Seeblick 🇩🇪

Der kommende Montag ist frei. Warum nicht ein wenig in die Umgebung? Nach der langen Strecke letztes Wochenende wollen wir nicht so weit fahren. So suchen wir in der Nähe um Brandenburg oder Rathenow. Alle Plätze sind voll belegt. Lediglich in Seeblick wird uns offeriert zwischen den Dauercampern stehen zu dürfen, sollte uns dieses nichts ausmachen. So richtig vertraut sind wir nicht mit dem Dauercampermilieu. Doch die Frage wirft schon eine Unsicherheit auf. Wir stimmen zu und treffen uns dort mit ein paar Freunden. (🇬🇧 translate article)

Im Nauener Land wachsen auf den ersten Blick nur Windräder. Sie scheinen endemisch oder auch sehr gut mit den klimatischen Bedingungen hier zurechtzukommen. Jährlich werden es mehr. Doch das erregt nicht mehr unsere Begeisterung. Ein Feld volle Mohnblumen verhindert abrupt unsere Weiterfahrt.

Doch mit Nichten sind es nur Mohnblumen. Kornblumen wetteifern um Insekten.

Wir kommen auf dem Zeltplatz an und überlegen wie wir uns stellen. So überlegend werden wir erst einmal in die Dauercamperkultur eingeführt. Es scheint ein gewisses Verlangen dieser zu sein, ihre Körperreinigung an den Parzellengrenzen für alle ersichtlich aufzuführen. Funktioniert so die soziale Kontrolle des Waschganges? Die dargebotene nackte Haut hat schon lange ihre Höchstform verloren und auch die Stellen des Körpers, welche lange Zeit so sorgsam verhüllt, erfreuen auch nicht das Auge. Wie versuchen längs einzuparken und werden gleich zurechtgewiesen, das ein Abstand von einem Meter einzuhalten sei. Ich wollte keinen Streit und frage ihn nicht, warum er seine sämtlichen Schläuche auf unserer Parzelle ablegte.

Immerhin sind gegenüber auch welche, welche die Gepflogenheiten der Dauercamper etwas atypisch betrachten. Zusammen starten wir eine Studie, was einen waschechten – ach dabei muss ich wieder an die Duschvorführung denken – Dauercamper aus macht.

Viel passiert heute nicht mehr. Klar gehen wir zum See und auch baden. Doch sonst wird nur der ganze Kruschtel ausgepackt, der das Campen so viel gemütlicher macht. 🌎


Am nächsten Morgen wird erst einmal ausgiebig gefrühstückt und die interdauercamperische Kommunikation betrachtet. Die schräg Gegenüber spricht nicht mit denen etwas links dahinter und die vermeiden jeglichen Kontakt mit dem zwei weiter am Weg. Dieser darf auch sein Boot nicht aus seiner Parzelle holen, ohne es ohne Stopp direkt ins Wasser zu bringen. In der Kleiderwahl scheint eine Art Wettbewerb auf dem Platz zu herrschen, wer den Anderen in Abscheulichkeit überbietet. Auch etliche Duschszenen lassen dein Auge fast erblinden. Da sie uns noch keinem Lager zurechnen können grüßen uns alle ziemlich freundlich – also auf ihr Art halt. Wir sind ja in Brandenburg. Wir starten eine Fahrradtour nach Wassersuppe. Auf dem Hochwasserschutzdeich führt der Weg entlang.

Im Ort stehen oft kleine Kisten mit Beschriftung: Kartoffeln aus Wassersuppe. 🌎

Irgendetwas sträubt sich ihn mir. Warum Wassersuppe bei so viel Kartoffeln? Egal!

Ein paar Jungschweine sind jedenfalls sehr erfreut über unser Kommen. Die Freude wäret nicht lange als sie unserer futterlosen Taschen gewahr.

Gegenüber verkauft man irgendwelchen Trödel, welcher nur mit viel Fantasie zu irgendetwas zu gebrauchen.

An der Marina gibt es 4 Stellplätze für Wohnmobile – umsonst! – und einen Platz zum Grillen.

Wir ziehen durch den Ort auf der Suche nach einem Lokal.

Hier ist nichts. Also kein Lokal und auch nichts los. Son richtiges Dorf, an dem viel von der Entwicklung der Welt vorbeizieht und keine Spuren hinterlässt. Keine Wertung – kann ja durchaus von Vorteil sein.

So verstreicht der Tag ohne weitere nennenswerte Vorkommnisse. Ok nicht ganz. Es kommt jemand auf dem Fahrrad vorbei und fragt, ob wir Bock auf Fisch hätten. Klar, warum nicht! Sie hätten frisch geräuchert und wenn wir wollen, bringt er nachher was vorbei. Der war wirklich lecker!

Die Sonne kratzt schon am Horizont da packe es mich. Nur hier rumdümpeln kann es nicht sein. Erst einmal durch den Ort um zu sehen was geht. Gehen tut hier gar nichts schon gar nicht ab. Total tranquillo – auch schön.

Ich quere den Hohennauener Kanal.

Dann rechts rein die Rhinower Landstraße bis hin zur Havel. Das Land weitet sich plötzlich und gibt den Blick über den Strom und die weiten Wiesen frei. 🌎

Ich folge dem Fluss auf einen schmalen Trampelpfad nach Norden. Sehr weit komme ich nicht. Der Pfad verläuft sich in feuchten Wiesen.

Also wieder zurück. Ich höre seltsame Schreie und versuche dem Nachzugehen. Dabei stolpere ich über die Überreste der Brandenburgischen-Städtebahn. Auch den Verursacher der Schreie entdecke ich. Rehe auf dem Feld. Ich bin verwirrt.

Mit den kläglichen Resten des einst strahlenden Lichtes schleiche ich mich zurück zum Zeltplatz.


 

Diesen Tag widmen wir dem Wassersport. GG bekommt das Stand-up-Board vom Nachbarn und versucht sich daran.

Ich blase unser Kajak auf und befahre den Hohennauener Kanal. Auch hier ein Relikt aus alten Eisenbahntagen. 🌎

Schnurgerade geht es Richtung Westen. Erst flankten große Bäume das Ufer dann nur noch Schilf.

Wir erreichen die Havel und fahren ein wenig hin und her. Dann wieder zurück. Ein Boot mit irischer Folklore begleitet uns.

An der Einfahrt in den See verzücken die Seerosen.

Am späten Abend lockt mich noch einmal das Fahrrad. Ich fahre von Seeblick aus Richtung Parey. Die Landstraße ist mein. Kein Auto stört mich. Nur rechts und links ein wenig Getier. Dieser erhofft sich von der gemähten Wiese einen besseren Blick auf seine Beute.

Wieder komme ich zur Havel. 🌎

Fahre ein wenig am Ufer entlang und entschließe langsam zurückzufahren.

Natürlich unter argwöhnischen Blicken

Flüchtenden Rehen in den weit verzweigten Havelauen und Altarmen.

Man sollte vermeiden vom Weg abzukommen, meistens endest du dann in irgendetwas sehr Feuchten, im schlimmsten Fall sehr Nassem.

Gleich hinter dem alten Bahnhof passiere ich einen unbenannten kleinen See 🌎,

die alte Trasse,

Wiesen in Blau,

ehemalige Höfe, welche eine neue Bestimmung,

bis zu unserem Zeltplatz.

Hier hat die Besitzerin eines sehr alten Hundes, welcher kaum noch laufen kann, das Verbotsschild kreativ etwas entschärft. Für diesen speziellen Fall für mich akzeptabel.


Schon ist das lange Wochenende vorbei. Das Dauercampermilieu hat sich uns nicht in Gänze erschlossen. Manches war sehr schräg, manches lustig, manches nett und manches doof.

 

 

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