Ladenburg 🇩🇪

Auch wenn man nichts Unangenehmes erwartet so wird man von der Bahn immer wieder überrascht, oder sollte man langsam sagen, man empfindet es als immer mehr normal, wenn du auf dem Bahnsteig stehst und die Durchsage kommt »Der ICE 0815 fällt leider heute aus. Wir bitte die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen« Alle schauen auf die modernen elektronischen Hinweisschilder. Es ist wahr, aber was nun? Noch ist die verständnislose Starre vorherrschend auf dem Bahnsteig. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Einige reagieren schneller als andere. Da wird ein unangenehmes Wort in die Weiten des Bahnhofs entlassen, einige kennen den Eisenbahnblues schon zu lange und zucken innerlich nur kurz mit den Schultern. Mein Handy rausgeholt und in der App nachgeschaut. Ja, ich möchte doch bitte den Zug nach Köln nehmen – steht da. Keine Gleisangabe! Nur das der Zug heute zu der Zeit fahren wird, zu der mein ausgefallener Zug fahren würde, weil er Verspätung habe. Langsam erwacht der Bahnsteig und ein gemeinsames Streben erfüllt die Gehwegplatten. Der Strohm zur Abfahrtstafel wächst. Gleis 6. Also den ganzen Bahnhof nach unten. Ich nehme heute mal den Fahrstuhl obwohl da wohl schon welche vor und drin gestorben sein sollen, da er so langsam fährt.

Also alle stürmen den Zug. Dieser war natürlich nicht darauf vorbereitet aber man arrangiert sich. In Wolfsburg werden wir ausdrücklich aufgefordert den Zug zu verlassen, weil hier ein Zug für uns bereit steht. Ich überlege nur kurz und folge den Anweisungen. Gegenüber ist ein schöner ICE und an der Anzeigetafel steht »Zugdurchfahrt« Dafür fährt er allerdings ziemlich langsam und mit offenen Türen, denke ich bei mir. Es vergehen so 5 Minuten bis wir entscheiden, das ist unser bereitgestellter Zug. Ich nehme meinen reservierten Platz ein und drücke auf Komfort-check-in. Bekanntlich muss man sich danach nur noch zurücklehnen und die Fahrt genießen.

15 Minuten später. Einige rennen fluchend aus dem Zug die Treppe runter. Ich muss mal rausfinden was da los ist. Bahnpersonal Fehlanzeige. Nach dreißig Minuten wird dann durchgesagt »Der Zug nach Mannheim fällt heute wegen Personalmangel aus« Grandios! Sie schmeißen uns alle aus dem Köln-Zug und lassen uns hier versauern. Resigniert steige ich aus und werde einem Zugbegleiter gewahr. Dieser muss sich schon den ganzen Anfragen stellen. Ich sag da nur noch zu ihm »Hättet ihr nicht einfach durchsagen sollen, dass die Leute einfach im Zug sitzenbleiben sollen bis Hannover und sich dann irgendwie durchschlagen« Er gibt mir Recht. Auch er ist nun hier gestrandet und wird Überstunden machen müssen. Gleichwohl schaut er auf meine mögliche Verbindung. Nachts um kurz nach eins fährt dort gar nichts mehr. So solle ich nach einen Taxi Gutschein fragen, rät er mir.

Von nun an läuft‘s fast nach dem neuen Plan. Der Schaffner fragt erst einmal, ob ich wüsste wie es weiter geht. Finde ich aufmerksam. In Hannover schüttets in Strömen. Nach dem letzten Umsteigen in Frankfurt schnappe ich mir gleich den Schaffner wegen dem Taxigutschein. Dieser verweist auf die im Vertrag festgelegte Beförderungsleistung nach Mannheim, welche sie ja doch noch erfüllen. Ja sage ich, aber dann stehe ich bis halb 5 auf dem Bahnhof. So ruft er mal kurz in der Zentrale an und diese stimmen sofort zu.

In Frankfurt Airport entern Hunderte diesen letzten Zug. Eine Familie ist sehr aggressiv und redet dann von den aggressiven Leuten um sie rum. Echt die steigen um die ihnen Platz machenden Reisenden herum und legen dann die Kinder auf von diesen schon halb eingenommenen Plätze ab??? In den Gängen stapeln sich Reisende und auch in den Türbereichen. Der Zug darf nicht los bevor nicht mindestens ein Weg durch den Wagen so halbwegs begebbar ist, wird mehrfach durchgesagt. In meinem Wagon passiert gar nichts. Die Koffer stehen da rum und auch noch ein paar Leute. Im Durchgang werden die schlafenden Kinders auf die Koffer gelegt. Ob das wird reichen? Anscheins schon. Der Schaffner gibt auf oder der Lockführer will nach Hause. Ich weiß es nicht.

In Mannheim zum Taxi. Der Fahrer ist nett und mit Hintergrund. Möchte seinen Cousin gerne mitnehmen. Von mir aus. Dann heizt er wie ein Kaputter durch die Nacht und schon bald bin ich da. 01:48


Schon ein paar Stunden später finde ich mich auf einem Fahrrad wieder, entlangradelnd der Insel Ilvesheim. Kaum einer verirrt sich hier her. Am Wegesrand stehen wilde Kirschen und Pflaumen. Was das für ein Genuss wird werden, wenn sie erst reif. Die Brücke führt über den Neckarkanal gleich neben dem Wehr. ?

Wir kommen zum Park am Neckar mit der ältesten Garage (Dr. Carl-Benz Garage) der Welt. ? Ruhig ist es hier. Unten ein kleiner Strand. Weiter geht es durch die Neckarwiesen. Als Erholungsgebiet gedacht finden sich heuer mehr Gänse als Menschen ein. Sicher bedürfen die auch einer Erholung… Gegenüber liegt nun Neckarhausen. Zu erreichen mit dieser kleinen Seilführungskettenfähre.

Im Kerne der Stadt viele alte Häuser erbauet um das Jahr 1500 und natürlich an jeder Ecke eine Kirche.

Dieses Haus, so wurde uns berichtet, beherbergte lange Zeit einen Tempel der genüsslichen Art. Warum nun dieser verschlossen – bleibt wohl verborgen. Mag der Hausherr zu viel des Weines Freuden erlegen, mag er lieber Gaumenschmaus zubereiten vergessend die Kalkulation, mag das gemeine Volk verarmt ob der horrenden Rechnung… Heut ist’s ein Wohnhaus und der neue Besitzer erfreut sich nicht so sehr der Leut, welch immer noch an seine Tür klopfen um köstlich bespeist zu werden

Auf dem zentralen Platze wurde sein eh und je Markt gehalten.

Zurück fahren wir noch ein wenig die Altneckarschleife-Neckarplatten ab. Genüsslich stehen Vögel am Ufer wartend eines unvorsichtigen Fisches, kräuselnd ziehen kleine Ströme um die verstreuten Steine, seicht wiegen Bäume ihre Blätter im Winde..

Gen Abend noch einmal unseren traditionellen Corso in der Stadt.

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