Lungenheilstätte Grabowsee 🇩🇪

Lost Places

Heute nehme ich Euch mit zu einem zweierlei überraschenden Ausflug. Dass er wird stattfinden, war mir nicht bekannt und wo hin er führen sollte auch nicht. Fangen wir ganz vorne an. Wir waren zu einer kleinen Geburtstagsfeier in Glashütte. Plötzlich der Aufbruch, welcher mir ein wenig überhastet vorkam. Der Tag ist noch lang – die Sonne scheint herrlich – der Blätter Grün ist fast vergangen.

Wir folgen der schnellen Havel Richtung Fichtengrund.

Am Orte Friedrichsthal schrammen wir vorbei.

Es geht über die Grabowseebrücke. Was bin ich froh, dass diese wieder errichtet worden ist. Sicher ein Opfer des Krieges geworden, sah man lange Zeit keinen Bedarf das wenig zur Verfügung stehende Geld für einen Neubau aufzuwenden. Eine kleine Fähre fuhr hier über den Kanal.

Schon bald stehen wir vor dem Ziel des Ausfluges. Die ehemalige Lungenheilstätte Grabowsee. Was eine Freude! Ich liebe solche Lost Places. Irgendwie sind die Geister der Vergangenheit nicht aus den Gebäuden zu bekommen. 🌍

Vor dem Wirtschaftshof bekommen wir von dem jetzigen Nutzer eine kleine Einführung. Ich fasse für alle Interessierten dieses einmal kurz zusammen.

Damals, also kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts war ja die Berliner Luft eher geprägt durch viel Verunreinigung. Jede noch so kleine Fabrik entließ ihren Kohlenruß ungefiltert in die Luft. Dazu noch die vielen Kachelöfen, welche zwar zu der winterlichen Wohnung Gemütlichkeit beitrugen, aber außerhalb dieser, doch ein wenig das Leben unangenehmer machten. Allenthalben war die Wohnsituation vieler hart schindenden Familien etwas prekär. So teilten sich alle Familienmitglieder kleinste Räume in stickigen Hinterhöfen, welche dem Schimmel ein vortrefflich Nährboden. Antibiotika waren noch nicht erfunden, was der Tuberkel insgeheim sehr feierte. Heilende Wirkung der Luft in den Bergen oder an der See war schon bekannt. Doch bedarf es dafür auch einen gewissen finanziellen Aufwand. In Grabowsee entstand nun dieses Ensemble als ein Test. Ist eine Genesung auch in den Weiten Brandenburgs möglich? Das Deutsche Rote Kreuz gründete diese Anstalt 1896. Der Test verlief erfolgreich. So wurde die Heilstätte auch schnell erweitert.

Nun kam der Erste Weltkrieg gar rasch. Um die Stärke der Armee nicht um Kanonenfutter zu bringen, verwies man Frauen des Geländes und päppelte nur noch Soldaten auf. Nach dem Krieg war das Geld rar gesät und auch die Inflation nahm jeden Tag ein Teil davon. Als der letzte Taler im Schatzkästchen ward ausgegeben, überließ man das Ensemble der Landesversicherungsanstalt.

Als nun die Antibiotika entdeckt wurden, kam man der Tuberkulose schneller bei als gedacht. Solche Heimaufenthalte waren nicht mehr notwendig.

Doch vorher kam ja noch jemand auf die Idee, das Russland dem Reich einzuverleiben eine gute Solche sei. Letztendlich führte es dazu, das die Russen freie Hand auf diesem Gelände bekamen. Ganz gut ausgestattet diente es ihnen als Lazarett.

Nach Ihrem Abzug kaufte ein windiger Finanzier das Gelände. Das war dann wohl das Ende. Immer wieder sollte es renoviert und als Wohnanlage dienen. Doch schließlich diente es nur noch Wildtieren als Unterschlupf, nach dem die Witterung und ein paar Randalierer die Türen und Dächer öffneten.

Heute betreibt auf dem Gelände der Verein Kids Globe eine Akademie.

Ich glaube, das reicht erst mal als Hintergrund – gehen wir uns es ansehen.

Fängt mit der richtigen Einstellung an.

Erstaunlich wie lange ein solid gebautes Gebäude dem Verfall trotzt. Die Bausubstanz ist gar nicht so schlecht wie vermutet. Lediglich das Dach…

Entree ins Verwaltungsgebäude.

Fast als gemütlich anzusehen, wenn nicht des Wetters Unbill so ungehindert könnt herein.

Immer mal wieder dient das Gelände als Kulisse. Manch ein Film fand es als Hintergrund. Als wir hier treten ein ward ich schon ein wenig verwundert.

Lange Gänge verbinden ein Gebäude mit dem Anderen.

Das Robert Koch Haus.

Seiner selbst etwas kopflos. Als ob – das stören würd

Ein weiterer langer Gang.

Glücklicherweise spüre ich gerade keinen Drang dieses benutzen zu müssen. Viel der ursprünglichen Keramik ist auch nicht vorhanden.

Erinnert eher an Asien..

Jede Unterkunft hatte eine kleine überdachte Terrasse. Sicher konnte man sich so viel einfacher der Lunge Verunreinigung entledigen. Doch auch heute, der Blick in den bunten Wald.

Wir sind im Hans Böhm Haus angekommen. Die offene Tür heißt jeden willkommen.

Die gute Stube – ob denn der Lüster noch verstreuet wohlig Glanz?

Wände dienen der Kunst – je nachdem was ein jeder darunter versteht.

Wieder ein langer Gang. Die seitliche Perspektive ist beschränkt. Wir schauen in die Tiefe.

Nun sind wir in dem Gebäudeteil angekommen, welcher als Hort für der Kids Kunst dient. Was hier in einer ehemaligen Patientenunterkunft angehäuft am Boden liegt, ist nicht etwa der sich zart von der Wand lösende Putz. Nein, das ist Kunst!

Auch hier! Manch einer ist ein Liebhaber vom lesen jedweden Texten auf dem Örtchen. Hier ins Gegenteil verkehrt. Schreiben. Doch die Materialien zur Anregung scheinen doch ein wenig unpassend. Mir jedenfalls. Doch was hab ich Ahnung vom Verfassen eines Bestsellers.

Kruschtel platziert um sich selbst gefällig. Ja schad, keine Namen der Kunstwerke. Alles selbsterklärend.

Unnütz zu sagen, dass Sam es hier schon vor langer Zeit ein letztes Mal spielte.

Ein dunkler Raum. Kaum was zu erkennen. Ich lass’ mal meine Kamera machen – und siehe da.

Die raus gerissenen Kabel, einst sorgfältig in der Wand versteckt, finden hier ihre letzte Bestimmung.

Die Perspektiven immer wieder ähnlich. Lange Gänge mit vielen Türen.

Die Sonne versucht es auch hinein.

Ja fraglich. Kunst oder der letzte Patient? Scheint beides vergänglich.

Ein Blick hinaus zeigt das ehemalige Magazin. Heute verkauft hier keiner mehr Borschtsch..

Das ehemalige Magazin dient heuer als Ausstellung. Ich bin gespannt.

Das hätt ich nicht vermutet. Wann waren die Indianer – sorry – die Native hier. Ich ärgere mich schon ein wenig. Hab das Gelände wohl nicht gewissenhaft inspiziert. Die Ecken mit den leicht Bekleideten sind mir entgangen.

Mehr davon wäre sicher sehr interessant. Doch wie viel ist davon noch übrig. Sicher hatten die Patienten andere Prioritäten als Fotos für Instagram.

Die Wände sind auch nicht außen vor.

Ja Fotograf müsste man sein…

Die kleine Kapelle ist noch nicht so lange in diesem Zustand, hörte ich. Die letzte Messe ist gelesen. Doch darf man noch um seinen Schutz bitten. Zumindest ein freundliches Auge auf mich zu werfen… wird schon noch gehn.

Direkt davor der Grabowsee. Gold in Gold. Wem da nicht ein wenig Last vom Herzen genommen wird…

Zuletzt steifen wir ein wenig um die Direktorenvilla. Ganz nett von außen und drin nur kleine Zimmer. Alles, was einmal an die Bewohner erinnerte, ist weg. Kaum ein Hinweis im ganzen Gelände, wenn man es nicht vorher wüsste…

Wir müssen uns ein wenig sputen. Die Sonne ist müde. Bei ihrem letzten Licht queren wir den Kanal.

In Friedrichsthal streifen merkwürdige Gestalten durch die Gassen. Total nett. Oft stehen Teller mit Süßigkeiten am Tor. Du kannst einfach zulangen. Machen wir natürlich nicht. Doch in diesem kleinen Ort so etwas.

Kaum etwas ist noch zu erkennen. Die Nacht regiert. Stille, ungewöhnliche Geräusche – wir machen uns auf.

Mehr ist nicht zu sagen.

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