Der Flug war lang. Klar, haben wir das irgendwie gewusst. Ich habe es allerdings immer zu verdrängen versucht, bis ich dann keine andere Möglichkeit mehr hatte als es zu akzeptieren. Das passiert so kurz davor und bringt mich in eine innerliche Resignation, denn das Einzige, was bei einem solch langen Flug nicht wie im Flug vergeht, ist die Zeit. Wir haben 3 + 12 Stunden vor uns.
Klar bringen die kurzen Auftritte bezüglich der Sicherheit ein wenig Abwechslung hinein, doch wirklich Flugfüllend ist das nicht – ja, ja, zum Glück.
Die schönen Weltkarten, welche dir an deinem Sitzplatz anzeigen, wie lange du noch auf diesem verharren musst, machen es auch nicht einfacher. Die Verköstigung folgt dem stetig absteigendem Ast der Flug-haute-cousin. Wo dieser wird letztendlich enden, wage, nein möchte ich mir nicht vorstellen.
Wohl schon sehr erhofft, wenn auch nicht so richtig daran glaubend, erreichen wir Lima. Um 5 Uhr hiesiger Zeit. Dort folgt man dem üblichen Ritual der Einreise und des Stehens am Band, wartend auf dein Aufgegebenes. Wir warteten echt lange und die Traube der Wartenden um uns herum lichtete sich zusehends, dass ich schon fast befürchtete mein Aufgegebenes aufgeben zu müssen.
Wie empfängt uns Lima? Zuerst sicherlich vertreten durch den Fahrer zum Hotel, welcher es sich nicht nehmen ließ uns die hiesige Fahrweise zu umschreiben mit »unzivilisiert«
Die Stadt lag in einem dichten Nebel. Mystisch trat irgendetwas hervor, bevor es wieder verschwand. Der überbordende Verkehr war immer omnipräsent. Zwischen diesem ein paar einsame Seelen zu Fuß. Herzschlag im umgebenden vier viertel Takt untergehend. Bis jetzt ist es nicht wirklich einladend. Ich verstehe nicht, warum der Mensch dem Verkehr so viel Raum lässt und dadurch sämtliche Lieblichkeit vertreibt.
Unten am Ozean wird es etwas besser. Erste Surfer tummeln sich hier.
Angekommen in unserem Hotel frönen wir erst einmal dem Ausblick, um dann Frühstücken zu gehen.
Erstaunt waren wir zu erfahren, dass Lima die zweitgrößte Stadt in Lateinamerika ist. Unser Hotel ist im Stadtteil Miraflores welcher einer der sichersten und schönsten sein soll. Gleich gegenüber sind große Inkamärkte.
Ich denke, jeder kann sich so ein wenig vorstellen, was es dort alles zu kaufen gibt.
Wir schlendern nun ein wenig durch die Straßen und möchten euch ein paar Eindrücke mitgeben. Die Bebauung ist sehr gemischt. Mal riesige Hochhäuser und auch ein paar Straßen mit kleinen alten.
Wir kommen zum Huaca Pucllana »Ort der heiligen Spiele«. Leider kann man das nur mit einem Guide besichtigen, was eine Stunde dauern würde. Wir sind noch nicht so gut akklimatisiert, dass wir das über uns ergehen lassen wollen.
So betrachten wir die Millionen von Lehmziegeln von außen. Diese Bauweise haben sie vor 1500 Jahren gewählt, um Erdbebensicher zu bauen. Mein Respekt haben sie.
Immer mal wieder sieht man Streetart.
Der Verkehr ist immer noch überbordend. Mal gibt es Alleen mit einem Weg in der Mitte.
Gleich hier um die Ecke ist der Parque 7 de Junio. Diesen mag ich sofort. Ein wenig ruhiges Grün inmitten der Stadt. Ich schein auch nicht der Einzige zu sein, der diesem Platz zuspricht. Hier liegt das Zentrum des Bezirkes und man weiß sofort warum.
Gleich anschließend die Parroquia La Virgen Milagrosa
Durch Zufall kreuzen wir Día del dulce peruano: evento gratuito reunirá en un solo lugar los dulces nacionales más famosos.
Klar, dass wir es nicht schaffen da rüber zu gehen, ohne etwas zu probieren. Echt lecker.
Von hier folgen wir der Straße Richtung Meer, welche immer mehr in einem Tal versinkt. Der Verkehr ist in der Geschwindigkeit begrenzt, auch durch die Einspurigkeit und das Kopfsteinpflaster. Richtig genießen kann man den Spaziergang unter den Bäumen aber nicht.
Am Ende der Straße ist auch das Ende des Landes. Surfer hoffen und versuchen.
Wir steigen den Weg wieder an und kommen zum Parque del Amor.
Von dort oben auf dem Steilufer weiter zum Faro de la Marina,
zum Parque Chino,
bis zum Parque Itzhak Rabin. Ab hier mache ich mich wieder auf in Richtung Hotel. Irgendwie liegt Lima ja schon am Meer, doch so richtig wie ein Seebad fühlt es sich nicht an. Der Bezug in der Stadt dazu fehlt mir. Da ist die große Stadt, dann die Steilküste, eine viel befahrene Straße, ein dünner Streifen Sand oder Stein und dann kommt das Meer. Also die Stadt wurde hier nicht gebaut, weil das Meer da ist, sondern das Meer ist auch da. Wie ich erfahren habe, wurde hier die Stadt gegründet, weil hier ein Fluss ist, der genügend Wasser führt. Rundherum ist mehr oder weniger Wüste.
Groß verlaufen kann ich mich ja nicht. Die Richtung nach Hause ist angeschlagen.
Wieder geht es eine Allee entlang. Ab und zu säumen Skulpturen den Weg.
Manch eine hat sich hübsch angezogen.
Abends gehe ich noch einmal um den Block. Es ist so, wie ich es erwartete in einer südlichen Stadt. Viele streifen herum, sitzen im Park, unterhalten sich, essen, trinken, Kinder spielen… Jetzt startet das Leben.
Musik wird aufgespielt und jeder der möchte tanzt.
In der Miraflores Parroquia La Virgen Milagrosa läuft irgendetwas – stundenlang.
Im Rathaus nebenan stolpere ich noch in die Ausstellung »Homenaje Carlos Quizpez Asin Mas« welcher sich offensichtlich mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigte.
Heute möchte GG eine Bustour machen. Die Idee war ein Hop on Hop off Bus. Wird auch so beworben nur mit der kleinen Änderung, dass du hier nicht aus und in den Nächsten einsteigen kannst. So ist es eher eine guidedt Tour in die Mitte der Stadt.
Um zum Startpunkt zu kommen, müssen wir erst einmal die Straße zum Meer herunterlaufen.
Sehr hilfreich für diejenigen, welche bis jetzt so ihre Zweifel hatten, wie denn das Überqueren einer Straße so geregelt ist, sollte man den Wunsch haben es zu überleben. Also bei Rot – nicht gehen! Wobei ich sagen kann, dass, wenn du dich erst einmal bereit erklärt hast, dich von dem Ort assimilieren zu lassen, wirst du feststellen, dass so chaotisch es auch ist, du eine reelle Chance hast, bei Rot die Straße zu überqueren, ohne angefahren zu werden.
In Larcomar haben sie ein Einkaufszentrum direkt an das Kliff gebaut.
Nun geht es durch die Stadt. Wirklich spaßig ist es nicht. Die einzige Zeit wo das einigermaßen zu meisten ist, ist zwischen 3 und 7 – also da wo wir wohnen.
Inzwischen geht es zu Fuß weiter die Fußgängerstraße Jirón de la Unión entlang. Frei Bewegen und Ausschwärmen ist uns allerdings untersagt. So folgen wir gehorsam dem Wimpel.
Natürlich dürfen wir auch mal in eine Kirche.
Weit müssen wir nicht laufen bis zum Plaza Mayor. Hier ist der Grundstein für Peru gelegt worden, mit dem Bau der Kirche.
Als letzte Station dieser Tour besuchen wir das Convento de Santo Domingo.
Die Bücherei. Leider sind viele der alten Bücher bei dem letzten Beben für immer verloren gegangen.
Schon geht es wieder den langen Weg zurück. Lang ist dieser hauptsächlich in der Zeit. Mit welchem Personalaufwand hier die Busspuren, welche wir bedauerlicherweise nicht benutzen dürfen, davor geschützt werden von jedem benutzt zu werden. Kaum ist ein Bus durch, stellt ein, ja wie wird man diesen nennen, Busspurbeschützer? , ein Hütchen auf die Straße.
Wir gehen etwas essen, was ich euch nicht vorenthalten möchte. Es ist Fisch, welcher eigentlich roh ist, von den Einheimischen aber als -mit Lemon gekocht- bezeichnet wird. Kann man mal probieren, täglich eher nicht meins.
Mein Fazit zu Lima:
Auf den ersten Blick war es nicht sehr schön. Auf den zweiten Blick gibt es schon echt schöne Ecken. Doch muss ich zum Bedauern sagen, dass ich mir etwas Besseres vorstellen könnte meinen Lebensunterhalt mit verticken gehäkelter Blumen, umgeben von Abgasschwaden, zu verdingen. Der Verkehr, wenn man das Herumstehen so nennen kann – einfach unglaublich lästig. Also wegen Klima – fahr ich nicht nach Lima. Wegen der vielen netten Menschen hier – könnte schon sein.
Um 3:30 Uhr holen sie uns morgen früh ab. Drei Stunden, bevor der Flug abhebt. Ich mach für heute Schluss und sag schon mal Tschüss zu Lima.
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