Hühnerhüten 🇫🇷

Wir waren uns noch nicht so einig, in welche Gegend uns der diesjährige Sommerurlaub verschlagen würde, da erhielten wir von einer Freundin den Notruf. Sie wolle fahren an Europas End und wisse nicht, was aus ihren Hühnern werden würd. GG fragte mich, ob ich den wüsste, wie mit Hühnern umzugehen sei. Alsgleich erinnerte ich mich an meine frühe Jugend. Meine Großmutter lebte auf dem Lande und hatte eine Hühnerschar. Die Betreuung dieser oblag mir während der Schulferien. Ich sah es nie als eine große Last. Was ist schon zu tun. Es werden ein paar Körner zwischen die pickende Menge gestreut, auf welche sie sich dann gierig stürzen. Die Suche nach den auf der Wiese verstreuten Eiern war eher eine Freude über jeden Fund und keinesfalls als Last in meinem Gedächtnis. Auch war mir beizeiten bewusst, dass der Herr diese Wesen nicht mit übermäßig Intelligenz beschenkte. Der Spruch »Dumm wie Hühn« ward geboren.

Die kleinen Pünktchen auf dem u sind nicht von ungefähr. Wenn man seinen Kindern die eigene Sprache beizubringen versucht, ist man oft in Erklärungen gefangen, die die Unregelmäßigkeit wie auch Unlogik der Sprache betreffen. Wir, im alltäglichen Gebrauch beachten solch Verwirrungen der Sprache schon lange nicht mehr. Kinder legen sie offen und regen zum Denken wie auch Schmunzeln an. Wenn du Eines einzeln aus der Hühnerschar betrachtest, warum raubst du ihm zusätzlich zur Endung auch noch die Pünktel.

Ich rechnete also bei diesem Hilferuf mit so fünfzehn, zwanzig Hühnern. Trotzdem sagte ich zu, da der Hühner Lebensmittelpunkt im Elsass lag. Bei den genaueren Instruktionen stellte sich überraschenderweise heraus, dass es sich um der Hühner Zwei handelt. Erzählte ich von meinen Plänen und kam da auf diese wahnsinnige Zahl, belustigte ich die Meisten meiner Zuhörer. Einige wiederum schauten sehr bedenklich drein. Was ist, wenn eins verschwindet. Bei zwanzig ist die Chance groß, nicht in Erklärungsnot zu kommen. Bei zweien wiederum ist es sehr unwahrscheinlich, dass dieses nicht auffalle.

Nach etlichen Stunden Autobahn komme ich am verschlafenen Ende eines eh nicht wirklich lebhaften Dorfes an und schaue ehrfürchtig auf die mir Anvertrauten. Hier darf nichts schiefgehen. Immerhin wird mir versprochen, ein täglich frisches Rund von jedem meiner Schutzbefohlenen zu erhalten.

Zum Abschied der Hühnereigener rufen sie mir zu »Fragt die Nachbarn, wenn irgendwas mit den Hühnern ist«  Jetzt bin ich in der Verantwortung und die schwere Bürde drücket auf mich wie einst die Welt auf Atlas. Wie wir wissen, konnte er die Bürde abgeben an die Schildkröte. Mein Schicksal hingegen ist ungewiss.

Am nächsten Morgen, freudig auf die Eier zwei, musste ich feststellen, dass das Versprechen nur halb erfüllt ward. Schon machte ich mir Sorgen. Ich beginne das Gespräch mit den Hühnern. Was ist falsch gelaufen? Seid ihr nicht zufrieden mit meiner Fürsorge?   Braucht ihr mehr zu futtern? Niedergeschlagen, enttäuscht, desillusioniert – genau weiß ich es nicht –  gehe ich zurück ins Haus.

Nun rede ich mit den Hühnern. Schwärme von ihrem vollen Federkleid und dem ansprechenden Schnabel, den schlanken Fesseln und scharfen Krallen. Ich ernte verstohlene Blicke und ein leises grr grr. Hoffnungsvoll gehe ich zu Bette.

Der nächste Tag bringt nicht mehr Eier. Langsam steigern sich meine Sorgen. Hält das Huhn die Eier zurück und ist dies der Gesundheit zuträglich? Haben sie zu wenig gepickt? Gebe ich ihnen zu wenig Zuneigung? Ich weiß nicht weiter.

Am dritten Tage kommen wir von einer regnerischen Wanderung nach Hause. Welch eine Freude versüßed mir den Tag. Zwei Eier liegen friedlich dar. Ich lobe überschwänglich die beiden des Direktvertriebes, hoffend auf Fortsetzung.

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