Mallinde (1) 🇩🇪

Thüringen

Ok, womit fange ich an. Im Grunde begann dieses Abenteuer schon in den letzten zwei Wochen mit dem Kauf eines Wohnmobils. Das attraktivste Angebot unterbreitete ein Händler nahe Hamburg. So setzten wir uns in unser Auto und besuchten Freunde in der Nähe. Ob das nun legal oder nicht. (coronatechnisch gesehen ist das Rumreisen im Land ja nicht wirklich erwünscht) Da wir dort übernachten, leben wir in diesem Hause und somit wird es schon so sein, dass das bei Betrachtung der Vorgaben und deren etwas zwangloser Auslegung, durchaus rechtens. Zwei Händler buhlten um unsere Gunst. Führen wir das hier nicht weiter aus. Nach einem langen Spaziergang durch den Wald unterschrieben wir den Vertrag. Nun trug es sich zu, dass wir das Fahrzeug nicht gleich mitnehmen konnten. Der KFZ Brief liege bei der Bank, wurde uns erklärt. Doch wenn er sich beeile, sei es nächste Woche fertig. Wir müssten es bis dahin versuchen anzumelden. Ich dachte in meinem jugendlichen Leichtsinn, dass das kein Problem darstellen würde. Einfach zu einem Zulassungsservice gehen und nächsten Tag die Unterlagen abholen. Weit gefehlt in Zeiten von Corona. Ich rief einen nach dem anderen an und keiner von ihnen hatte eine ungefähre Ahnung, wann ich das zugelassen bekommen könnt. Dann der vermutliche Glücksfall. Einer der Zulassungsservicebetreiber hat am Dienstagmorgen einen Termin. Nun nur noch warten auf den Brief. Obwohl mit Express verschickt, kam der Brief nicht am Montag. So verpassten wir den avisierten Termin um 2 Stunden. Was nun? Wir versuchten den Buchungsmechanismus im Internet, welcher nur für Personen von Systemrelevanz zugänglich. Banges Warten. Am Donnerstag um 11 sind wir eingeladen. Tja, mit dem Abholen des neuen Wagens an diesem Tag klappt es wohl nicht. Freitag ist Feiertag. Also dann den Montag. In die Zulassungsstelle kommst du erst 5 Minuten vor dem Termin. Alle Papiere müssen fertig sein. Die Nummernschilder geprägt. Solltest du irgendetwas nicht ausgefüllt haben – tja – Pech gehabt. Der Termin ist verloren. Habe ich selber beim Warten erlebt. Die verzweifelten Augen und Versuche, die Damen umzustimmen, ach wie ergreifend. So, das Teil ist zugelassen. Was für eine Freude durchströmte mich. Ändern sich die Zeiten, ändert sich auch sehr schnell das, was dir unsagbare Freude bereitet. Kennzeichen beginnend mit BUS.  Hätte ja nie vermutet, dass ich mal Busfahrer werde.

Am Sonnabend wieder Richtung Hamburg. Es war auch an der Zeit gewesen, ein paar mehr aus meiner Familie zu sehen. Montagmorgen holten wir unseren Bus ab. Eigentlich hatten wir vor, auszuprobieren, ob ein Urlaub mit Wohnmobil etwas für uns sei. Nun kaufen wir erst so ein Teil und werden es herausfinden müssen. So richtig vertraut mit dem, was zur Grundausrüstung gehören könnt, sind wir nicht. Egal, wir düsen los. In Hitzacker an der Elbe unser erster Stopp. Ein schöner Parkplatz am Rande des Ortes mit Blick auf das Elbufer. Es gibt sogar Strom für den, der es braucht. Nahe dem Kindergarten, 200 Meter weiter, ist eine Toilette und Dusche. Alles für free. Das finde ich sehr großzügig. Wir hingegen waren nicht so sicher, ob Übernachten schon erlaubt. Mit einbrechender Dämmerung machten wir uns auf den Weg, stellten das Wohnmobil vor unseren Garten und verbrachten dort unsere erste Nacht in eisiger Kälte. Ein paar Tage später machen wir uns auf den Weg nach Mannheim. Noch ist nichts im Wohnmobil bereit für das, was es dir bieten soll. Sprich kein Wasser, somit auch keine Toilette, und Gas ist auch nicht angeschlossen. Hinter Jena versuchen wir erst einmal rauszubekommen, wo man denn nun hier des Wassers Fülle kann bekommen. Gar nicht so einfach. Noch sind alle Caravan-Stellplätze geschlossen und damit auch deren Service unzugänglich. Nahe Arnstadt ist ein Autohof. Dieser bietet Wasser für Wohnmobile zu kleinem Preis. Auch könnt man hier eine Nacht parken. Das Wasser nehmen wir gerne in Anspruch. Zur ersten wirklichen Übernachtung scheint der Platz nicht lauschig genug.

Wo wir schon mal hier sind, fahren wir nach Arnstadt rein. Dieses ist eine der ältesten Städte Thüringens, jedenfalls die, die das belegen kann. So um das Jahr 700 gab es ja außerhalb der römisch besetzten Gebiete nicht viel. Wenn ich mich nicht ganz vertue, wurde hier auch die Thüringer Bratwurst erfunden.

Das ist nicht der Grund, warum diese Stadt so oft erwähnt. Bach war hier mal Organist. Auch die Vorfahren Baches standen hier in Diensten. Heute lädt ein gemütlicher historischer Stadtkern mit teilweise erhaltener Stadtmauer zum Flanieren.

Jetzt brauchen wir nur noch einen Platz, wo wir des Nächtens stehen können. Wir wählen den Parkplatz an der Mallinde am Rande des Hainich. 🌎 Was für ein komischer Name, für eine Linde. Woher kommt das MAL? Aus dem französischen? Na ich weiß ja nicht. Was soll denn an ’ner Linde falsch sein? Nun finden wir den Malstein genau neben dem Baum. Also gemahlen habe die hier nicht. Was dann? Hier haben die Thüringer Grafen über irgendwelche unbilligen Untertanen Gericht gehalten. Also ich meine Gericht und nicht Mahl. Oder hat man früher hier mal Mahl gehalten? Verwirrend. Relativ realistisch wird wohl mal eine Seele unsanftmütig wie auch leichtfertig von ihrem Laib getrennt worden sein.

Gleichfalls beginnt hier ein kleiner Naturlehrpfad in den Nationalpark Hainich bis hin zur Silberborn-Linde, der Quelle des gleichnamigen Flusses.

Jeder Baum Typ ist beschrieben mit seinen dazugehörigen Eigenschaften. Mag sein, dass der Baum an sich diese nicht so sieht und auch kaum einen Bezug seiner Eigenschaften und Vorzüge mit dem Wesen des Menschen zu vergleichen sucht. Eine vergnügliche Kurzweil fördert es allenthalben.

Beeindruckend sind nicht nur die großen Bäume. Bärlauch bedecket den Waldboden und steht gerade in voller Blüte.

Silberborn-Linde

Den Sonnenuntergang erleben wir zurück auf unserem Parkplatz in einem Meer von Pusteblumen. Nicht ganz unerwähnt möchte ich das kleine Häuschen mit einer sehr sauberen Toilette erwähnen, welche den Reisenden das Leben wesentlich erleichtert. Vielen Dank der Gemeinde.

Nach dem Frühstück nutzen wir das schöne Wetter und machen uns auf zum Wartburgblick. Erst geht es geruhsam den Steinweg entlang. Vor einem ehemaligen Übungsgelände, wie kann man nur auf die Idee kommen hier mit Handgranaten rumzuwerfen, geht es steil bergan. Angekommen auf dem Wartburgblick, ist die Wartburg schon irgendwie auszumachen. Eine essenzielle bessere Sicht kann ich aber nicht erkennen. Weiter geht es Richtung Himmelsleiter. Wieder säumen unzählige Bärlauchblüten mit ihrer Pracht und ihrem Geruch den Weg.

Die eigentliche Leiter hätte ich mir spektakulärer vorgestellt.

Nun folgt der Weg gefällig einer Rinne zurück zum Parkplatz. Die Zeit ist gekommen, unsere Reise fortzusetzen. Der erste Ausflug mit unserem neuen Gefährt war schon mal nicht schlecht.

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