Ganz nach Süden 🇿🇦

Wie immer bin ich sehr aufgeregt vor jeder Reise. Egal, wie oft ich es mache. Immer kann ich die Nacht davor nicht schlafen. Unbegründeter Weise gehen mir alle Möglichkeiten durch den Kopf, was alles nicht klappen könnte. Kommt der Flug pünktlich – klappt der Anschluss- nerven die Kontrolle…
Bei der Suche nach einem Flug versuche ich den Kürzesten mit annehmbarem Preis zu finden. Dieses Mal verschärfte sich der Schwierigkeitsgrad durch die Tatsache, dass wir aus zwei verschiedenen Zielen starteten sowie am Ende auch wieder zurückmussten. Schweren Herzens war nur noch Britisch Airways in der akzeptablen Liste. Heathrow ist einer meiner Flughäfen, die ich versuche zu vermeiden. Egal, es geht nicht anders. Glücklich, dass mit den Flügen parallel alles klappte, bekomme ich dann zwei Monate von der Airline eine Mail mit der Aussage, dass meine Flugzeiten sich ändern. Mein Flug in Berlin startet eine Stunde früher und dafür fliegt der von London 40 Minuten später ab. Ich bin regelrecht begeistert. So komme ich zu 100 Minuten mehr in meinem verhassten Flughafen. Nicht, dass ich knapp in der Zeit gewesen wäre. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es ratsam ist mindestens 90 Minuten Umsteigezeit einzuplanen. Es ist nicht so, dass es nicht möglich wäre, es in kürzerer Zeit zu schaffen. Das größere Hindernis ist, dass sie dich nicht mehr reinlassen!
Ich plane heute mal etwas mehr Zeit in TXL ein. Eventuell kann ich noch die Sitzplätze tauschen. Wir sitzen nämlich nicht zusammen. Anders als bei jeder europäischen Fluglinie kann man den Sitzplatz nicht mehr tauschen, sobald man ein Mal geklickt hat. Auch Einchecken für einen anderen Passagier mit dem gleichen Klick ist nicht möglich. Kein Wunder, dass die aus der EU wollen. Mithalten können die eh nicht.
Leider kann man den Platz nicht in Tegel tauschen. Das frühe Kommen ist also vollkommen umsonst. Zu meiner Freude beschließt Obama just in diesem Moment das Land zu verlassen. Toll! Ich bin zwar ein guter Freund von ihm, weil ich aus Versehen schon in seiner Kolonne mitfuhr, aber irgendwie löst es keine Freude in mir aus. Ich stehe so am verregneten Fenster und sehe zu, wie er in seine Maschine einsteigt. Dann mit dem ganzen Sicherheitsgedöns zur Startbahn trottet, um Regen peitschend und Pfützen zerteilend seiner Heimat unter neuer Führung zuzueilen.
Die nächste viertel Stunde passierte erst mal gar nichts, außer dass alle um mich herum, wie auch ich, den Sauerstoff aus der Luft filtern. Dann war es einer des Personals überdrüssig. Mit den Worten – ich fang jetzt an. Wir sind sowieso schon viel zu spät.- kam wieder etwas Leben in die resignierte Gesellschaft. Ich sage mal überpünktlich zu der von mir vormals gebuchten Zeit, machen wir uns auf den Weg nach London. Eine Stunde weniger in Heathrow ist nicht schlecht. Dafür zweieinhalb in Tegel rumzulungern macht es aber nicht zum Vergnügen.


Das Kabinenpersonal war sehr freundlich und auch zu Späßen aufgelegt. Verteilt wurde ein Wrap mit den Worten – Chicken – und schon hast du das Teil in der Hand gehabt. Zucktest du schnell genug zurück, wurde dir ein erstauntes Gesicht präsentiert, welches als Ensemble mit der Frage – etwa vegetarisch – vervollständigt wurde.


Ich komme natürlich in einem total anderen Terminal an. So geht wenigstens etwas Zeit verloren. Davon hab ich immer noch genug. Also los. Ich folge den Transfer Schildern, bis ich dann eines sehe, wo dieses per Bus offeriert wird. Draußen steht gerade ein Bus, also was soll’s. Hinzukommend muss ich erwähnen, dass hier die Sonne scheint. Merkwürdig. Im Bus sind genau drei Leute und der Ritt dauert 9 Minuten. Ich schon in Vorfreude auf die in London so freundlichen Sicherheitskontrollen, stehe plötzlich da und außer meiner Wenigkeit nur Sicherheitspersonal, was sehnsüchtig darauf wartet, meinen Körper und meinen Koffer zu streicheln. Keiner weiter da. Bin ich falsch? Ich also geradeaus, bis mir die bis dahin nichts Tuende, aber ansonsten süß lächelnde Dame offeriert, dass für Fußvolk die andere Reihe wäre. Ich lächele über so viel Aberwitz, weil diese Schlangen nach 4Metern Business und 20 Metern Dödelvolk eh wieder vereint sind und keiner unterwegs ist. Ich sage zu ihr: »Na dann stell ich mich dort an« und wandere das Absperrband Labyrinth entlang, um nach geschätzten 10 Kilometern, mit zwei Millionen Kurven, wieder genau hinter ihr zu stehen ohne jemanden dabei als Gefolge gehabt zu haben. Nimmt man nun an, dass die restlichen Rumstehenden bestrebt wären etwas zu tun oder in irgendeiner Form freundlich auf den unerwarteten Besuch zu reagieren, ist man weit gefehlt. Da kommen strikte Anweisungen – »nimm eine Kiste und tu dein Zeug rein!«,»keine zwei Elektrogeräte übereinander!«,»schieb die Kiste rüber und aufs Rollband« … Kam mir vor wie ein Sklave. Meine Uhr sollte ich nicht abmachen und voilà – das Teil schlug Alarm. Jetzt – claro – in den Ganzkörperscanner. Dieser zeigt ein Quadrat an meinem Arm an. Wie verwunderlich! Ein Typ aus den schottischen Highlands sagte mir: » i wo lu sch i u. « Ich verstehe nur Bahnhof und schaue auch so. Er wiederholt seine Ansprache, während ich noch immer mit den Armen breit da stehe. Ich verstehe nichts und deute ihm an, dass er nun endlich abtasten soll. Er schaut auf das Scanergebnis und dann – fängt er bei meinen Knien an?? Kein weiterer Kommentar. Kopfschüttelnd verlasse ich den Kontrollpunkt.
Ich suche mir eine Steckdose für mein iPad und verweile. Plötzlich setzt sich jemand ziemlich aufdringlich neben mich. Etwas echauffiert schaue ich hoch. Ah GG!
Weiter geht’s 12 Stunden nach Süden.

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