C⏐O Berlin the day before the soft lockdown 🇩🇪

Morgen beginnt der erneute Tiefschlaf der Nation. Die Idee ist wieder einmal die Last von den Krankenhäusern zu nehmen. Lieber die ganze Nation ein wenig schlafend, denn zu viele in den Intensivbetten. Wahrscheinlich hätten wir das verhindern können, wenn wir nicht den Ernst der Situation langsam vergessen hätten. So war doch vor diesem zweite Welle genannten Ereignis, kaum noch zu spüren, dass Corona über´n Globus fegt. Da ab Morgen in Berlin wieder alle Museen geschlossen bleiben, ich nicht wissen kann wie lange, befürchtete ich eine Unterkunstierung um die Weihnachtsgegend herum. Um nicht ins Kunstlose zu fallen wollte ich ein kleines virtuelles Polster schaffen, welches mich durch die dunkle Zeit bringt. Mal sehen, ob es mir wird gelingen. C⏐O Berlin ist unser Ziel. Ein einfacher Zugang ist auch hier nicht möglich. Online – wie so vieles in der heutigen Zeit – musst du ein Zeitfenster buchen. Auf geht es ins Amerika Haus zu den Ausstellungen

  • Harald Hauswald – Voll das Leben! Retrospektive
  • Felicity Hammond – Remains in Development
  • Michael Danner – Migration as Avant-Garde

Vor dem Haus angekommen eine Schlange, wie so oft in diesen Tagen. Nicht die Art von Schlange von Früher als der Wirt ein Freibier offerierte oder es im Konsum Bananen gab. Auch nicht solch Schlange 𝜩 The evening before the sale of the new iphone is started 𝜩 Nein schön gesittet mit gebührlichem Abstand. Doch als dann das Zeitfenster wird aufgerufen, strömen diejenigen die dieses erworben ungezügelt zur Tür, vergessend den Abstand. OK – nun genug dem Rahmen des Besuches. Tauchen wir ein.

Harald Hauswald – Voll das Leben! Retrospektive – begrüßt uns mit einem Blick in eine Vergangenheit, die mir noch sehr geläufig. Es ist echt komisch, wenn du die Eindrücke der Besucher erforschst. Da gibt es die, welche total erstaunt erscheinen. Ob sie denn nicht wussten oder nicht wissen wollten, zu der damaligen Zeit. Dann wiederum gibt es welche, die diese Bilder in ein ganz anderes Zeitfenster packen, und welche die sich das ansehen wie Urlaubsfotos aus einem anderen Universum. Zu guter Letzt kommen noch diejenigen hinzu, welche ihren Kindheitsstaat verloren.

Nun wird die Öffentlichkeit aufgefordert die intimsten Details des Lebens des Photographen zu teilen. Hier ist seine Stasiakte abgebildet. Ganz schön viel Informationen. Das fanden viele sicherlich erschreckend, doch wenn ihr wüsstet was google über euch weiß….

Aber so richtig spannend ist es für mich nicht. Da steht eh nur drin, was drinstehen sollte und so auch da gelandet ist. Objektivität und Realismus sind zur Zeit einer Diktatur – auch wenn sie vom Volk ausgeht – nicht prioritär.

Welch Kaufmansjung träumt nicht davon, sollte er mal das Geschäft seines Vaters übernehmen. Es wäre mal interessant zu wissen, wann ihr dieses Foto verzeitet. Klar musste der Durchschnittsossie mehr Zeit investieren irgendwelche Güter zu kauf.. – erlangen ist wohl das bessere Wort. Doch waren sie befreit von der Qual der Wahl und der unsäglichen Steuererklärung.

Die Mannigfaltigkeit der Modellpalette östlicher Autoproduktion ist niederschlagend. Welche Farbe solle ich nur wählen? Doch das fragte sich Niemand bei Lieferfristen von 15 Jahren. Der Künstler befreit den Betrachter der quälenden Frage durch fehlen der Farbe. Mir fällt gerade ein, dass ich nach dem Erwerb eines solchen Vehikels – übrigens das erste Eigene meinerseits – aus dem Flughafen heraus kam, über den riesigen Parkplatz schaute und dachte – Mio dio , wo steht mein Auto?

Was hier auf dem Foto, werden sicherlich nur diejenigen wissen, welche es selbst erlebt. Man kann ja über das Leben im realen Sozialismus sagen was man will, aber an Kindern wurde sich da nicht vergriffen. Auch wenn euch nun als Erstes einfällt, dass der Staat doch seine Saat brauchte. Egal warum. Für Kinder war es sehr sicher da. So ließen die Mütter ihre Kinder in den Wägen beim Einkaufen vor dem Fenster stehen, weil ein Besuch des Ladens mit dem Wagen nicht möglich. Für viele heute unvorstellbar, aber wirklich es war so. Ich habe jedenfalls von keiner Mutter gehört, die sich auf diese Weise von ihrem gar zu laut quengelnden Buben hätt befreien können.

Was sehr auffällt, ist das Fehlen jedweder Freude in den Gesichtern auf den meisten Bildern. Oft zu einem grimmigen etwas zusammengeschoben oder eher geistesabwesend -was hat das alles für einen Sinn Ausdruck- eingemeißelt. Doch diese Drei hier fahren morgendlich zur Arbeit. Wer schaut da schon wohlgemut und schüttet die Mitfahrenden mit Glücksgefühlen voll? Auch heute nicht. Gut, das Reichsbahn-Interieur hat sich gewandelt, aber sonst. OK ok – die Mützen sind auch out – doch man weiß ja nie…

Mich würd wundern, wenn das hier heut noch en vogue wäre – doch kurz nachgedacht – komm ich schon zu dem Schluss, da ich doch sah die tollen Leopard Luftballons in Wien…

Ich kann mich mitnichten erinnern, so etwas gesehen oder befahren zu haben.

Diesem hingegen sollte ich schon partizipieren, was mich aber etwas unbehaglich stimmte und dieses gespiegelt auf den Verursacher desselben, geriet ihm doch nicht gerade zu Vorteil. Mailich jedes Jahr zeigten wir der Welt – welche davon total unbeeindruckt – welch vortrefflich Land und Leut wir seien.

Klar habe wir alle gratuliert Unbegreiflich das die glauben konnten, was sie glauben wollten und auch nicht zu wissen glaubten…. Eh und das ist nicht kurz nach dem Krieg – das waren die 80ger. Schon noch prädigital – jedenfalls da – aber sonst.

Interessant, dass du Tristesse erst siehst, wenn du von außen betrachtest. Davor wurdest du als Mitglied dieses Staates ja weitgehend beschützt. Also von dem Betrachtungswinkel. So sahst du nicht, was du hättest sehen können und alles war ganz normal so. Sonst wär die Tristesse noch viel trisstessiöser für alle, die sie hätten ertragen müssen.

Doch wenn jemandes Aug wurd erleuchtet, dann lockten auch wie heut, schon reichhaltig Kollektionen zum Frustshopping. Wir sehen hier die Schaufenster des wohl größten Kaufhauses um das Jahr 1984. Ich konnts nicht glauben.

Viele Bilder beschreiben das Leben in seiner Eintönigkeit. Klar, wenn du nicht in der Lage bis dein Ding zu machen, bist du gefrustet. Das nun als Nenner kannst du alles über den Bruchstrich stellen und irgendwie kommt immer nur durch Frust Geteiltes raus. Doch so sah das Leben dort nicht aus. Kaum dem System in einem versteckten Winkel entkommen, konnte einiges angenehmer sein.Das bedarf nun wirklich keinen Kommentar – die ganze Welt weiß doch um die Wohnkultur in diesem vergangenen Land.

Wenn bei euch nun die Vermutung keimet, dass das ein Zug von Vertriebenen darstellt, so werde ich euch diesen Zahn ziehen müssen. Es war ein ganz normaler Personenzug wie er auch mir noch wohlbekannt. Zu beachten die Kleidung des Models, welche sich ohne große Schnörkel in das Ambiente einfügt. Der abgebildete Zug fuhr in den 80ger von Templin nach Berlin.Diese Fähre überquerte in diesem Stiel die Elbe um 1984. Sicher fällt auf, dass der Fortschritt irgendwie ins Stocken kam. Was 45 lief, das lief. 𝞝 never change a running system 𝞝 war wohl die versteckte Direktive. Doch so trist wie hier vielfach dargestellt, war es gar nicht. Es war normal und irgendwie bescherte es dir auch Glücksmomente. Wie froh warst du, wenn das Teil es bis ans andere Ufer schaffte. Heute wird vorausgesetzt, dass alles funktioniert. Keine Improvisationen mit Teilen des täglichen Lebens am offenen Herzen des alten Diesels. Können die der  Generation XX kaum noch – na oder die wissen nicht, dass man Dinge überhaupt reparieren kann. Kann man auch nicht ganz verurteilen, denn es wird so vorgelebt. Doch wenn mir einer sagt, dass er ein neues iPhone bräuchte, weil seines ja schon ein Jahr alt ist…

Dieses Gefährt ist selbst mir nie begegnet. Obwohl es scheit älter als ein Jahr.

Gehst du an der Ecke in die Kneipe, fällt dir gar nicht so groß der Unterschied auf. Tresen Tische, Stühle und hoffentlich ein volles Glas. So war es damals und so wäre es auch heute noch. Das System war evolutionär auch ziemlich ausgereift, seit der frühen Altsteinzeit. Die ganzen hippen Läden sind ja keine Kneipen mehr sondern Erlebnisgastronomie. Also mit was vergleichen wir?

Wir wahrlich trefflich dieser Schnappschuss. Eins verschmilzt sich ins Andere. Die Enthusiastische Stimmung mit dem Grund derer. Da braucht es schon ein Goethe, denn keiner sonst hätte es erfrischender in Worte fassen können.

Das finde ich als wahrliches Abbild dieser verlorengegangenen Gesellschaft und auch als eines der schönsten Lichtbildaufnahmen der gesamten Ausstellung. So simpel es erscheint sind doch viele kleine Augenfälligkeiten eingebaut, welche das Schicksal just in dem Moment zusammenspülte, als der Fotograf auf das kleine Knöpfchen drückte um der Sonne Strahlen, reflektiert an dem Moment, ins Kameragehäuse zu lassen um den noch jungfräulichen ORWO Monochrome dazu zu bewegen, sich die Situation zu verinnerlichen. Sucht selber was für euch scheint zu passen und was nicht. Das normale Leben und der ganze andere Rest. Ob nun hier oder dort.

Die Ausstellung zeigt nun den Durst der Jugend nach Musik von Künstlern, welche nicht der Zensur unterliegen.

(1990 Potsdam) Ein wenig rätsele ich über dieses Bild. Zum einen fügt es sich harmonisch in die shades of grey Szene des Ostens und doch – was machen die Orden da draußen? Auch das Verkleinern der heißgeliebten Flagge, dürfte nicht im Rahmen des Gewünschten sein. Hat das alles einen tieferen Zusammenhang mit dem Vogel? Ich weiße es nicht und würde Lösungsansätze runterschlingen wie einst die Banane.

Das System neigt sich zum Ende und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Ausstellung dem folgt. Es war nicht gut, es war nicht schlecht, es war halt anders. Doch wenn du flexibel bist, etwas positiv reframst,  konnte man dort über- wie auch leben.

𝞝 Raucous, flamboyantly dressed punks, hippies, and kissing couples in a sea of Trabi cars 𝞝

beschreibt genau das, was ich erlebte; was diese Gesellschaft ausmachte; was uns umhertrieb;  was wir liebten, wünschten, wollten – mehr war da nicht!


Wir betreten die zweite Ausstellung – Felicity Hammond – Remains in Development

Nicht minder reget es mich an – doch für mich eher weniger verständlich

Nicht ganz optimal fertig gestellte Trockenbauwände auf rohen Ständerprofielen. Kurzerhand überfliege ich die Beschreibung.

𝞝 Bei Hammond trifft das selbstbewusste Versprechen der Werbung auf postindustrielle Szenerien aus Autoreifen, Bauschutt, Gipssäcken, Paletten und liegen gelassenem Material einer Großbaustelle. 𝞝

Tja – noch in den gedanklichen Gefilden der letzten Ausstellung verfangen, denke ich über den Unterschied nach. Auch dort wurde viel versprochen und am Ende landest du in einer Plattenbausiedlung deren „Grünflächen“ keinerlei Schnittmenge mit dem Wort Grün haben.

Gräben, Sand und allerlei Überbleibsel bilden für Jahre den Tummelplatz der Kinder, welche das Glück hatten, hier heimisch werden zu müssen. Doch auch dieses Chaos bietet bei einiger Fantasie einige Möglichkeiten. Lass uns mal reinschauen, was der Künstler hier so bietet.

𝞝 Es scheint, als lägen beim Städtebau Digitalität und Realität, Planung und Umsetzung, Utopie und Dystopie ganz nah beieinander. 𝞝 Genau! Erstaunlich wie exakt diese Worte meine ersten Gedanken einfassen – fast ohne jeglich Spiel.


Als letzte Ausstellung besuchen wir – Michael Danner  Migration as Avant-Garde

Die von Europa im Altertum nicht so geschätzte Barriere Funktion des Mittelmeers schwindet über die Jahrzehnte und heute wünschen sich viele die ursprüngliche Funktion zurück, keine Gedanken darüber machend, was die ganze Situation auslöste. Die günstigen Melonen akzeptieren wir gerne und auch Sonnenuntergänge an fernen Gestaden.

 So das was für heute und wahrscheinlich für den nächsten Monat. Stellen wir uns wieder ein den ganzen lieben langen Tag vor dem Bildschirm zu sitzen. Nun ohne den Sonnenschein. Ein Spaß wird das nicht.

Draußen, obwohl angeschlagen, tobt schon jetzt nicht das volle Leben. Hier wo sonst zu dieser Zeit die Hölle los. Im Grund ist sie das auch jetzt, doch ohne die vielen Menschen. Ach Mensch, Corona v*r*i*s dich!

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