Nordwest Süddeutschland

Mannheim: Das Wetter lässt nicht viele Möglichkeiten offen. Es ist kalt und Regen fällt. Eine meiner unbeliebtesten Kombinationen. So gehen wir in die Kunsthalle. Im Zuge der Biennale für aktuelle Fotografie soll die Ausstellung WALKER EVANS REVISITED die Besucher faszinieren. Die Räume hängen voller Bilder. Etwas gewönhungsbedürftig ist, dass hier keinerlei Erklärungen unter den Bildern hängen. Nur Nummern schmücken die Wand. Ich versuche erst einmal ohne weitere Erklärung die Anordnung der Bilder zu verstehen. Häuser in einer amerikanischen Stadt öfters aufgenommen. Mein Schluss zu dieser Kombination, dass es Versuche sind die Unterschiede darzustellen oder  mehrere Versuche. Andere Bilderkombinationen wiederum, entsprechen nicht dieser Theorie. So gestehe ich mir schweren Herzens, ohne Erklärung nicht weiterzukommen. Diese befähigt dich die Nummern den Fotographen und der Szenerie zuzuordnen. Weitere Details erfährt man nicht.

Da einige Bilder auffällig aus der selben Perspektive, die gleiche Szene in unterschiedlichen Zeitepochen darstellen, schließe ich auf so eine Form von Remake. Wenn Du die Bilder nicht wie hier nebeneinander siehst, erscheinen sie dir weitaus ähnlicher und ich vermutete eine Coloration.

Und damit soll sich wohl der Kreis zu den anderen hier ausgestellten Werken schliessen. Ähnliche Motive, ähnliche Ideen in anderen Zeiten? Scheint mir aber ein bisschen weit hergeholt.

 

Auf den meisten Bildern sind einfache Leute, halt so wie sie auf der Straße erscheinen. Abgelichtet im vorherigen Jahrhundert. Das lässt einige Erinnerungen hochkommen. Nichts wird beschönigt. Die anderen Fotografen, welche hier zusammen mit Evans ausgestellt sind, fotografierten oft aus den gleichen Perspektiven. Für mich vereinfacht, ein Durchreisender mit Kamera.  Dieses soll an den ursprünglichen Künstler erinnern. So sicher der Konsens. Ich bin mir nicht vollkommen sicher, aber ich denke, es gab noch andere Leute mit Kamera, welche einfach nur mal so losknipsten. In der heutigen Zeit, jeder mit seinem intelligenten mobilen Fernsprechapparat ständig alles fotografierend, wäre es zweifellos nicht so außergewöhnlich. Was wo hin gehört, könnt ihr selber versuchen raus zu bekommen.

Wenn man nun den künstlerischen Aspekt außer Acht lässt und sich auf das Fotografierte konzentriert, so fallen in den Inhalten doch schon einige Dinge auf.

Wartende, welche fein säuberlich getrennt, wenngleich sie es weder kulturell noch regional sind. Einzig das eine veränderte Gen ihrer Großmütter, welche die einen wesentlich gebräunter aussehen lässt, bewirkt diese Immisciblität. Die Natur erwägt da wesentlich toleranter.

Kommen wir zu der nächsten Ausstellung.  JOHN BOCK. AURAAROMA Ω-BEULE Was fällt Euch darauf ein? Es verspricht jedenfalls interessant zu werden. Als ich nun langsam in die Area dieses Projektes eintrete, dünkt mich, dass es noch nicht realisiert.

Überall liegen Utensilien, welche eines Heimwerkers Herzen höherschlagen lassen.

Doch schon bald die Ernüchterung. Das ist Kunst.

In einem weiteren Raum hängen diese durchaus ansprechende Teile von Wolfgang Ganter.  Mann kann ja alles Mögliche darin sehen. Einen geschnittenen Stein, einen Eingang in eine Parallelwelt oder auch eine Supernova. Einzig die Tatsache, dass Eines der drei Kunstwerke eine abplatzende Lackschicht hatte, ließ mich fragen, ob das so gewollt oder kaputt. Der Künstler wird immer gut Reden haben bei dieser Frage. Sein Wort wird zur Wahrheit, wie auch immer die real wäre. Kunst ist keine Wissenschaft oder Wissenschaft ist keine Kunst. Such dir aus was dir gefälliger.

Eines der Fotos ließ mich erinnern an die gerade in der CO Berlin besuchte Ausstellung. Augenfällig und anziehend obwohl fast gänzlich unbekleidet reizvoller.

A statement against death. Sieht man ja sofort. Also ich erkenn’s. Erkennt’s auch der Tod? Ich will’s hoffen.

Die alten Meister kommen heute etwas zu kurz. Das hole ich nach. Versprochen.


Gegen Abend fahren wir nach Seckenheim zu einer Jam Session. Immer schon habe ich mich sehr wohl gefühlt auf solchen Veranstaltungen. Der erste Blick in den Keller vermutete mich in der falschen Veranstaltung. Heute habe doch die Frau Sellinger Geburtstag, ließ ein Schild am Hofeingang mich wissen. Eine Band in Leoparden-Kostüm verortete ich eher dort. Allenthalben waren wir richtig. Voll war der Saal und stickig die Luft. Die Musik in Freude dargeboten lässt uns das leicht vergessen.

Beeindruckend war ein junges Maedle, welchem in ihrem verlorenem Augenlicht nicht ihr einziges Problem hatte. Sie stand nun am Piano und versuchte die Noten der vielen Tasten vor ihr zuzuordnen, mit einem gewissen Humor, der so gar nicht zu der Situation passend erschien. Doch sie gab nicht auf und versprach das Instrument zu bezwingen. Als ihr das nach einem kurzen Anlauf gar trefflich gelang, sprühte sie vor unkontrollierter Freude, dass es nur so eine Solche war ihr zuzuschauen. Meine Hochachtung. In mir danke ich meinem überbordenden Glück und auch sehe ich, dass du durchaus außerhalb der akzeptierten Normalität glücklich sein kannst, wenn du nur den Mut hättest, deinen Betrachtungswinkel zu ändern.

Bis zum letzten Ton war dieser Spieler der Trommeln in einem lustvollen Fluss, dass es einige der auftretenden Musiker verwunderte wie auch die Zuschauer begeisterte.

Immer wieder fischte er aus seiner Tasche irgend etwas, mit dem er Töne fabrizierte.


Nächsten Morgen geht es in den Odenwald nach Schriessheim. Am Schloss beginnen wir die Wanderung entlang dem Weitentalbach,

bis hin zur Spatschlucht.

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