Hamburger Bahnhof 🇩🇪

Wo fange ich an? Manchmal ist es schon etwas schwerer den Faden aufzunehmen und weiterzuspinnen. Fangen wir mit einem kalten Tag in Berlin an. Durch die Fenster ergießt sich, nicht gerade wollig, ein graues Licht. Einzig der Heizkörper Wärme ist es zu verdanken, sich einigermaßen wohl zu fühlen.  Die durch Unbewegtheit und langes Liegen im warmen Bette hervorgerufenen Defizite verlangen nach Ausgleich. Ich schlage ein kleinen Spaziergang am Kanal entlang vor. GG meint es wäre an der Zeit den Hamburger Bahnhof zu besuchen.  Ich führ jetzt nicht aus wie wir zu einer Einstimmigkeit kamen. Wir gehen zum Bahnhof.

Früher fuhren hier Reisende in die große Stadt im Norden ab, oder nach noch weiter. Durch des Mauers Verlauf wurd dieser Bahnhof seiner Gleise beraubt. Was nun sollt ein Bahnhof anfangen zu dem kein Zug wird kommen können gleich denen denen es verwehrt ist von hier abzufahren. Reichsbahngelände blieb nach alliiertem Recht Reichsbahngelände. Wir wollen eigentlich gar nicht die Historie des Bahnhofes beleuchten, obgleich mir diese schnaubenden Gefährte immer sehr imponierten. Heute ist zeitgenössische Kunst in den Hallen zu Hause. Was immer das auch bedeutet.

Der Elefant im Raum

So heißt der Titel der Ausstellung. Jedes Kind, selbst in den kleinsten versteckten Winkeln des Erdballes, weiß mit dem Wort Elefant etwas anzufangen. Das ist dieses große graue Tier mit den zwei Schwänzen. Mit diesem Wissen vorbelastet oder vertraut, liegt wohl im Sinne des Betrachters oder der gerade gültigen Wahrheit, mache ich mich auf Safari.

 

Ich komme also in den weißen Raum und vor eine Wand und dann…

Ihr hab jetzt sicher nicht die Dimension des Ganzen im Sinn. Sieht ja aus wie ein kleiner Wiederstand auf einer Serviette.  Das Teil hängt an einer Wand die sicher 5 mal 5 Meter ist. Ein leichtes Schmunzeln steigt unaufhörlich in mein Gesicht. Hier bin ich Experte, hier kann‘s lustig sein.

Willst du die Wand umrunden so kommst du unweigerlich an ein paar Schildern an der Wand vorbei. Joseph Beuys – steht da geschrieben. Wir schauen uns an und suchen den Fleck. Der Aufpasserin zucken schon die Mundwinkel nach oben. Sie erklärt uns, dass das die Ausstellungstücke an der oben erwähnten Wand seien. Ich dreh mich nun um und seh das! Da hängen ein paar Leinwandaufhängeleinen. (macht es größer und ihr könnt sie evt. sehen) Ich frage ob das eigentliche Werk gerade verliehen ist und bekomme zur Antwort »Das kann man so oder so sehen!«

»Joseph Beuys, DAS KAPITAL RAUM 1970–1977, 1980« Ich stehe vor dem Schild und frage mich wie es heute noch oft wird passieren. Erst mal die Zeiten und dann ist da nicht eine müde Puseratze zu sehn.

Das hier scheint mir sofort bekannt und versetzt mich zurück in die Zeit in Houston. Im Bild sieht es sehr bunt aus. In realo dürfte das dürftige Licht in der Flut der Deckenlampen untergehen. So ist die eigentliche Kuns das Kunstwerk künstlerisch durch fotografieren in Szene zu setzen.

Das schönste an einem Besuch im Museum ist zu beobachten die Mimik derer, die die Kunst auf sich einwirken lassen. Schon in diesem frühen Stadium habe ich viele schmunzelnde Gesichter gesehen.

Hier fragten wir uns nun, ob dieses auch ein Kunstwerk sei oder einfach nur die Jalousien, die die Nacht draußen halten. Hey – das ist doch eine berechtigte Frage bei dem was sonst hier noch so dargeboten wird. Ja, ja – es sind nur Jalousien.

Wir entern in die Sam Pulitzer Ecke. Das hat uns echt gefallen.

Der Rahmen hat was echt Männliches mit den Sichtschrauben. Das Bild – interpretiert es selber. Kommt das I von Igitt, weil der Schöpfer keine Frösche mag? Ist das kein I sondern eine Eisenbahnschiene, auf dessen Oberseite der Frosch auf den Zug wartete, welcher aber nicht brem….

Du gehst sicher nicht Falsch in der Annahme, dass dieses eines der heißesten Kunstwerke seiner Epoche ist. Die Kühlung mit gleich zwei Ventilatoren halte ich allerdings, für etwas zu übertrieben.

Ich trat nun hier ein und dachte »Ah – hier wird noch aufgebaut« Keiner rührte sich und unternahm Anstalten das Zeugs aus dem Weg zu räumen. Ich packte die Schildkröte an und wollte ein Durchgang schaffen. Ãœberlegte es mir dann doch anders. Am Tage des Herrn sollst du ruhn. Ich hab‘ s nicht hingestellt so muss ich‘ s auch nicht wegräumen.

Jeff Koons, New Shop-Vac Wet/Dry, Ich überleg grad ob es notwendig ist dazu etwas zu schreiben. Nö – eigentlich nicht. Es ist alles selbsterklärend. Kunst halt! Klar dass das auf dem Flyer auf der vordersten Seite abgedruckt ist. Mir jedenfalls.

 

Joseph Beuys, Unschlitt / Tallow, 1977

Nun kommen wir zu einem, sagen wir Kunstwerk, welches sicher den meisten Reiz in mir auslöste. Die Grundkonsistenz  sieht ein wenig wie die zeranzten abgezogenen Matratzen derer aus, welche in der Nacht unter der Brücke am Bahnhof Zoo zu nächtigen geruhen. Das Ganze noch wahllos im Raume verstreut. Ich erinnere mich meiner Mutter Worte, wenn sie behauptete, die Gänze meiner Spielsachen künstlerisch über die Wohnung verteilt zu haben. Langsam erschließen sich mir Wege…

Das wird schon noch. Morgen…

Nicht nur die Mädchen, auch die Jungen sahen sich sicher schon mal konfrontiert mit dem Spielzeug vergangener Epochen. Da gab es also diese 2D Puppen. Im Grunde ist es eine Zeichnung auf einem Stück Papier. Ja damals konnte man damit noch jemand begeistern. So wie mich, als ich etwas Angetriebenes am Strand fand, wohingegen ich heute erschlagen werde von dem Müll. Zurück. Diese Puppen konnte man mit anderen Kleidern versehen indem man diese wiederum ausschnitt und vorhängte. Kunst? Altes Spielzeug!

Hier nun der einzige Bezug zu dem Gebäude, den ich in seiner Weitläufigkeit entdeckte.

 

Der nächste Part der Ausstellung beschäftigt sich nun weniger mit den im vergangenen Kapitel gezeigten Elefanten sondern mit schlesischen Vögeln. Kommet herein und sehet!

Eine Ode an die in der Weichsel gefundenen Überreste einer Wohlstandsgesellschaft, gruppiert und arrangiert in gebrannten Ziegeln ehemals südlich gerichteter Fassaden.

Weder Fisch noch Huhn aber immerhin Elefant. Ni poisson ni poulet mais au moins éléphant.

Ein anderer häufig vorkommender Gesichtsausdruck derer, die verstehen oder es wollen.

Verlassen wir nun die schlesischen Vögel und begeben uns zu den inneren Werten. Agnieszka Polska: The Demon’s Brain

In der Halle wo einst stählerne Maschinen ihrer feurigen Herzen Dampf gen Dach pusteten, wabern tiefe dunkle Töne zwischen den Verstrebungen des Daches, um den Weg zu deinem Ohr zu finden. Leinwände erfüllen den sonst stockdunklen Raum mit Bildern und etwas Licht. Ich fragte mich angesichts der anderen Exponate, ob die Matratzen wirklich zum Liegen seien oder Kunst.

GG sah die Welt verkehrt.

Irgendwie surreal aber ehrlich – ich find’s gut.

Nun kommst du in einen Übergang, welcher mit Kacheln in dem so anheimelnden Reichsbahnuntergrundgrün ausgekleidet ist. Ich wähnte mich auf dem Weg nach draußen – aber weit gefehlt.

Hier komm ich rein und denk so bei mir »Dat hätt der doch noch wech räumen können vor der Eröffnung« Anderseits fand ich das Bild an der Wand interessant. Es hatte einen plastischen Eindruck und auch wieder nicht.

Die Auflösung kommt hier.

Das ist einfach gut.

Das auch..

und das erst..

Ja – das ist schön für dich. Ich allerdings tue das auch. Komisch nur ist, dass unsere Schnittmenge nur einen marginalen Anteil der Exponate darstellt und keines seiner Werke darunter. Ich grüble und grüble. Alle neuen Informationen führen zu neuen Fragen. Wo soll es enden wenn ich nicht mal weiß mit was es anfing.

Schräg und falsch herum  – würd ich das in meinen Worten..

Ein klitzekleines Täfelchen auf 1.70m Höhe weiset den erfahrenen Besucher darauf hin, dass in dem nächsten Kunstobjekt etwas Anstößiges für Kinder sei. Ich dreh mich um und sehe das. Das könnten Kinder gemacht haben und nur sie können wohl das Anstößige daran sehen und mir bleibet es verborgen. Schade. Das Angesprochene fand ich eher beiläufig auf einem Bildschirm laufend in einem anderen Kunstwerk, wo es so absolut nicht notwendig war es hinzuzufügen. Meiner Meinung nach.

Ich übersetze das mal. Also erst hast du kein Konzept und machst das zu deinem und wenn du nun stark genug bleibst das auch durchzuziehen, wie doof es auch immer sei, dann ist es Kunst. Damit dann am Leben zu bleiben ist auch..

Und sowas kommt dabei heraus. Die Idee ist klasse aber leider wiederspricht das allen europäischen Sicherheitsvorschriften. Über die Schur könnte doch einer stolpern! So sind zu viele Richtlinien manchmal etwas hinderlich um die Kunst in des Volkes Haus zu bringen.

Ein bisschen was zum Spielen ist immer dabei

So sieht Kunsterfahrung wohl bald aus.

Das ist ja nun mal so was von klar. Eines der Kunstwerke die die Welt verstehen.

Die Halle scheinen kein Ende zu nehmen. Glücklich sind wir, einen Weg gewiesen zu bekommen.


Am Abend, als Ausklang lassen wir uns noch mal die Geschichte mit dem Sohn des Herren ersingen, welcher da geboren ward von Maria dem unbeflecktem Weibe und in einer Krippe in Windeln gewickelt auf die Hirten und die drei Könige wartete, die ihm was zum Rauchen und Trinken brachten, nachdem ihnen eine Sternschnuppe den Weg wies.

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