Max Ernst, aber nicht zu 🇩🇪 & Лебединое Озеро

Charlottenburg / Sammlung Scharf-Gerstenberg & Theater des Westens

Gerade aus Ägypten wiedergekehrt, wurden wir bestrafet vom Pharao der uns einen Fluch nachsandte. Die morgendliche Sonne am blauen Himmel und kleine Schäfchenwolken lassen Hoffnung keimen auf ein Morgen. Mich locket es hinaus. Oft schon hatten wir die Diskrepanz in dem Zeitfenster, wer wann wo raus wollte. Oft schon entschieden wir uns zu spät und das solare Fenster ward geschlossen, als wir uns einigten die Welt zu besuchen, was mir etwas Verdruss bereitete. Heute sollte es anders werden! Beide machten wir uns startklar und traten hinaus. Kaum aus der Tür verdeckten dunkle Wolken das güldene Rund. Wenn du nun denkst, dass mir das unangenehm aufstieß, so muss ich dich enttäuschen. Sicher war ich nicht mittelbar erfreuet aber so, dachte ich bei mir, hätte es auch sein können, bei den vielen Malen davor und stimmte mich für die vermutlich versäumten Gelegenheiten milde. In Summe komme ich mit weniger Missmut da raus. Kaum diesen positiven Gedanken erwischend, änderte die Sonne die Strategie und bestrich uns mit ihren wonnigen Strahlen.

Wir wandelten am Spreeufer entlang und durch den österreichischen Garten. Dieser hat zu dieser Zeit nicht merklich viel Grün und präsentiert sich wie eine Alm nach einem Murgang. Weiden wiegen ihre kahlen Äste im lauen Wind über dem Fluss.Vor dem Schloss angekommen steht es mir danach zu erkunden, was die Sammlung Scharf-Gerstenberg heute ausstellt. Max Ernst. GG hat ihre Jahreskarte leider nicht dabei. Glücklicherweise glaubt uns der Einlas, dass wir diese unser Eigen nennen und lässt uns unkompliziert eintreten. Vielen Dank für das Vertrauen.

Der Erste Blick hinein wähnt mich in vertrauten Gefilden.  Das Tempeltor von Kalabscha  Also keine markante Änderung zu der letzten Woche.

Als ich dieses Kunstwerk sah, wusste ich sofort, hier war ich schon einmal. Meine Gedanken schweifen durch die zerklüftete Landschaft von Utah. Gleichwohl könnte es der Kings Canyon im nicht minder entfernten Australien sein. Was ich auf dem Schilde lese, scheint mir zu trivial. »Der rosa Vogel« Da geht doch mehr, oder?

Dieses Bild mutet eher im Realismus zu Hause. Ich in den Armen meiner Geliebten oder halt anders herum, je nachdem, wer es betrachtet. Einzig unstimmig, die Anzahl meiner Haare. Aber es könnte mich auch in meiner Blütezeit zeigen. Liebespaar

Eines der ehrlichsten Kunstwerke die ich je sah. Dazu muss man allerdings die Bezeichnung lesen.

Ok -was siehst du? Stier und Jungfrau, also mich und GG – Astrologie manifestiert. Nur was mach ich damit der Zahnbürste? Ich wünschte, der Künstler sähe es ähnlich – aber Steinbock -nee. Zu abstrakt, was mich neugierig machte und mich dazu trieb bei Wiki nachzulesen. [Die überlebensgroße Figurengruppe zeigt links eine mächtige Sitzfigur mit einem stierköpfigen, gehörnten Schädel, in der rechten Hand ein großes Zepter haltend.] Ich denke, zum Denken mich anregend und all die Anderen, war die Absicht des Künstlers. Also zu Ernst wollte Max Ernst auch nicht genommen werden.

Eines der größten Kopfzerbrechen bereitete mir, dieses Bild in Einklang zu bringen mit der diesem zugeordneten Bezeichnung. Immer noch nicht gelernt aus dem Vorhergehenden, suchte ich verzweifelt. Wo, ja sag mir WO, ist hier ein Blitz, warum 14? Les Éclairs au-dessous de quatorze ans. Vertut euch nicht und deutet die hellen Punkte als das Gesuchte! Das sind Reflektionen des Glases und haben, so hoffe ich, nichts mit dem Kunstwerk zu tun.

Hier erfasste ich sofort den komplizierten gesellschaftlichen historischen Hintergrund. Mond übern Lattenzaun. Mit diesem Thema beschäftigte sich der Künstler des Öfteren. (Forêt-Arètes, Fishbone Forest, Wood of fishbones; The Forest; The Great Forest; War of two rosesAt the first clear wordDadavilleParis dreamThey have slept in the forest too longShowing a Young Girl the Head of his FatherRed Forest …)    Gar zu meinem Erstaunen. Bois et la Lune Bleue

Dieses und das nächste Bild unterscheiden sich nicht fundamental, wobei eines aus dem Ägyptischen stammt und eines nicht, es aber meines Erachtens könnte. Also Beide!

Gerätzelt wird hierbei, was es könnte oder solle bedeuten. Ich sehe da eine Verwandtschaft zu den Zeichnungen der Aborigines wie auch einiger Skizzen von Picasso wie auch zentral afrikanische Wurzeln.

Diese Übersetzung zeigt einmal mehr wie schwer es ist, zu übersetzen, selbst wenn man davon ausgeht zu wissen um was es geht.

Zum einen kommt weiß von Wissen und wenn du jemand fragst ob er das gerade tut fragt man: weißt du,…? Eine weitere Bedeutung hat dieses Wort mit der Farbe Weiß. Verständlicherweise wird daraus – Weißt du dein Haus? – wenn dich Jemand fragt ob du gerade dein Haus mit weißer Farbe tünchst. Wesentlich wird auch einer Bevölkerungsgruppe die Farbe Weiß zugeordnet, obgleich sie nicht wirklich dem entspricht. Nun kann man mit den Bedeutungen ein wenig spielen. Das Gegenteil zu Weiß ist bekanntlich schwarz. Diesen Farben kommen nun auch verschiedene Empfindungen zu. Weiß wird positiv gedeutet und schwarz eher negativ. Auch in der Bedeutung sieht man das allgemeine Gesellschaftliche Urteil zu jener Zeit, wenn man es mit der Hautfarbe korreliert. Mich wundert bis heute, dass in dem politisch korrekten Deutschland das Wort negativ immer noch existent. Zurückkomment auf die Beschriftung, würde  – schwarzt du – nicht ganz korrekt sein, wenn du es verwenden würdest um anzugeben, dass du gerade dein Haus schwarz streichest. Die kleinen, wenn auch nicht unwichtigen Pünktle überm a würden fehlen. In Bezug auf Wissen ist es mehr als Ungebräuchlich, den Gegensatz der Farbe zu wählen um Ahnungslosigkeit auszudrücken, was es in der Kunst ohne weiteres geboten lasse. Und zum Dritten kommt die bedauerlich niemals endende Hautfarbe ins Spiel. Ein kleines Beispiel Weißer: »Du Schwarz!« Schwarzer: »Ich weiß!«

Kommt das alles in der englischen Übersetzung zum Ausdruck?

Was meinst du was es meint?

Das zu beschreiben ließe dir sicher die Chance nehmen, es zu interpretieren auf die Deinige Art, was wiederum auch … Wie immer. Du siehst es ja.

Tatsächlich beschäftigte sich Max Ernst mit der Idee die Lebensphasen eines Vogels mit nur einer simplen Linie darzustellen. Ein ehrgeiziges Projekt, wie ich finde, aber nicht ungeschickt gelöst. (Tout en un plus un) Das ist allerdings nicht auf dieser Ablichtung zu sehen.

Max Erst war ein Begründer der – minimax dadamax – Gruppe. Schon diese Namensgebung hat etwas schelmisch Ironisches. Was sicher typisch für den Dadaismus ist, welcher sich der traditionellen Kunstform etwas verweigerte. Bei mir löste schon das Wort ein Schmunzeln aus und ließ mich im Geiste ein – Hier hier ist muss – daraus formen, als ich vor dem Eingang stand. Wenn du dich mal mit Ernst auseinandersetzt, kommen einige interessante Punkt zusammen, was ihn in meinen Augen durchaus sympathisch und mich neugierig werden lässt.

Nicht jedes Werk bedarf einer längeren Prüfung. So wie bei diesem. So las ich nicht den Titel, was mich im Nachhinein etwas betrübt, mich aber unbestritten ungekürzt den Rest des Tages genießen lassen wird. Die Dauerausstellung schon gesehend, beschließen wir genug der Kunst konsumiert zu haben und flanieren entlang der Spree zu des Hauses Wärme.


Лебединое Озеро ein Abend später.

Schon lange danach gesehnt, haben wir es nun geschafft zu Schwanensee des Bolshoi Theaters. Ich bin ja überhaupt nicht kundig in dem balletigen Sektor. Allenthalben stellte ich mir dieses Werk in der klassischen Variante, sehr erquicklich vor. So beginnet es schon sehr erfreulich. Gefühlte hundert lächelnde Ragazze, eine schöner als die Andere, springen, tanzen, wiegen, fliegen scheints schwerelos grazil über die Bühne ohne jegliches Geräusch, mal abgesehen von der begleitenden Musik. Gleich Samen des Löwenzahns im Rhythmus des Windes. Was kann es schöneres geben. Die Jugend scheint mir von Leichtigkeit beschwingt, wie auch schon sehnsüchtig lange her. Nichts vermag dieses Bild trüben zu können. Betrachtest du nun ein Exemplar etwas genauer, siehst du in diesem grazilen schwerelos anmutendem Körper, stahlharte Muskeln und Sehnen zum Zerreißen gespannt. Jede der so zarten Gesten, vom kleinen Finger bis zum Liedschlag,  jeder tiefe Atemzug, ist einstudiert aufs Kleinste. Das bemerkst an den kleinen Vibrationen unter der Haut, Muskeln und Sehnen  welche versuchen die optimale Grazie einzuregulieren. Ich bin beeindruck und mir wird klar, niemals freudiger 60€ investiert zu haben. Es braucht kein Feuer unter der Pfanne um die Butter schmelzen zu lassen, wenn du die Bewegungen synchron zum Reigen der wunderschönen Musik betrachtest. Ganz angetan erlaube ich mir weiter zu analysieren. Was zeichnet die prima Ballerina aus? Es ist der feine Unterschied. Alle können sie super tanzen, aber sie macht zwischen zwei Bewegungen einen zarten fließenden Übergang. Es sieht harmonisch, einfach, natürlich aus, ist aber das Resultat Jahrelangen Übens, bin ich mir sicher. Auch sieht man in der Synchronität im Gruppentanze kleinste Differenzen, was mich aber begeisterte. Alles andere würde mich verwundern. Perfektion ist langweilig und ich möchte da Menschen sehen und keine Roboter. Kommen wir nun zur Handlung. Nicht wissend um was es gehen könnt, sah ich Parallelen zu › Drei Haselnüsse für Aschenputtel ‹, obgleich keiner von den Darstellern ein Wort verlor. Schon mal eine Leistung! Es geht um Liebe und den bösen Mächten, die sie nicht gönnen. Im letzten Akt wird es noch mal spannend. Werden sie es schaffen. Ich sah schon einen sterben. Mir kamen fast die Tränen, als sie es schafften.

 

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