Windhoek: Wir wollen zu einem Laden und fragen den Nächsten, der uns entgegenkommt. Seine Haut ist viel dunkler als seine Seele und so wird es ein angenehmes Gespräch mit vielen Tipps. Plötzlich hält neben uns ein Wagen. Eine ältere Frau beugt sich aus dem Fenster. Fragt, ob alles OK sei und gibt uns die Anweisung nicht mit ´Solchen´ zu reden. Äh? Sie fährt weiter und wir schauen ihr verwirrt hinterher. Was war denn das, fragen wir unseren Gesprächspartner. Er schaut unterwürfig nach unten.
(🇬🇧 translate article)
Langsam verstehen wir.
Auf geht’s die Hauptstraße Richtung Norden. Schön asphaltiert und schön breit. Ein paar Kilometer in dem Wagen ohne Klimaanlage lässt die ersten Verbrennungen erscheinen. Mein Arm zu lange auf das Fensterbrett gelegt, schon ist er knalle rot. Das fängt ja gut an. An mehr oder weniger der ersten richtigen Kreuzung biegt die Straße Richtung Swakobmund ab und mit ihr auch der Asphalt. Nun geht es weiter auf einer festgestampften Sandpiste. Wir probieren das erst mal ganz vorsichtig. Es ist gar nicht so schlecht. Wir beschleunigen immer mehr, bis ich dann die 100 erreiche. Das sollte doch reichen. Hinter uns eine kilometerlange Staubwolke. Aus jeder Ritze der Karosse dringt feinster Staub. Die hinteren Fenster müssen einen Spalt offen bleiben, damit dieser abgesaugt wird. Langsam hab ich es drauf. Die Hände, das Lenkrad lose umklammernd, lässt du dem Wagen eine gewisse Handlungsfreiheit, wenn du durch Sandlöcher bretterst. Die Kurven nimmst du sportlich driftend. Keine Anzeichen von Menschen sind zu sehen. Nun aber nicht unseren Abzweig verpassen. Ein kleiner Sandweg geht rechts rein. Ein winzig gelbes Schild mit der Nummer 2404. 🌍 Tja, was nun. Egal, wir nehmen den jetzt. Sind ja erst am Anfang unserer Reise und haben über zwei Wochen bis zum Flieger. Wir holpern den Weg entlang. Jetzt ist auf beiden Seiten ein Zaun. Schnurgerade bis zum Horizont. Das Land hinter dem Zaun sieht nicht gerade ergiebig aus. Alle 10 cm steht ein einzelner Grashalm. Sonst nur trockene Erde. Ab und zu mal ein Baum. Plötzlich springt eine Horde wilder Affen auf den Weg und amüsiert sich augenscheinlich über unser Erstaunen. Wir sind eindeutig nicht in Europa. Endlich. Die Freude wird größer, obwohl ich gerade nicht weiß, wohin dieser Weg uns führt. Dann plötzlich ein kleines Schild mit der Einritzung – zu den Dinosauriaspuren – Wir sind irgendwie da, aber wo lang nun. Dort vorne ist ein Tor. Wir gehen hin und sehen eine Frau im Garten werkeln. Wir erkundigen uns auf Englisch, wo denn die Spuren zu finden seien. Sie hält uns an eine Sekunde zu warten und schreit auf besten deutsch über den Hof – Heinz da sind Paar die wollen die Spuren ansehen – Ich bin kurzzeitig wieder in Deutschland. Der Heinz kommt und erklärt uns bereitwillig den Weg. Komisch ist das hier.
Die Spuren sind da. Einfach so. In Stein getreten vor Millionen von Jahren. Waren die so schwer, dass der Fels unter ihrem Gewicht nachgab wie Butter unter meines Löffels Druck?
Weiter geht es zum Waterberg. 🌍
Angekommen im Nationalpark machen wir uns auf das Plateau zu erklimmen.
Wir erreichen den Gipfel des Berges. Von hier hat man einen tollen Blick über die Ebene. Kaum etwas ragt hervor. Dieser Berg steht einsam in der Landschaft. Auf einem Felsen sitzt ein Paar und genießt die Landschaft. Sie sind auch erst kurz hier und haben schon eine merkwürdige Geschichte hinter sich. Ja, was ist denn passiert? Sie beginnt zu erzählen. » – Wir sitzen hier und essen unser Mitgebrachtes, als ein paar Kinder auftauchen. Da wir genug zu essen haben, schenken wir ihnen einen Apfel. Mit strahlendem Lächeln bedankend, ziehen sie von dannen. Ein paar Augenblicke später kommt ein Mann, offensichtlich der Vater der Beiden, ein jeden von ihnen an den Ohren führend zu uns. Er befiehlt seinen Söhnen, sich zu entschuldigen und das Obst zurückzugeben. Wir beteuern es ihnen geschenkt zu haben. Der Vater glaubt es erst nicht. Erstaunt beruhigt er sich. Danach fragt er mehrmals, ob es wahr sei. Als wir ihm dieses bestätigen, bedankt er sich überschwänglich und zieht sich zurück. – « Den ganzen Aufstand wegen eines Apfels. Unglaublich. Wie gut wir es doch haben und wie selbstverständlich schon alles für uns geworden ist.
Die Sonne beendet gleich ihre Reise und so machen wir uns an den Abstieg. Der Abend ist noch früh, aber das Licht ist schon aus. Ja, was sollen wir machen? Das Einzige, was hier ist, ist ein Restaurant. Also los. Etwas erschlagen erreichen wir den Speiseraum. Ein klein wenig kolonial erscheint das Mobiliar. Die Speisekarte hält Gerichte bereit, die ich noch nie aß. Onyx Antilope – Springbock… Das wird auf jeden Fall interessant. Viel Gäste sind nicht im Raum und so ist es auch nicht verwunderlich, dass das einzige Tier im Laden sich zu uns gesellt. Es ist so eine Art Spinnenflügler. Nennen wir es einfacher halber Viech. Also Viech kommt müde angeflogen und als es uns erblickt versucht es zu landen. Leider ist es wohl etwas müde oder nicht so geschickt. Es landet auf dem Tisch, ohne vorher die Landeklappen auszufahren, bremst und überschlägt sich, bevor es halb zerknick zur Ruhe kommt. Wir sitzen schweigend da und schauen dem Schauspiel zu. Was für ein Dödel. Irgendwie können wir seine Abgeschlaftheit verstehen und helfen ihm auf die Beine. Der Versuch unsere Tageserlebnisse auszutauschen scheitert an seiner sturen Verweigerung auch nur ein Wort zu sagen. Egal. Hier sitzen drei gestrandete Gestalten, mitten in Afrika. Irgendwie verbindet das.
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