Kunsthalle Mannheim (5)

Durch die ganze Geschichte mit Corona sind ja die Zuführungen an Kunst äußerst beschränkt gewesen. So fühlte ich mich schon ein wenig underkunsted. GG daraufhin angesprochen sagte »Da müssen wir was tun!« So stoppen wir auf dem Heimweg noch mal kurz an der Mannheimer Kunsthalle zum powerkunsting. An der Kasse stehen wir um unsere carte annuelle vorzuzeigen. Diese wird ohne Nachfrage verlängert, da wir während der Schließzeiten nicht an die notwendige Dosis Kunst kommen konnten. Ja der Kunsthalle Ziel ist, dich zu erfreuen.

Wir fragen nach Neuinstallationen. Im Altbau sei die Ausstellung FAKE & Fiction (BARBARA HINDAHL). Das klingt ja schon interpretationsmäßig für ein spannendes Feld.

Gleich zum Anfang triffst du auf diese Ansammlung. Erst einmal versuche ich zu erkennen, was es könnte sein. Die eigene Fantasie hinterm Ofen raus zu locken ist doch immer spannend. Mal kommt sie raus mit einer unerwarteten überraschenden Idee.  Doch hier kam sie nur fragend hervor. Das hilft mir nicht, teilte ich meiner Fantasie mit und drohte ihr, die Beschreibung zu lesen. Es half nichts so las ich » Mit rotem Fleck – Klebefleck – Abgeschubbert – Knicke – Farbige Schlieren – Farbstift« Ich stupse meine Fantasie freundschaftlich an und sage »Hey da hättste ooch druf komm könn!« Gut – aber was ist hier die Kunst? Sicherlich, dass es diese „Werke“ hier hin geschafft haben. Fake & Fiction? Fake oder Fiction? Ich hoffe doch, dass das Fake Fiction ist, im Sinne alle Kunstliebhaber.

Dem nicht genug, war ich doch sehr fragend bei diesem Werk. Nie und nimmer, hätt ich es bekommen raus. São Paulo ist hier abgebildet. Wenn man sich dort gut auskennt und dann das Bild – mag sein oder doch eher nicht.

Ich habe nun versucht, dem näher auf den Grund zu kommen. Es ist schon ein interessantes Gekritzel, welches durchaus in seinen einzelnen Elementen Interpretationen zulässt, welche der Künstler nicht vorgesehen. Ob ihm das wohlfällig oder nicht…

Kommen wir in den nächsten Raum. Dort liegen die Kunstwerke auf dem Boden herum. Nicht, dass du dazu aufgefordert bist, diese mit deinen Füßen zu inspizieren, wenn es auch manche locken sollt, die Werke so zu komplettieren.

Ich stehe an der Wand, um lesend zu lernen. »Ganz plötzlich und dicht« – soweit so gut. Doch was zur H__ ist eine feste Flüssigkeit. Eine Flüssigkeit unterscheidet sich meines Wissens von einem Festkörper genau in der Eigenschaft, nicht fest zu sein. Pulver war eventuell von Nöten bei der Herstellung und das Gezeigte lässt mich wahrlich im Nebel. Auch wenn ich´s nicht gern zugebe – ja es strebt mich langsam weg, egal wo hin – woher wussten sie?

Lest Euch das mal durch! Was ein Versuch! Jedes Jungen Herz erfreuend! Laub, Abfall, Schokolade und sogar ein Hähnchen aus Großmutters Stall in die Luft sprengen. Toll! Das dann alles aus dem Himmel runterregnend. Ich möchte mir nicht meiner Großmutters Blick vorstellen – doch es ward ja wohl erlaubt – nein sogar Kunst! Wenn das die Zukunft ist, macht es einen mords Spaß. Ja ja, nicht für das Huhn.

Nun kommen wir zu der nächsten irren Idee. Die Geisterjäger sind am Machen. So fotografierte jemand das abgebrannte Rathaus und entdeckte darauf den Geist eines Mädchens. Fraglich ist für mich der physikalische Aspekt. Der Film sieht also etwas, was das Auge nicht sieht. So müsste das außerhalb unseres sichtbaren Spektrums liegen. Nur komisch, dass mit den modernen Messmethoden, welche ins Infrarote wie auch ins transviolette Licht bis hin zur Röntgenstrahlung reichen, nie ein Geist gemessen wurde.

Bei diesen Millimeter Papier Zeichnungen hätte ich nur die Anordnung etwas anders gewählt. 2.4 muss das Erste gewesen sein – oder? Da ist ja noch viel Fleiß zu erkennen, bis es dann mal perfekt. Nur frag ich mich, warum nicht einfach zum Bürobedarfsmarkt?


Morgen startet die neue Ausstellung UMBRUCH. Da die Kunsthalle jedem Besucher viel Freude beim Besuch ihrer Innerlichkeit wünscht und dieses auch aktiv fördert, kamen wir nun vorzeitig in den Genuss diese Kunst, sagen wir mal, preassimilieren zu können. Gehen wir nun unvoreingenommen hinein und eventuell ist es am Ende noch möglich, die eigentliche Inspiration mit unserer Deutung zu vergleichen. Ich bin hoch gespannt.

Zuerst fällt mein Blick auf dieses bunte Ensemble.  Nach der Ausstellung mit reduziertem Farbspektrum ein wohlfälliger Augenblick. Anita Rée benannte diese drei Bilder mit Fabeltier – nach rechts / zwei / nach links. Einfacher geht’s nicht. Mehr ist ja auch im Prinzip nicht zu sagen. Ist jedenfalls schön – find ich.


Hanna Nagel befasste sich mit dem Verhältnis von Mann zu Frau. Es wird hier drauf verwiesen, dass sie es intensiver als jede*r Andere zu ihrer Zeit machte. Ich frage mich, war schon mal jemals die Beziehung zwischen Mann und Frau zweitrangig? Wie entstanden die schluchzenden Gedichte um eine gebrochene oder verbotene Liebe? Doch wenn ihr den ersten Blick auf die Werke werft, werdet ihr etwas ganz anderes erleben. Nicht unbedingt hoffnungsvoll oder von glücklichen Bienen und Blumen auf einer besonnten Frühlingswiese.Gleich zu erkennen, die beklemmende Situation. Ins heute gespiegelt und mit heutigen Worten beschrieben, mag da nur noch die Frau als Objekt oder Stillung der Begierde rauskommen. Sicher ging es der Künstlerin um Gleichberechtigung. Der Mann, kalt wie ein Fisch, die Frau emotionslos empfangend. Ja als Frau würd´ ich machen, dass ich Land gewinne. Doch das war den Frauen früher nicht möglich. (Im Abgrund II)

Doch wie verwundert stand ich vor dem nächsten Bild. Der Fisch beklemmend genommen von einem übermächtigen Elefanten? Die Frau ergebend die Hände hebend. Kombiniert mit dem Vorherigen – ich versteh die Botschaft nicht ganz.

Das finde ich einen guten Ansatz. Was könnt es für Probleme lösen. Doch beschäftigen wir uns immer noch mit ♁ und ♂︎ ?

(Das reiche Herz) Hier bin ich ein wenig überfordert.  Beschäftigen wir uns immer noch mit der der Künstlerin umtreibenden Frage, ob das Liebe sei?


Kommen wir zur nächsten Künstlerin, Jeanne Mammen. Sie beschäftigte sich mit dem pulsierenden Leben in der glorreichen Zeit Berlins. Der Zeit, in der alles erlaubt und nur der Genuss im Vordergrund. Sicher so dargestellt und satirisch gemeint, die Hoffnungslosigkeit der Minderbemittelten ignorierend. Nachdem diese Zeit so abrupt vorbei – jeder weiß, wer da an die Macht kam – geriet sie etwas in Vergessenheit. Sicher nicht allein wegen anderem Interesse der Gesellschaft, sondern auch wegen gezielten Verdammens dieser Art von Kunst, seitens der damaligen Obrigkeit.

Revuegirls

GG fragte sofort – Wannsee? Ich konnt´s nicht leugnen – mir kam der gleiche Gedanke.

(Kurfürstendammpaar) Schaut euch den Ausdruck der Gesichter an. Heut ist der Kudamm für alle offen, wenn auch manchmal dir begegnet…


Nicht oft hat eine Videoinstallation mich sehr beeindruckt. (Clément Cogitore, Les Indes Galantes) Das hier fand ich toll. Für Euch ein kleiner Ausschnitt.


Jetzt kommen wir in einen Raum mit Installationen in allen vier Ecken. Diese sind eindeutig dazu bestimmt, Klänge der unterschiedlichsten Art aus ihnen zu locken. Normal ich nicht vermutete, dass Personen zum Objekt gehören, scheinen sie hier fester Bestandteil. Ob das auch immer so oder nur heute? (Nevin Aladağ)


Kaum aus diesem Raum heraus frönt jemand ihrer Mutter Beine. (Kaari Upson) Kann man machen, muss es aber nicht. Hier verarbeitet sie die prägende Erinnerung an ihre Jugendzeit in San Bernardino. OK – ich habe viel dazuzulernen, wie das Gezeigte mit dem von mir Assoziierten in Einklang ist zu bringen.

Kommen wir nun zu dem letzten Kunstwerk, bevor wir uns auf die Reise machen.

spheres of doubt – da geh ich voll mit. Zweifel habe ich auf jeden Fall. Nicht darüber ob man es anfassen könnt. Nein, denn das ist nicht erlaubt. Man könnte ja den Zweifel lösen. Gott bewahre!


Ja und nun die kurze Erklärung des Ausstellungsnamens. Es ist die erste Ausstellung des neuen Direktors. Ein solcher muss sich erst mal profilieren und das geschieht am besten, wenn man neue Ideen umsetzt. Sie gliedert sich in die Rubriken NEUE SACHLICHKEIT IST (AUCH) WEIBLICH ( Hanna Nagel; Jeanne Mammen; Anita Rée) – KONVENTIONEN AUF DEN KOPF STELLEN (Clément Cogitore; Alexandra Pirici) – JUNGE BILDHAUERINNEN AUS ALLER WELT (Nevin Aladağ; Kaari Upson; Hu Xiaoyuan)

Die anderen Kunstwerke heben wir uns auf für später. Erst einmal bin ich wieder ausreichend mit Inspirationen gefüllet. Wenn ihr auch mal in der Nähe von Mannheim seid, solltet ihr die Kunsthalle nicht verpassen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Ihr könnt hier Dinge finden, welche ihr niemals suchtet oder auch solche, die ihr nicht erwartet. Wir kommen wieder – keine Frage.

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