward so leise und somit unbemerkt. Nehmt es als Lob…

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