11 Bordkarten
Joe: Na ja sehr gut geschlafen habe ich nicht, aber auch nicht schlecht. Irgendwie ist da die große Stadt um mich herum, und das mit dem gemütlich Bus fahren kann man ja wohl vergessen. Nach dem allmorgendlichen frisch machen, was genau 5 min hielt in dieser schwülen Hitze, ging es raus auf die Straße. Wir suchten erst mal ein Taxi. Nach ein wenig hin und her laufen haben wir eine Stelle gefunden, wo viele Taxis vorbei fahren. Unbedingt merken! Nach kürzester Zeit hielt dann eines an. Wir fahren zum Zuckerhut. An der Seilbahn angekommen, mussten wir erst einmal etwas für unsere natürliche Bräune tun – sprich in der Sonne anstehen für ein Ticket für die selbige.
Als wir dann endlich auf dem Basiscamp ankamen, bot sich ein toller Blick über Rio. Die Stadt ist wirklich wundervoll gelegen. Viel Wasser, Berge, Buchten, Inseln. Über allen wacht der Jesus. Ich gehe sicherlich nicht falsch mit der Annahme, dass sein Vater einiges dazu beigetragen hat, um diesen Flecken zu gestalten.Wir genossen ein kleines Frühstück mit dieser tollen Aussicht
Ein nochmaliges Bräunen (Anstehen) brachte uns in die zweite Seilbahn, welche uns auf den Zuckerhut brachte. Wir genossen den Blick und machten eine kleine Wanderung durch den Garten.
Der Rückweg zum Anfang stellte sich als genauso langwierig heraus, was in uns den Entschluss reifen ließ, Jesus keinen Besuch abzustatten. Nun erst mal an den Strand. Copacabana – ja wer hat das noch nicht gehört – nun war ich da. Wir setzten uns als erstes in ein Café, um etwas zu trinken und zu essen. Die Kellner waren sehr verwirrend. Erst wurden wir gefragt, dann noch einmal, dann ist unsere Bestellung vom Nebentisch nicht angenommen worden und ging zurück. Na ja irgendwann war der tote Fisch dann nicht mehr bereit, weiter zu wandern und landete auf unserem Tisch. So im Schatten sitzend, ist es nicht schlecht, die Leute zu beobachten. Beim Laufen durch den heißen Sand kam aber immer mehr der Wunsch auf, ins Wasser zu gehen. Mist, keine Badehose dabei. In dem Plan, in welchem alle Paraden aufgezeichnet sind, wurde eine in der Nähe angezeigt. Einige Leute standen schon wartend an der Straße. Wir gesellten uns dazu. Nach einer Stunde warten, mehr oder weniger in der Sonne, gaben wir auf. Es passierte nichts. Neuer Plan – iPanema, mit dem Bus. Ihr werdet es nicht glauben, aber es ist uns gelungen einen Bus zu entern, aber wir sind nicht weit gekommen. Die Jungs, die da drinnen so laut feierten, trieben uns aus dem Bus. Sind am Ende der Copacabana nochmals an den Strand. Dabei trafen wir noch eine Parade und gingen mit ihr mit. Das war nicht weniger laut, aber wesentlich mehr beschwingt. Am Strand angekommen, ist es toll. Bäume, unter denen wir und die in der Mittagshitze nicht so aktiven Fischer verweilen konnten. G.G. entschloss sich dann in voller Montur ins Wasser zu springen.
Im Grunde keine schlechte Idee, brachte dann aber im weiteren Tagesverlauf einige Probleme. Wir gingen zu Fuß nach iPanema. Das hier ist wohl eher das Key-West von Rio. Es wird der Sonnenuntergang zelebriert beim Klange der Weisen, die einige Hobbymusiker darbrachten und dem Schlendern durch auf Decken zur Schau gestellte Waren, die von windigen Grasverkäufern dargeboten werden und keiner jemals brauchen wird.
Das bunte Karnevalsvolk war da, um sehen und gesehen zu werden. Wir genossen es, bis zu dem Moment, als wir uns auf den Heimweg machen wollten. Zu der einzigen U-Bahnstation zu gelangen, erforderte schon ein wenig Ellenbogenmentalität, um dann festzustellen, dass es ein aussichtsloses Unterfangen sein wird, einen dieser Züge je betreten zu können. Hilflos irrten wir über den mehr als belebten Platz, um ein Taxi für uns zu gewinnen. Im Prinzip ist das sicher eine der leichtesten Aufgaben, die uns das Leben so stellt, aber wenn geschätzte drei Millionen es uns gleich tun, ändert sich ein wenig das Bild. Wir enterten einen Bus. Ok wir kommen nach Hause oder wenigstens in die Richtung. Nach einer halben Stunde Fahrt – oder sollte ich besser sagen Parkens mitten auf der Straße, waren wir immerhin 100 Meter von unserem Ausgangsort entfernt. Ich überschlug mal, wann wir im Zentrum sein würden mit der durchschnittlichen Geschwindigkeit. Es wird zirka Juni 2016. Ja G.G. stand nun da im tiefgekühlten Bus in ihrer nassen Robe. Sie ist ja sehr lecker (evt auch auch als Sorbet), aber ich denke sie wird nicht ohne Kampf in diesen neuen Zustand fallen. Wir versuchten also den Fahrer zu bewegen, die Tür zu öffnen. Irgendwann gelang es uns auch und wir gingen zu Fuß weiter. Nach kürzester Zeit hatten wir den Bus hinter uns am Horizont gelassen. Wir sind dann am Strand zurück gelaufen. Es gibt schlimmere Dinge als in der Dämmerung die Copacabana mit nackten Füßen lang zu laufen. Irgendwann hofften wir auf Verbesserung der Verstopflage der Straßen und versuchten ein Taxi zu bekommen. Millionen fuhren an uns vorbei und es fing an in Strömen zu gießen. Als eines anhielt, um Gäste aussteigen zu lassen, weigerte sich der Taxifahrer, in unsere Richtung zu fahren. Wir erregten schon Mitleid bei den Umherstehenden und mussten uns anhören, dass dieses die gerechte Strafe für das 7:1 der Fußball WM sei. Sie halfen uns aber dann ein Taxi zu bekommen, indem sie nicht den Stadtteil nannten, sondern eine große Samba Arena. Ja was soll ich sagen. Jetzt hätte alles klappen können. 10min vor unserem Ziel verreckte das Taxi. Ja gut, es war alles nicht so schlimm. Die paar Meter im Regen mit einem nassen Kleid über dem Arm – für Rio nichts, warum man sich nach uns umdreht. Das abendliche Bier wie etwas zu Essen kauften wir in einem sehr ursprünglichen “Diner”. Noch ca 200 Stufen den Berg hinauf und wir waren zu Hause. Ich habe es ja fast nicht mehr für möglich gehalten. Empfangen wurden wir von einer Horde Jungs (die offenbar auf der anderen Seite des Flusses fischen). Diese haben gerade versucht in Vorbereitung einer Karnevalsparty an ihren Körpern die Vorzüge der weiblichen Figur zu betonen.
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