Mont Blanc (8) 🇫🇷


Um halb 8 stehe ich auf. Erst mal muss ich GG mit einem Kaffee aus den Federn locken. Dann wieder runter in die Stadt. Glücklicherweise wissen wir um den Parkplatz. Nun zum Bahnhof. Unterwegs fällt auf, dass wir nur eine Maske mit haben. Im Orte und sicher auch in der Bahn herrscht Maskenpflicht. Fluchs noch eine erstanden. Wir kaufen ein Returnticket für die Bahn. Warten müssen wir nicht lange, dann geht es auf den Berg. Wirklich Abstand halten kann man im Zug nicht, auch wenn er weniger als mit maximal Auslastung fährt. Die Zähne greifen in die Zahnstange und Zahn um Zahn kommen wir dem Gipfel näher. Das Gefährt macht nicht den Eindruck, dass es viele Reserven hätte. Und doch erreichen wir die Endstation.

Wo ist nun der Gletscher? Schaut man in die Ferne, sieht man eine schmutzige Masse, welche dem Tale zuzustreben scheint. Über und über ist das Eis mit Geröll bedeckt. Doch es ist weit unter uns. Die kurze Seilbahn, welche den Weg hinunter auf die Hälfte verkürzt, fährt noch nicht. So machen wir uns auf den Weg. Schilder warnen die unbedarften vor dem Abstieg. Man solle es sich gut überlegen, ob der jeweilig angesprochene Körper auch in der Lage sei, diese Strapazen zu überstehen. Meiner sagt sofort neugierig ja. GG zweifelt ein wenig. Sie sieht hier nicht das, was sie zu sehen wünschte. Doch wir steigen ab. Auf halber Strecke ist dann plötzlich Schluss. Die Eisgrotte habe noch nicht geöffnet, verkünden Schilder. Wir denken »So ein Schmarn, fahrn die die Leut hier rauf und dann sollen sie warten bis die Grotte aufmacht.« Abstandsregeln wird man so nicht befolgen können. Ich besorge eines Brettes warmen Oberfläche und wir bereiten uns drauf sitzend auf die Öffnung vor. GG wird immer missmutiger. So entscheide ich diesen Ort zu fliehen. Einen kleinen Abstecher machen wir auf dem Weg nach oben. Hier sollten nur Leute mit entsprechender Ausrüstung wandern. Von meiner Warte her gesehen habe ich diese. Ein paar Schuhe in denen wanderlustige Füße stecken, meine Hikingjeans und ein halben Liter Wasser. Sollte doch gehen? Doch GG sieht es bei einem steilen Abstieg erwartungsgemäß etwas anders. So beschließen wir ein wenig den Berg anzusteigen in Richtung der Seilbahn Aiguille du Midi. Ich eruiere den Weg.

Bis zum Signal Forbes geht es ca 300 Höhen Meter bergan. Für mich erst mal zu schaffen und auch als Endpunkt gedacht. Steil führt der Weg nach oben. Wir, schon ein wenig in Gamsmode, erfreuen uns der vielen Berge. Immer noch nicht wissend, wann das Wetter umschlägt. Noch scheint die Sonne als ob es kein Morgen gäbe. Oben angekommen erhaschen wir ein super Rundblick. Plötzlich meint GG »scheiß auf des Rückfahrticket wir laufen jetzt zu Seilbahn« das sind von hier ca zwei Stunden über die Berge.

Von mir aus sofort doch ich frage noch mal nach. Unglücklicherweise stellt sich nun heraus, dass wir keinerlei Verpflegung bei uns haben. Wir dachten nur an einen kurzen Ausflug, ob der Wetterprognose. GG mahnt zur Eile. So spurten wir los. Erst geht es ein wenig weiter nach oben, dann in Serpentinen hinab. Mich dünkt, dass alles wieder ansteigen zu müssen. Nach einer Stunde kommen Phantasien von Fein gebratenen Rindersteaks auf. Noch müssen wir durchhalten. Wir versuchen uns durch die Blicke auf die Gletscher abzulenken. Das gelingt nur zum Teil. Immer wieder beschäftigen sich unsere Körper mit der unzureichenden Nahrungszufuhr. Hätten wir doch nur richtig gefrühstückt. Die Schuhe dampfen, der Magen knurrt…

Über uns der Gletscher gibt sein eisiges Wasser der Wiese preis. Ich fülle unsere nun schon leere Flasche mit dieser kalten Flüssigkeit. Wenigstens etwas im Magen. Erfrischend ist es auch noch. Die Seilstation rückt näher, unsere Schritte werden geruhsamer. Viel Reserven scheinen nicht vorhanden. Dann erreichen wir die rettende Hütte. Obwohl nicht wirklich höher möglich servieren sie nicht wirklich houte cusine. Ein belegtes Baguette muss genügen. Dicke Wolken ziehen vom Horizon an. Noch ist der Peak in der Sonne. Wenn wir da hoch wollen, dann jetzt! Wir klingeln nach der Kasse und überlegen auch nicht lange. Die 30€ mehr machen‘s nun auch nicht mehr aus. Zeit zum Überlegen haben wir nicht. Kaum das Ticket gekauft geht es hinauf auf den Aiguille du Midi. Witziger Weise stehen an der Gondel die Corona Regeln. Abstand halten – wie soll das gehen, wenn sie die Gondel vollpfropfen. Wird schon gut gehen.

Die Fahrt geht wirklich steil an. Gletscherfelder und scharfe Felsen unter und neben uns. Fühlt sich nicht wirklich gesund an. Oben angekommen umweht uns ein eisiger Wind. Doch noch sind die Wolken nicht hier. Ich treibe zur Eile. So hetzen wir von Aussichtsplattform zur nächsten. Herrliche Blicke werden uns feilgeboten.

Doch schon erreichen die ersten Wolken das Plateau. Schneeschauer prasseln auf uns nieder. Ich nur ausgerüstet auf Temperaturen um die 25°C fühle mich ein wenig fehl am Platze. Egal. Ich gebe dem noch eine Chance. Die letzten Meter hinauf geht es mit dem Fahrstuhl. Doch hier stehen wir in den Wolken. 5 Minuten geb‘ ich dem. Ich sehe da noch ein Loch in den Wolken. Doch leider schieben sie sich übereinander und wir brechen ab. Glücklicherweise wird unser Rückfahrtiket für den Zug auch von der Seilbahn akzeptiert. Kontrolliert wird nicht. Ich denke, wer irgendwie hier her gekommen ist hat sich das Recht verdient nach unten zu fahren. An jedem Pfeiler sackt die Gondel ein wenig ab. Alle Kinder juchzten laut. Was ein Spaß. Unten angekommen müssen wir noch durch den halben Ort tingeln. Nun nichts wie raus. Es geht zurück mach Norden. Grenzkontrolle wird nicht wirklich gemacht. Wir stoppen noch einmal oben auf unserem Campingplatz am Col de Forclaz um einen Caffè mit Blick auf die Berge zu genießen. Von hier geht es etliche Kilometer bergab. Schon eine kleine Tortur für unseren Bus.

In Martigny fahren wir auf die Autobahn bis Aigle. Hier nehmen wir die 11. Anfangs ja noch wie eine normale Straße wird diese Hauptstraße schnell immer dünner und kurviger. Endlose Kurven geht es den Berg an. Neben uns immer der Abgrund. In Gsteig stoppen wir auf einem Zeltplatz und zahlen etwas ungern die 36 Franken. Doch es ist genug für heute. Noch ein wenig Alpenglühen und mehr ist auch nicht notwendig.

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