Wieder einmal geht es los. Als wir aus dem Haus treten, fährt der Bus gerade an uns vorbei. Mag sein, dass das ein jeder schon oft erlebte und sich wird daher fragen, warum ich es erwähne. Der war 3 Minuten zu früh! Unglücklicherweise werden wir so den Zug verpassen, doch glücklicherweise gibt es noch eine Verbindung, welche uns rechtzeitig zum Flughafen bringt. Im BER war ich noch nie im Terminal 2, stelle ich fest. Das ist noch funktional spartanischer als Terminal 1. Sichtbeton, unverblendete Rohre und Kabel, lässt es als unfertig erscheinen. Kofferlabelautomaten stehen in Reihe. Manch einem wurde das Fell über die Ohren gezogen und die Eingeweide hängen baumelnd in der Luft. Gemütlich ist anders. Da hindurch die Treppe rauf kommt man in die von mir sehnsüchtig erwartete Sicherheitskontrolle. Es war total leer. Ich frag noch »was soll ich auspacken?« »Nichts – das war vor hundert Jahren so!« antwortete er. Ich »Gürtel?« Er »Bitte nicht!« Das war’s. Was habe ich gewonnen? Mehr Zeit im Shopping Bereich.
Auch dieses durchquert am Gate sitzend, frage ich mich, warum die für zwei Gates und die dort möglicherweise zu füllenden Flugzeuge nur Sitzplätze für ein Fünftel der Fluggäste bevorraten.
Bei Ryanair gibt es ja Kasten. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass mir der Vorteil von Priority nicht ganz klar ist. Welche, die diese haben, werden eher zur Bordkartenkontrolle gebeten. Dafür verlassen sie ihre Sitze und dürfen hinter der Kontrolle länger stehen. Im Flieger der Erste zu sein, mag mir auch nicht wirklich wie Luxus erscheinen. Wenn du am Gang sitzt, musst du mehrmals aufstehen. Alle folgenden Passagiere drängeln an deinem engen Sitzplatz vorbei und hauen die Koffer ans Bein. Damals bei Easyjet, als es noch keine festen Sitzplätze gab, machte der Spurt übers Rollfeld noch irgendwie einen Sinn. Hier jedoch nicht.
Als wir endlich in den Flieger dürfen, sind wir fast die Ersten, auch wenn nicht dafür priorisiert gewesen. Warum stehen alle vorne? Mir doch egal! Das änderte sich schlagartig als mehrmals durchgesagt wurde, wenn wir nicht in 20 Minuten hier weg sind, stehen wir 90 min rum. Es wurde in drei Sprachen durchgesagt. Mehrmals! Doch irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass es dadurch schneller ging oder sich irgendein Gesichtszug regte, bei meinen Mitreisenden. Zwar mit 30 Minuten Verspätung, doch immerhin noch vor Ablauf der besagten 20 Min verließen wir Berlin.
Der Flug an sich verlief ruhig. Über Marseille schüttelte es die Maschine ganz schön durch, so gestaltete sich die Landung nicht ganz einfach. Draußen herrschte ein kräftiger Wind. Das Flugzeug auf dem Boden stehend, wackelte beständig und das Kabinenpersonal regte an, nicht zu schnell auszusteigen, um ein Gleichgewicht an Passagieren im Flugzeug zu haben. Also nicht nur hinten die Letzten. Das hatte ich noch nie. Die Treppe runter, was auch nicht ganz einfach. GG fragte schon, ob denn der Bus fahren könnte. Er fuhr. Die Autobahn war sehr voll, so wie ich sie damals, als wir hier lebten, selten erlebt.
Viel machen wir heute nicht mehr. Nur ein Spaziergang zu Notre Dame de la Garde.
Schon eine ganze Weile war ich nicht mehr in der Stadt. So habe ich das Gefühl, dass sie sich so peu à peu entfernt. Ich muss erst mal sehen, ob alles noch beim Alten. So starten wir in der Nähe unserer alten Heimat bei Jules Guesde.
Dieser Platz hat schon eine gewaltige Veränderung erlebt. Wo früher die Autobahn in einem Kreisverkehr endete, ist heute ein weitgehend autofreier Platz
Doch noch wird vieles im Zuge der Stadterneuerung abgerissen. Die westliche Seite, vormals von hauptsächlich ursprünglich nordafrikanischen Menschen bewohnt, ist heute leer gezogen und eine Baustelle. Ja schön war es nicht und ein heiden Gewusel. Auch kam nicht jeder mit der Multikulti Szene zurecht. Doch, wenn du Hilfe brauchtest, bei irgendwas, gab es da immer jemand, der jemand kannte.
Wir tingeln runter bis Joliette. Hier hatte sich während unserem Aufenthalt viel getan. Doch auch vereinzelt wird noch gebaut.
Folgt man dem Ufer Richtung Vieux Port, kommt man an der Cathedrale La Major vorbei.
Am alten Hafen dann das alte Bild. Schiffe tummeln sich im Wasser, Leute spazieren oder sitzen auf der Kaimauer, die Notre Dame de la Garde überwacht.
Der Tag neigt sich schon wieder dem Ende. Wir fahren noch kurz ans Cap Croisette, wandern dort ein wenig herum, um dann das Ende des Tages an der Plage de Bonneveine zu erleben.
2 l’ile des Embiez
3 Les Rencontres de la photographie d’Arles
Zurück aus Arles verbringen wir noch etwas Zeit in Marseille.
Streunen ein wenig durch Perier.
Genießen die Sonnenuntergänge in Roucas Blanc.
Eine Ausstellung im Mucem ist mit der Eintrittskarte aus Arles zu besichtigen.
So besuchen wir die tolle Anlage, welche am Hafenausgang liegt.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem Kult des Nacktseins und wie dieser aus Deutschland nach Frankreich kam.
Wie man das auch immer definiert oder selber daran partizipiert, sei jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil finde Nacktheit ja durchaus natürlich und trotzdem möchte ich mich nicht überall zur Schau stellen.
Komisch aber, dass die Selbstbestimmung über seinen Körper politisch ist, oder das sie dazu gemacht wird, also nicht von den hier Abgebildeten.
Es geht immer noch um den Apfel.
Schon ist unser kleiner Ausflug vorbei. Ein Blick in die U-Bahn erscheint auch wie ein Blick in ein anderes Jahrzehnt.
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