Letztendlich Loitz (5) 🇩🇪

Bornholm / Mecklenburg


Hasle(DK) 🇩🇰: Gegen 6:30 müssen wir die Wärme des Bettes verlassen. Die Fähre fährt um 8 und wir müssen rechtzeitig da sein. Klar erst mal einen ☕ für GG – sonst geht gar nichts. Ich schau in den Kühlschrank und überlege was wir essen sollen.  Ich habe die billigsten Brötchen in ganz Dänemark erstanden und hier liegt noch eine halbe Makrele. <´)+++< So gerne ich Fisch ess – das ist nicht die Zeit. Also all das Zeug in eine große Kiste zum späteren Verspeisen auf dem Schiff.

Das Schiff legt pünktlich ab und wir schauen zu wie Rønne langsam immer kleiner wird, bis es denn verschwindet. GG beschließt noch ein wenig in sich hinein zu kucken. 🇩🇪 Als wir den Windpark passieren ist die Makrele fällig.

Noch im Bauch der Fähre verabschieden wir uns von unseren Freunden. Dann geht es hinaus. Wo nun hin? GG möchte nach Umanz. Ich war mein ganzes Leben nicht dort und meine Großeltern, welche bekanntlich hier lebten, sicher auch nicht.

Etwas zweifelnd beuge ich mich und wir durchstreifen Rügens Hinterland. Kaum ein Tourist verirrt sich auf die engen Straßen. Nun macht sich langsam eine gewisse Unterkoffeinierung in GGs Körper breit. Ich düse los nach Gingst.

Mir scheint, bei GG manifestiert sich die Frage, ob noch alles geht, sorry gingst. Kaum am Tisch und der etwas unfreundlichen Kellnerin die Wünsche mitgeteilt, höre ich hinter mir eine Sprache, die ich schon lange nicht gehört. Ich dreh mich um und irgendwie denke ich, das kann doch nicht sein. Haben wir nicht bei diesen Beiden in Haarlem gewohnt? Etwas unschlüssig fragen wir nach und wirklich, hier in diesem Kaff treffen wir sie wieder. Zo klein is de wereld.

Eine schmale Brücke führt nach Umanz. Die Straße macht einen Loop um die halbe Insel und kommt genau hier wieder an. Sonst nur flaches Land, Felder und das Ganze eingefasset von einer dicken Algenbordüre. Nicht spannend und zutiefst slow down. Wenn du es denn so aushältst.

 Im Bodden zwischen Umanz und Hiddensee treiben Kitesurfer ihr Unwesen. Das ist eindeutig ein besonders begünstigendes Gewässer für diese Sportart. Es ist so flach, dass du dich anstrengen müsstest um zu ertrinken. Und wer macht das schon.

Es gibt hier keinen Platz zum Stehen über Nacht und so fahren wir weiter. GG hat da schon so ihre Vorstellungen und es ist etwas schwierig diese zu erfüllen, mangels Vorhandensein. Wieder kreuzen wir die Insel und landen in der Nähe von Digge. Ein kleiner Strand mit einer Wiese ist für mich eigentlich nicht schlecht. GG hatte aber andere Vorstellungen. Eine Marina soll es sein mit Dusche essen…

So versuchen wir es in Altefähr – der Platz ist voll, und auch in Stralsund – der Platz ist lieblos schmucklos, genau an der Hauptstraße und auch keine Marina. Meine Ratlosigkeit steigt proportional zu GGs Ungeduld. Viele Möglichkeiten bleiben nun nicht mehr.

In Willerswalde offeriert ein Bauer einen Stellplatz auf dem Hof für die Nacht. Wir wissen echt nicht genau, ob wir an der richtigen Stelle waren aber es war bei dem Bauern und es war genau in der Mitte zwischen den Silos und irgendwelchen Landwirtschaftlichen Nutzgeräten. Also beim besten Willen – hier bleibe ich nicht.

Der nächste Campingplatz ist in Loitz. 🌍 Neben einer Marina. Wenn das mal kein Zufall ist. Weiter möchte ich auch wirklich nicht fahren.

Wir erreichen den Campingplatz und wundern uns, dass genau davor noch ein Stellplatz ist. Die Stadt betreibt hier ein Wasserwanderzeltplatz und hat auch ein paar wenige Stellplätze für Camper. Finde ich schon mal toll. Wie funktioniert es nun? Wir fragen eine gerade vorbeieilende Bedienung aus dem Restaurant nebenan. »Ach stellt euch einfach hin, Strom ist angeschlossen, leider ist die Dusche nur mit Schlüssel oder 50c zu öffnen. Morgen Früh gegen 8 kommt der Hafenmeister.« Das ja mal simpel. Wir stellen unsern Büs auf und bereiten das Abendbrot während die Sonne langsam aufgibt.

Kurz besuchen wir noch den Campingplatz gegenüber und haben auch schon einen Vormittagsplan für Morgen. Peenefahrt mit Boot.


Leider ist mehr Regen als Sonne in der Luft. So lassen wir das mit der Bootsmiete. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Erst einmal inspiziere ich das Gebäude nebenan. Mir kam das gestern schon eher wie ein Bahnhof vor, als alles andere. Und tatsächlich war dieses mal ein Bahnhof. Die Loitzer, jahrelang nur neben der Strecke, erkämpften um 1905 einen Bahnhof. Lief auch alles gut bis dann die Loitzer merkten, dass es mit dem Auto nach Demmin ja auch nicht übermäßig lange dauert. So  blieb dann Loitz 69 letztendlich auf der Strecke, als die letzte der Omas ihre letzte Fahrt gemacht.

Ich hab hier mal die Tafel eingestellt welch für mich nicht ganz klar beschreibt was sie eigentlich – ja.

Kommst du nun weiter in die Stadt fallen ein paar kleine Tafeln an manchen der Häuser auf. Versucht euch mal selber und wer noch nie platt gehört müsst ich sagen, das ist nicht das komplizierteste hier.

Mann muss schon sagen, dass auch der Wegzug vor diesem Flecken nicht hat halt gemacht. Einige der Häuser sind leer. Immerhin versuchen sie das wache Auge vom eigentlichen Missstand abzulenken. Das verstehe ich mal echt als Kunst, wider der Schmierereien in Berlin.

Ein paar Meter weiter ist der KulturKonsum. Was ist das nun wieder? Immerhin spielen sie mit ostdeutschen Worten. Wir gehen hin und finden einen schönen gepflegten Hof. So richtig ist uns noch nicht klar was das eigentlich soll und was hier passiert.

Dann kommt ein Herr auf uns zu und ich nahm schon an, er wolle uns vertreiben. Aber mit Nichten. Er sagte:»Wenna irjendwelche Fråjen habt dann, könni was zähln.« Oder so ähnlich. Der Heimatverein hat hier den Hof bekommen in einem total räudigen Zustand. Dann hart er alles mit Hand ausgeschippt und neu aufgebaut. Echt nen Haufen Arbeit. Er erzählt noch ein paar Anekdoten aus der Stadt. Leider sind viele der Häuser in Rückübertragungsansprüchen und Erbengemeinschaften hängen geblieben und die Stadt bekommt nicht einen Heller.  Wir merken gleich, auch wenn kleine Städte zu sterben anfangen durch Wegzug der Jugend, wehret sich diese Gemeinde, so gut wie es halt geht, dagegen. So sitz er hier jeden Nachmittag und ich vermute auch davor um etwas zu machen und jemand zu treffen. Würd ich auch sofort machen, sollte ich hier leben, denke ich so bei mir.

Dieses Haus ist nun mal echt noch im alten Ost-Look. Die sozialistische Fassadenfarbe hatte bei weitem nicht die Qualität wie die des Kaiserreiches. So blätterte sie ab und alle Bestimmungen des kleinen Ladens traten aus der Dunkelheit ans Licht. Im braunen Feld – wohl mehrfach versucht zu tilgen – steht in großen Letter Kolonialwaren. Oben von Drogerie bis Lebensmittel.

Und das ⋅Herzlich willkommen⋅ ist echt so gemeint – die freuen sich, wenn einer kommt. Ne und da sind keine Ironie-tags dran.

Langsam löst sich der so mühsam aufgebrachte und auf den der einstige Bewohner stolze Putz. Zum studieren eignet es sich so durchaus. Was immer ward gefunden auf des Ackers Fläche und dem Bauern sehr im Wege, fand hier das Ziel ein Dach zu tragen und eines Kindes Jugend zu beschützen. Es war einmal. Nun verlanget keiner mehr nach dieses Hauses Behaglichkeit und so stellt es sie auch nicht mehr zur Verfügung.

Hier mal noch ein paar Bilder aus der Vergangenheit.

Ja und nun ziehen wir weiter. Loitz hat uns überrascht und wir hoffen sie schaffen es die Zukunft gemeinsam zu wuppen – wie es ein Projekt ausdrückte.

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