Journées du Patrimoine à Marseille 🇫🇷

Musée without Portemonnaie

Wieder einmal in Marseille. Dieses Mal hatte ich meine Tochter im Gepäck. Wir sind ja beide nicht so Museums affin. Ich interessiere mich schon dafür, aber gestehe mir auch ein, dass ich nach einer Stunde gleichartiger Kunst nicht mehr aufnahmefähig bin. So kommt es, dass ich in Paris immer die letzte Stunde vor dem Schließen vor einem Museum aufschlage und vergünstigten Eintritt begehre. Man mag es kaum glauben, aber es gibt diesen wirklich. Unverständliche Blicke muss man dafür in Kauf nehmen.

In Marseille werden im Zuge der  Journées du Patrimoine  die meisten Museen geöffnet. Für lau. So kamen wir nicht umhin uns einen Tag Kultur zu – nun hab ich überlegt wie der Satz weiter gehen solle. „Gönnen“ – schien mir nicht richtig. Wir haben so die fixe Idee, bei unseren Ausgaben nur das zu zählen, was wir gegenüber dem empfohlenen Verkaufspreis gespart haben. Irgendwie klingt es besser 10€ gespart, als 200€ ausgegeben zu haben. So zählten wir auch an unserem Museumstag alle gesparten Ausgaben zusammen. So oder so kommt man dann bei viel Gespartem in den Rausch des Spielers, welcher uns verleitete, noch ein und noch ein Museum, nur um noch mehr zu sparen, zu besuchen. Ich taufte das Ganze in Musée without Portemonnaie.

Le Frac

FracMitten in der Joliette liegt das etwas eigentümlich aussehende Haus. Na ja, wenn ich es so überdenke unterscheidet es sich hauptsächlich von der ursprünglichen Bebauung. Im Zuge des projet Euroméditerranée wurde so ziemlich alles abgerissen und neu gebaut. Die Häuser sind neu und modern. Leider ist das ursprüngliche Flair verschwunden. Dieses multikulturelle Viele. Wir wohnen gleich nebenan im »Les Grands Carmes«. Dort ist noch alles beim Alten. Die Rue de la République wurde aufwendig von Immobilienhaien saniert, welche jetzt versuchen die Apartments und Ladengeschäfte maximal gewinnbringend an den/die Mann/Frau zu bringen. Vieles steht noch leer. Nördlich dieser Straße ist noch ein Teil des wirklichen nordafrikanisch dominierten Viertels übrig. Um die Rue du Bon Pasteur fühlst du dich in eine andere Gegend versetzt. Mit dem Umbau des Place ums Porte d´Aix wird auch dieses verschwinden, befürchte ich.

Zurück zum Frac! Wir gingen durch die Ausstellung und betrachteten die Bilder. Es sieht ja nun jeder etwas Anderes. Als kleinste gemeinsame Linie sah ich einen Menschen und einen Vogel auf jedem der Bilder.

FP_RjanSo ist der Name, den ich vergab, nicht weit hergeholt: „Mensch mit Meise“. Meine Tochter passt gut in dieses Bild und komplettierte die Ausstellung.

Foto

Villa Méditerranée

Eine sehr interessante Fotoausstellung zu dem Thema –EXPOSITION IMPERIUM ROMANUM-. Also viele Orte, wo irgendwas römisch Anmutendes rumsteht oder tatsächlich was mit Rom zu tun hatte. Selbst das Colosseo Hotel im Freizeitpark Rust ist darunter.

meritanee

Interessant ist auch der Bau an sich. Komisch, nur auf einer Hälfte stehend und die andere über dem Wasser schwebend. So viele Leute dürfen sicher nicht in diesen Teil, sonst kippt das ganze um. Im Boden sind verglaste Öffnungen, die den Blick nach unten nicht behindern. Interessant ist, dass kaum einer der Besucher freiwillig über diese Glasplatten läuft. Alle laufen irgendwie drumherum. Am Eingang in die Ausstellung kann man nicht umhin, über das Glas zu laufen. Alle laufen auf der schmalen durch Eisen verstärkten Trennfuge, obwohl man die Scheibe schon mit einer diffusen Folie beklebte.

MuCEM

mucemHier sind wir durch alle Ausstellungen geschlendert und einmal den Inner-Fassaden-Rundweg hinauf zur Terrasse. Die Ausstellungen waren sehr unterschiedlich. Auf jeden Fall haben wir 14€ gespart.

Musée Cantini

Überall in der Stad waren rote Lippen annonciert mit dem Titel »La Rêve«. Soll wohl heißen: „Ich liebe Rewe“. Die Ausstellung war nicht schlecht. Das nun dieses Motiv für die Ausstellung wirbt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Es gab wesentlich interessantere Motive. Natürlich sind die ganzen Kunstexperten stundenlang vor diesen Lippen gestanden.

reveilMusée château Borely

Eine schöne Villa mit Blick auf das Meer. Hier finden wir die Ausstellung über Mode in der Armee. Toll, mag sich jeder denken. Es war auch sehr verwundernd, was da so alles geht.

mission-modeAllenthalben ist dort auch noch einiges aus dem ursprünglichen Alter und Besitz der Villa ausgestellt. Eine Mords-Porzellan-Schale erweckt in mir die Halluzination mit Mousse au Chocolat gefüllt zu sein, was mein vorherrschendes Hungergefühl noch verstärkte oder von diesem überhaupt hervorgerufen wurde. Meine Tochter darauf ansprechend, meinte nur: „Ich hatte auch solche Gedanken.“

Jardin botanique Borély

jardin-botaniqueEs ist ein kleiner, ruhiger Teil des Borély Parkes. Viel blüht nicht in dieser Jahreszeit. Wir platzten in die Dreharbeiten eines japanischen Filmes hinein sodass sie die Sequenz wiederholen mussten. So ein paar Touristen zwischen den Geishas sehen nicht wirklich original aus.

Musee des Beaux Arts – Palais Longchamp

Ein schöner Bau mit einem tollen Blick über Marseille. Die Bilder zeigen vieles, was mit der Historie der Stadt in Verbindung zu bringen ist.Une tempte

So – ich habe beschlossen, das reicht an Kultur für längere Zeit. Wir tingeln langsam zurück und genießen als kulturellen Abschluss ein freundliches Mahl beim Araber unseres Vertrauens.

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