New York 🇺🇸

Ich war noch niemals in.. Und nun war es doch die beste Möglichkeit, ein Treffen mit GG zu handhaben, welche gerade in Austin wohnt. So versuche einen Flug zu bekommen, der mich nicht über alle Maßen um schwer Erarbeitetes bringt. 444€ – diesen Hinweis muss ja jetzt wirklich jeder verstehen. Schon die alten Pythagoreer nannten das die perfekte Zahl. So sitze ich hier und überlege, was denn wohl mitzunehmen sei. Grob durchgerechnet bin ich ja nur zwei Tage da. Da sollte doch ´ne Zahnbürste und ein Wechselschlippa reichen. Ich nehme also den Öko-Jutebeutel und packe das eben erwähnte rein. Das Prunkstück ist ja nicht mal ansatzweise an seiner Kapazitätsgrenze. Auf zum Flughafen! Beim Check-in ernte ich keine großen Augen. Sicher wird mehr Gepäck von mir im Rumpfe des Fliegers vermutet.

In New York – also in dieser großen fortschrittlichen Stadt – wirst du aus dem Flieger sofort in irgendwelche schmuddeligen Katakomben geleitet. 🌎 Jeder des Wachpersonals hat ein grimmiges Gesicht und versucht dich damit zu infiltrieren. Mein Lächeln nehme ich ab und stecke es in den Beutel.  Eine etwas mehr als durchschnitts-pigmentierte Lady, derer Lebensgenuss-Art augenscheinlich im Essbaren verwurzelt, versucht im Wettstreit auf der Seite www.kommdumirmalnachhausefreundchen.de einer der oberen Plätze zu ergattern. Zückst du dein Handy oder eine Kamera – ich kann mir echt nicht vorstellen, dass das einer überleben würde. Ich schalte sofort in den totally Demütig-Modus. Ich sage nichts, wenn ich nicht gefragt werde. Und wenn, antworte ich nur mit Yes Mam oder No Mam. Das funktioniert, bis ich nach meinem Gepäck gefragt werde, ganz gut. Ich zeige nur auf meinen Beutel. Die furchteinflößende Maskerade meiner Gegenüber schwindet kurz in Zweifeln. Sicher kann ich nicht genau sagen, was in ihr vorging. Mir schien, sie überlege, ob ich nur etwas oder zu  durchgeknallt bin. Ich unterbrach die Ruhe mit der Aussage, dass ich gehört hätte, hier könnte man super einkaufen.

So werde ich entlassen in die große Stadt. Als Erstes musst du erst mal weg hier. Da fährt so eine führerlose Bahn vorbei, welche 1$ von dir verlanget. Das hat aber auch etwas Gutes. Ich muss Geld wechseln und es in Münzen umwandeln. Nun dachte ich schon, dass ich hier wieder eine unvorstellbare Anzahl von 1/4 Dollar Münzen in den Automaten stecken müsst. Tatsächlich erhielt ich bei dem Wechselautomaten 1$ Münzen. Was für eine Freude. Wie ihr wisst, sammele ich bei all meinen Reisen die unterschiedlichen Bezahlungsmittel ein. In den USA bekommt man eigentlich als Maximum den viertel Dollar. Mit diesem musstest du alles bedienen, was Münzen verlangt. Von Telefonen bis Waschmaschinen. Klar, dass du immer einen Sack davon dabei haben musst, solltest du vorhaben, davon etwas zu machen. Wieder zurück in den Bahnhof. Ich musste schweren Herzens einige von diesen gerade erhaltenen Schätzen in den Automaten stecken. Diese Bahn bringt dich entweder zu einem Bahnhof oder zu einem Bahnhof. Der eine ist einer für die U-Bahn und der andere für Vorort-Züge. Ich entschied mich für U-Bahn.

So stand ich plötzlich auf einem einsamen, unspektakulären Bahnsteig im Nirgendwo. Hier eine große Stadt zu vermuten, war gewagt. 15 Minuten später kommt ächzend dieses verbeulte Wellblechvehikel schwankend die Gleise entlang und mit quietschenden Rädern zum Stehen. Na denn – auf geht’s. Express – steht groß am Waggon. Wie bloß mag der nicht Expresszug fahren. Wir schleichen hier durchs marode Bahngelände. Langsamer kann‘s doch wohl nicht gehen. Der Express entwickelt sich erst nach einiger Zeit. Dann beginnt dieser Zug aufzuhören, überall anzuhalten. Sobald er in den Untergrund abtaucht, hat er auch teilweise eigene Gleise. Es quietscht und rumpelt. Immer mehr Leute steigen ein, bis der Waggon mit einem gemütlichen Gedränge an seine Grenzen kommt. So kommt es auch, dass ich plötzlich ein Mädchen auf dem Schoße habe. Diese selbst so erschrocken, entschuldigt sich tausendmal, bis ich ihr beteuere, es genossen zu haben. Ich muss umsteigen.

Enger noch als in der Pariser U-Bahn sind die Gänge mit der doppelten Anzahl an Leuten. Schick, ist nichts hier. Schmuddelig, eng, überfüllt, dunkel, abgewetzt ist das, was es eher trifft. Ich fahre nun nach Norden. In der 103 Straße raus.

Nun ein ganz anderes Bild. Der Bahnhof scheint leer, wie weit außerhalb der Stadt, obwohl mitten drin. Wieder an der Oberfläche – dunkel, kalt und menschenleer. Ich tingele mit meinem Regenbogenbeutel Richtung Hotel. (Chocolat Hostel) 🌎

Langsam belebt es sich wieder. Lange, mehrspurige Straßen ziehen sich durch das Häusermeer. Schnurgerade und schier endlos.

Im Hotel wird mir mitgeteilt, dass meine Holde im Starbucks an der Ecke hockt. Nun gut. Eventuell nicht die Tageszeit für mich, Kaffee zu trinken. Viel machen wir heute eh nicht mehr. Ich bin irgendwie nicht in meiner Zeitzone und ich vermute, es wird sich daran auch nichts ändern, in der kurzen Zeit.


Die Sonne strahlt und es ist bitterkalt. Minus 15ºC und polare Winde ziehen kräftig durch die Straßen. Eigentlich ein Wetter, um drinnen am Ofen zu hocken wie auch rauszugehen. Uns zieht es down Town.

Ground Zero

Wir sind unten am Battery Park wo die Schiffe zur Freiheitsstatue abfahren. 🌎 Außer uns keiner da, ungerechnet der paar Möwen, denen die eisigen Winde offensichtlich nichts ausmachen. Vor dem Ticket-Verkauf stehen die üblichen Barrieren, wo ein Jeder, welcher dieses über sich ergehen lassen möchte, in schlängelnden Linien die größtmöglichste  Wegstrecke für die kleinstmögliche Entfernung zurückzulegen hat. Direkt an der Tür hängen die Preisinformationen. Um diese zu lesen, schlängele ich mich kurzerhand unter den verlassenen Barrieren durch.  Nicht einmal eine Femtosekunde dauerte es, bis eine Dame wutentbrannt die Tür öffnete und mich anwies, der Schlangenlinie zu folgen. Ich stottere, dass ich mich erst mal nur erkundigen wolle, was es kostet und niemanden übervorteilen könne, mangels Anwesenden.»Nichts da. Hier gibt es Regeln!« Ließ sie verlauten. Auch wenn nur eine geringe Chance bestand bei diesem eisigen Wetter, mich auf einem offenem Boot im offenen Wasser zu sehen, wurde diese soeben eliminiert.

Washington-Square Park

Die New Yorker haben meistenteils aufgegeben mit dem eigenem Auto zu fahren. Oft sieht man Straßen nur voll Taxis. So braucht man wenigstens keine Parkplätze und insgesamt ist es für die Umwelt wohl auch besser.

Wenn man in der Gegend ist muss man sicherlich auch hier landen.


Upper West Central Park West_103 St

Auf dem Dach des Rockefeller hat man einen super Ausblick  über Manhatten Island. 🌎

Mein ˘Fachgebiet˘ ist zweifellos die moderne Kunst. Das MoMA verspricht Wärme. Dabei meine ich die rein physische, nicht die die Kunst dir versprechen mag in deinem Herzen. So geb ich mich überredet hinein zu gehen.

Das mag ich noch als Kunst verstehen und es hat auch irgend etwas was mich fasziniert, wobei ich es nicht genau verorten könnt und dem auch nicht auf den Grund gehen möcht’. Oft sind Exponate einfach einen Blick wert. 

Manche benötigen eine umfassende Erklärung. Was dachte sich der Künstler, was hat ihn bewegt, was möcht‘ er damit aussagen oder erreichen…. Ich bin ja der Überzeugung, dass es zwei hauptsächliche Beweggründe für Kunst dieser Art gibt. Der Zweite ist sicherlich der, etwas auf dem Teller haben zu wollen. Hast du dieses Problem nicht, denke ich, versuchen die Künstler herauszufinden, wie weit sie gehen können und es noch Kunst ist. Schon immer versuchte sich der Mensch an seinen Grenzen.

Ich fange nun in meinem verzweifelten Humor zu fachsimpeln an. Erkläre, was die Künstler trieb, wie und was sie uns sagen wollen. Dieses mit so ernster und überzeugter Miene, dass die Kunstkenner, also die bourgeoisen ⋅Wissenden⋅ , stehen bleiben und meinen Worten lauschen. Das ist echt krass. Du kannst den grüßten Mist erzählen und irgendwann hörst du ein „Ah“ und erntest zustimmendes Nicken. GG hat sich fast nicht mehr ein gekriegt.

In dem begleitenden Faltblatt wurde ein Bild aufgeführt, welches sofort mein Interesse weckte. Auf einem dunklen Hintergrund waren die Buchstaben oo und f die einzigen Merkmale, die das Monotone unterbrechen. Natürlich sinnierte ich allzu gleich, was der Künstler damit sagen wollte. Eine Theorie formiert sich. Möchte er damit herausfinden, wer den Fehler entdeckt? Auch der noch so Rechtschreibunfähigste sollte doch sofort das Fehlen des Buchstabens bemerken. Wenn du nun aber den kompletten Schriftzug vor deinem geistigen Auge hast, stellen sich weiter Fragen. Meint er mich, sich, das Werk, die Kunstszene an sich oder einfach alles. Über diesen Weg offenbart sich mir die Genialität. Kurzum suche ich dieses Werk. Zwar wird sich nicht viel ändern, sollte ich in Bälde davor stehen, aber – na ja, halt so. Ich finde es nicht. Immer noch in belustigter Stimmung frage ich nach dem Kunstwerk. Mit einer traurigen wie auch untröstlichen Miene wird mir mitgeteilt, dass das Werk gerade nicht im Hause sei. Ich muss mich so zusammenreißen, nicht laut loszulachen und zu sagen »Das ´ ja doof«.


Die Stadt ist furchtbar kalt. Zwar scheint die Sonne, aber eisige Winde fegen durch die schnurgeraden Gassen. Wir gehen durch den Central Park Richtung Norden. Der Schnee streut der Sonne Licht in alle Richtungen. Aus dem Park heraus kommen wir in Harlem. Die durchschnittliche Bevölkerung sieht schon etwas anders aus. Aber die wilden Storys, die man immer hört..? Klar, hier sind keine Luxusboutiquen. Das Ross-Kaufhaus sieht auch so aus wie die Wiesn nach der Feier. Ansonsten so wie anderswo sonst auch. Wir finden nichts, warum wir hier weiter durch die Gassen streifen sollten und außerdem brauche ich unbedingt etwas Wärme.

So stehen wir an der Bushaltestelle in der Fünften und warten. Der Bus kommt und wir sollen dafür lohnen, mitgenommen zu werden. Das ist so weit schon verständlich, aber es muss ausschließlich in Münzen erfolgen. Jetzt machte ich wohl einen sehr mitgenommenen Eindruck, obwohl ich noch gar nicht mitgenommen worden bin. Der Busfahrer bringt zum Ausdruck, er könne und dürfte nicht wechseln und wir sollten doch in einen Laden gehen, dieses zu tun. Im Umdrehen erwähnte ich die große Kälte da draußen und wollt mich resigniert den Umständen ergeben. Da schlossen sich die Türen und der Fahrer lässt verlauten, er könne uns hier nicht mit gutem Gewissen stehen lassen und außerdem sieht er uns auch gar nicht und was er nicht sieht, ist auch nicht da und muss folgerichtig auch nicht bezahlen. Hundertprozentig möchte ich nicht ausschließen, dass ich nicht komplett verstanden habe, wovon er sprach. Ist auch egal. Wir lächeln uns zu, ich aus der körperlosen Dimension, und immerhin hat einer schon seine gute Tat des Tages getan.

Langsam muss ich mich auch verabschieden. Stehe mit meinem Jutebeutel an dem Eingang zur U-Bahn in der 103. (Ehrlich gesagt, habe ich einen zweiten Koffer dabei. Dieser ist vollgepackt mit Büchern von GG. In den Gepäckbeschränkungen stand:  »Es gibt keine obere Gewichtsgrenze. Sie müssen allerdings befähigt sein, ihren Koffer alleine in die Ablage zu bekommen« Ich hatte so meine Schwierigkeiten.) Schau noch einmal die Runde. Da kommt eine Frau auf mich zu und hält mir unaufgefordert eine Zigarette hin. So stehen wir da beide und schauen schweigend in den Park. Seh‘ ich wirklich schon so runtergekommen aus???

Sicher hält der Jetlag mich immer noch gefangen.

bye bye New York – es ist besser wie auch andereser, als ich erwartete

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