Kapstadt (11) 🇿🇦

Südafrika

Nach langer Fahrt sehen wir am Horizont den markanten Berg. Die Aufregung steigt. Wie mag es wohl sein? Werden die Vorstellungen erfüllt oder wenn ich es mir so richtig überlege – was für Vorstellungen habe ich denn überhaupt? Es ist einfach die bloße Neugier. Die Umstellung ist gewaltig. (🇬🇧 translate article)

20040321 10 South Africa Cape TownNach zwei Wochen mehr einsamen Fahrens nur gestört durch kleine Ansiedlungen jetzt eine große Stadt.

20040321 11 South Africa Cape Town Wir wollen erst mal in die Innenstadt. Hochhäuser und kein Mensch auf der Straße. Es ist doch Wochenende? Wie ausgestorben. Was nun? Wir haben kein örtliches Geld. Wissen nicht, wo wir schlafen sollen, wissen nicht, wo wir grade sind und haben natürlich auch keinen Plan. Erst mal zur Tourist-Info.

20040321 14 South Africa Cape TownIst doch schon mal ein Ansatz. Also, wir müssen zurück. Ich rechts rein in eine kleine Straße. Am Ende der Gasse läuft grad jemand vorbei. Hey, der erste Mensch in dieser Stadt. Der schaut uns erstaunt an und winkt uns zu. Dann geht er auf die Querstraße und blockiert den Verkehr. Was ist das denn? Tja, wir sind die Einbahnstraße verkehrt herum rein und er versuchte Schlimmeres zu verhindern. Wir halten kurz an und bedanken uns.

20040321 05 South Africa Cape TownDie Info ist an der nächsten Ecke, aber leider geschlossen. Eine kleine Resignation schleicht durch die Hochhausschluchten und versucht mich zu erwischen. Sie hat mich schon am Hosenbein, als mir fällt ein. Ich habe so ein Quartierverzeichnis von Namibia mitgenommen, in welchem auf einer Seite Werbung für Kapstadt ist. Also raus das Ding. Tatsächlich. Dort ist ein Quartier annonciert in Hout-Bay. Egal das ist unser einziger Hinweis. Zur Küste an Orten wie Bantry Bay, Clifton, Camps-Bay vorbei. Das sieht hier viel optimistischer aus. Angekommen bei der genannten Adresse. Wir werden freundlich empfangen und schildern unsere Not. Hier ist nichts mehr frei aber ich telefoniere ein wenig rum. Wir bekommen Kekse und Kaffee und warten. Wenigstens haben wir was gegessen, wenn wir hier rauskommen. Nach ein paar Versuchen hat sie was gefunden. Gleich ein paar Häuser weiter. Die Familie ist grad aus dem Urlaub zurück. Es muss also noch saubergemacht und gelüftet werden. Wenn uns das nicht stört? Wir sind dabei. Fahren gleich mal hin. Der Wege ist doch länger, als wir dachten. Die Straße ist eine Sackgasse. Der Eingang zum Gästehaus ist also wieder ganz zurück, die Hauptstraße runter und von der anderen Seite den Hang hoch. Mir ist alles egal. Habe ich erst mal eine Möglichkeit meinen Körper heute Nacht sicher zu betten. Das Häuschen ist nett und auch die Familie. Wieder eine kleine Merkwürdigkeit. Sie fragen uns, ob sie die Hunde über Nacht auch über unseren Bereich laufen lassen sollen. Ich kommuniziere ein verstecktes »ä«, was eine gewisse Ratlosigkeit darstellte. Ja, wenn wir die Hunde rauslassen kommt ihr dergleichen nicht. Sie werden keinen rein, aber auch keinen rauslassen. Wahnsinn. Klingt irgendwie nicht sehr angenehm. Wir einigen uns auf Uhrzeiten in der Nacht, wo die Hunde ums Häuschen streunen dürfen. Zur Not gibt es eine Klingel ins Haupthaus.

Dort verbringen wir noch den einen oder anderen Abend mit einer sehr netten Familie, ihren Kindern und einer Flasche Wein. Wir haben viel gelacht und unser Englisch war das kleinste Problem.

In Kapstadt gibt es einen Ort, wo am Wochenende viel los ist. Mir scheint, die halbe Stadt ist hier versammelt. Vorwiegend die Vanilleeisfraktion. WATERFRONT. Es sind die ehemaligen Docks welche heute Shopping essen und einige Unterhaltungen bieten. Hier ist nun die Tourist-Information, die auch geöffnet hat.

Am Morgen schieben sich Wolken über das Land. Der Tafelberg sieht somit wie ein gedeckter Tisch aus. Die aufstrebenden Wolken sind der Tischdecke Saum. Ein tolles Bild. Ich muss unbedingt da hoch. Wie nur? Wir fahren erst mal um den Berg. Dieses Mal nicht an der Küste entlang. Unser erster Stopp der botanische Garten Kirstenbosch. Dieser ist nett gelegen und es gibt einen Haufen Pflanzen da. Ihr könnt schon sehen, dass ich mich dabei nicht so besonders auskenne. Für mich zählt eher das Gesamtensemble oder der kleinste filigrane Zweig.

20040323 08 South Africa Cape TownSo nun stehen wir vor dem Berg. Eine Seilbahn führt von hier auf dessen Plateau. Können wir uns das leisten? Es gibt auch einen Weg rauf. S hat ein wenig Problem mit Höhe. Trotzdem wählen wir die Seilbahn. Langsam geht es Bergauf. Die runde Kapsel verschafft einen weiten Blick in alle Richtungen. Der Gipfel existiert praktisch nicht. Hier oben ist alles platt, bis es dann aufhört. Ab da geht’s einfach steil runter, ohne fließenden Übergang.

20040324 03 South Africa Cape Town

Die botanische Artenvielfalt hier oben soll einzigartig sein. Das ist hier eine örtlich total begrenzte Klimazone. Das meiste Zeugs was hier wächst, ist also endemisch. S zeigte mir einige Protea und den Fynbusch.

20040324 06 South Africa Cape Town Erica haben wir auch zu Hause auch. Wir schlendern so herum. Abrupt bleibt S stehen. »Das geht hier immer näher an den Rand!« Wir sind auf einem Grat, ca. 75 Meter breit, ungefähr 3 Meter unter dem Plateau. Kein Grund zur Panik. S geht lieber den gleichen Weg zurück. Ich natürlich wie immer neugierig, eventuell wollte ich auch nichts eingestehen, ging weiter. Hier war echt nicht der Ort, sich Sorgen zu machen. So lauf ich so dahin. Die Sonne scheint, die Bienen summen. Da komm ich doch merklich an den Rand. 20 cm weiter geht es erst mal 500m steil nach unten. Uhh. Das muss ja nun auch nicht sein. Hinfort vom Abbruch. Hier ist der Grat noch 2m breit. Ich schau nach vorne. Er wird immer enger. Mist. Ein Zurück gibt es nicht. Das Resultat: Ich laufe mit dem Rücken an der Wand um den Tafelberg und vor mir erstreckt sich die weite bodenlose Landschaft Afrikas. Der Grat ist noch 40cm breit. Nun ist wohl der Zeitpunkt gekommen, um einzugestehen, dass es eine echt doofe Idee war. Hinter mir plötzlich eine kleine Aussparung mit etwas Geröll. Diese gibt mir die Möglichkeit, die 4 Meter hochzuklettern. Oben angekommen tue ich natürlich so als sei nichts gewesen. Auf der anderen Seite ein paar Bergsteiger, die hier den abseiling Sport betreiben. Ich schüttle nur den Kopf. Nicht mit mir.

Zurück am Fuße des Berges machen wir noch eine kleine Wanderung zum Signalhügel. Von hier oben kann man die ganze Stadt überblicken. Echt schön.

20040322 02 South Africa Cape TownHeute nun muss es sein. Das Ende Afrikas. Dieses steile Kap, um das die Seefahrer nicht herumkamen. Vasco da Gama hat einen riesen Umweg über Südamerika gemacht, nur um genug Anlauf zu haben und hier im spitzen Winkel aufzutreffen. Logisch, dass ich mir das anschauen muss. So viele Seefahrerbücher habe ich in meiner Kindheit verschlungen. Nun bin ich hier. Heute Abend werde ich wissen, dass das nicht der südlichste Punkt von Afrika ist. Jetzt fühl ich mich halb wie Livingstone. Also los. Genau von unserem Ort aus geht eine sehr schöne Straße – Chapman’s Peak Drive – am Felsen entlang. Leider nicht befahrbar ohne dem Schrankenwärter einen Obolus zu zollen. Nun geht es noch durch Kommet Jie und schon beginnt der Nationalpark. Hier fahren wir so ziemlich alle Orte an. Auf dem Weg zum Cape of Good Hope stehen Schilder, dass du etwas bedacht mit den Affen umgehen sollst.

20040322 10 South Africa Cape TownAlso nichts aus dem Auto mitnehmen. Schon gar nichts zu Essen und die Kamera am Handgelenk festmachen. Ich ahnte schon, dass die Schilder nicht dafür aufgestellt worden sind, weil es hier so langweilig ist und die Leut sonst nichts zu lesen hätten. Kaum ein paar Meter gegangen neben uns der erste klägliche Schrei. Dieser kam mit Nichten von dem Affen, der sich gerade ein Lecker Schöller Eis reinzog, sondern von dem Kind im Baggy welches die Hände reckte dem Eise entgegen und es niemals wird erreichen. Kaum eine Sekunde vergangen, das nächste Schimpfwort und eine Frau jagte ihrer Sonnenbrille hinterher, während ein weiterer gewiefter Affe ihr die Handtasche zu leeren versuchte. Ich verlangsamte mal meinen Schritt. Die Affenfamilie war bestens mit der neuesten Technik ausgestattet. Alles, was eine USB Buchse hat, wurde hier bespielt. Was haben die Leute an den Schildern nicht verstanden? Ich muss hier weg, so belustigend es auch ist. Jeder Neue, der hier ankommt, hat nach kürzester Zeit etwas der Affenmafia übergeben. Wir hofften, am Kap der Guten Hoffnung, dass wir verschont bleiben.20040322 08 South Africa Cape Town

Ich stehe nun hier oben und überlege, was daran so schwierig ist, um diese Felsen herumzufahren. Dieses wurde wohl von einem besser Informierten genutzt, mich an seinem Wissen teilhaben zu lassen. Es gibt hier viele verschiedene Strömungen und Untiefen. Ok. Betörend ist es auf jeden Fall. Ich am Ende ohne Ende. Dieses irgendwie in Worte zu fassen – es ist nicht möglich.

Zurück nach Kapstadt fahren wir über Simons Town. Plötzlich glaub ich, ich sehe nicht richtig. War das ein Pinguin? Tatsächlich. In The Boulders ist eine kleine Pinguin-Kolonie. Die putzigen Tiere laufen da am Strand hin und her und graben Löcher für der Kinder Aufzucht. Mitten durch die Kolonie führt ein Bohlenweg. Die Beschreiter dieses werden von den Pinguinen geflissentlich ignoriert, was dazu beiträgt, das Werben unstörend zu beobachten. Putzig. Es fing mit zwei Pinguinen an. Heut sind es schon einige mehr.

20040322 15 South Africa Cape Town

 

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