Schloss Dammsmühle 🇩🇪


Es scheint die Sonne. Nicht ein Wölkchen zeigt sich gerade. Das ist die Zeit, die ich in Berlin am meisten schätze. Nach dem kalten Winter, die ersten Sonnenstrahlen locken viele raus. Normalerweise sitzen sie dann das erste Mal im Jahr im Café draußen. Doch wie sitzen sie da? In dicke Jacken gehüllt und mit Decke. Immer noch ist es sehr kalt. Keinen scheint es zu stören. Hauptsache ein wenig Sonne. Ich liebe das. Alle sind zufrieden und der ganze Frust des grauen Winters scheint vergessen. Heute sind es in der Sonne 7°. Doch Corona storniert dieses allfrühlingliche Schauspiel. Ob das im Jahr noch kompensiert werden kann, wage ich zu bezweifeln. Ich schaue auf die Karte und entscheide – heute mal nach Summt!

Wir parken am Parkplatz Friedwald in Summt. Es ist ziemlich voll hier. Doch schon nach ein paar Metern wissen wir warum. Heute wird wohl jemand in diesem Friedwald zur Ruhe gesetzt. Musik schallt friedlich durch die noch laublosen Bäume. Ich kenne ja so eine Form der Beisetzung überhaupt nicht. Wenn man sich hier nun umschaut, hängen kleine schmucklose Täfelchen an den Bäumen. Die Idee an sich finde ich gut. Nicht zu viel Aufhebens um das, was uns nicht folgen kann, sollte der Tag kommen. Doch wie ist es gedacht? Adoptierst du einen Baum, der dich dann repräsentiert oder schenkst du dich dem Baum, damit er besser gedeihen kann? Gut genug für heute. Es ist noch nicht der Tag, darüber nachzudenken. Wir biegen ab zum Summter See.

An der Badestelle laden die Bänke die ersten Besucher. Nicht zum Baden! Nur um die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Verspielt spielen die Strahlen mit des Schilfes Blüten vom letzten Jahr. Ein wirklich kleiner Windhauch streift ziellos über den See und lässt dich nicht vergessen, es ist nicht wirklich warm.

Am nordöstlichen Ende des Sees biegen wir vom Uferweg ab. Hinauf geht es in den Wald, welcher Teil des Barnim ist. Wirklich Alpin ist es nicht, doch durchaus hügelig zu nennen. Damals hat eine der letzten Eiszeiten in der Nähe ihr Eises Ende und dieses ist nun das Resultat des Weggeschobenen. Kaum ein paar Meter gegangen, kommen wir an den nächsten See. Moorkulturgraben? Zunächst weiß ich mit dieser Bezeichnung nichts anzufangen. Der See liegt jedenfalls am Ende des Rennbruchs.

Wir streifen den See nur kurz und schlagen uns in den Wald. Anfangs ist der Weg gut erkennbar, doch mit jedem Meter verliert sich seine Spur mehr und mehr im Wald. Mir ist es Recht. Der Haupt-Bewuchs wechselt. Mal sind es vorwiegend Kiefern, mal Fichten, mal Buchen, mal Birken.  Dadurch hat es immer wechselnde Stimmungen in diesem frühen Wald.

Plötzlich mach sich eine Form bemerkbar, welche kaum denkbar so gewachsen.  Wir sind am chinesischen Pavillon angekommen, welcher zum Schloss Dammsmühle gehört.

Für mich ist es etwas verwunderlich, hier mitten im Wald so eine Art Schloss zu finden. Ich gebe mal kurz eine Zusammenfassung der Geschichte. Höchstwahrscheinlich war hier schon im 16 Jhd. eine Mühle. Gleich neben dem Jagdhaus von Friedrich Wilhelm. Im 18 Jhd. bauten sie hier abermals eine Mühle und fanden die Überreste der Alten. Der eine Teil des Namens sollte somit einigermaßen geklärt sein. Nun zum Schloss an sich. Ein Lederfabrikant namens Damm, welcher das Exklusivrecht innehatte, die königlich preußische Armee zu beliefern, baute hier ein Palais. Als nun der alte Damm verstorben, war das Gebäude das erste Mal herrenlos. Gegen 1900 ging das Ensemble durch Versteigerung an einen Leutnant Wollank, welcher gleich mal ein paar Veränderungen vornahm. Neubarock war in und auch Zwiebeltürmchen.

Doch auch dieser Herr ist Geschichte. Um 1930 ging es an Hart von Unilever und wurde ihm ein paar Jahre später, aufgrund seiner jüdischen Frau, wieder genommen. Wer Himmler war, brauch ich ja nicht weiter zu erläutern. Er schnappte sich das Haus und sah es nicht verwerflich, einige seiner in KZ verbrachten Volksbrüder zum Renovieren zu nutzen. Kurz vor Erreichen des propagierten „Endsieges“ wurde es zum Hauptquartier der Berlin verteidigenden Streitkräfte. Ich würd mal denken, der Befehlshaber fühlte sich hier wesentlich sicherer, denn in Berlin. Daraus wurde nichts. Die Rote Armee fand ihn wie auch die Lage nicht schlecht, danach die Stasi. Die nutzte es genau zu dem Zweck wie Friedrich Wilhelm. Also, ein wenig Fleisch weidgerecht aus dem Wald holen. Und das, obwohl ja augenscheinlich alle des ostdeutschen Volkes gleich waren. 1990 war das Schloss ganz gut in »Schuss«, konnte aber nun nicht mehr demselben Zweck dienen. So versuchte man, es als Hotel zu nutzen. 97 bekamen die Hartens das Teil zurück und verkauften es sofort. Von hier an nahm es eine wechselvolle Geschichte. Mal wurde es als Konzertveranstaltungsort genutzt, mal nutzten es die Vögel und paar Randalierfreudige. 2017 wurde es wieder verkauft. Mal sehen, was nun daraus wird. Gebaut wird schon mal am Schloss.

Die Rückseite offeriert so ein bisschen die unterschiedlichen Baustile fest verbunden. Das passt so für mich gar nicht zusammen. Doch irgendwie auch interessant.

Gleich neben dem Schloss, ja eigentlich überall hier herum, sind noch ein paar Gebäude, welche architektonisch nicht sehr mannigfaltig. Doch offensichtlich anregend für die Gruppe der Menschen, welche denkt sie verschönern zu können.

Sehet, was sie geschaffen. Aus meiner Sicht ist die Vollverfliesung nicht gerade ansprechend und lässt auch ein wenig Farbe vermissen. Doch erscheint es euch nun so behaglicher? Da würde mehr gehen, vermute ich.

Ob hier die feinsten Kräuter zur geschmacklichen wie optischen Verzierung des gerade unsanft aus dem Wald gerissenen Wildes wuchsen?

Wir schauen uns noch die kleine Insel an und wenden uns dem Wald zu. Kam ein paar Meter weg, müssen wir durch einen modderigen Graben. Das ist schon das Tegeler Fließ.

Und schon geht dieser Fließ auf im Mühlenbecker See.

Die endemischen Arten scheinen etwas verschlafen. Kitzelt sie die Sonnen nicht aus den Federn?

Wir folgen dem Uferweg. Weit von dem eigentlichen Weg sollte man sie auch nicht entfernen. Das ganze Gelände ist sehr feucht. Auch wenn es warm aussieht – mit nassen Schuhen bei 7 °C ist keine Wonne.

Noch einen letzten See auf dem Wege zurück zum BUS. Der Summter Karpfenteich. An seiner Südwestecke stehen die Bäume so dicht. Kaum ein Lichtstrahl verirrt sich hier. Eine große Eisscholle bedeckt die Oberfläche. Wird sie jemals schmelzen?

Wir haben heute noch nichts gegessen und es wird langsam Zeit. Von hier geht es schnurstracks zurück. Noch einmal streifen wir den Summter See.

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