8 Bordkarten
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Joe: Sind mitten in der Nacht am Flughafen Buenos Aires aufgeschlagen. Irren ein wenig umher, um den Check-In Schalter zu finden. Wir können unsere Koffer nicht einchecken. Da um diese Zeit im Flughafen 99.9% der Läden zu haben, beschließen wir die zeitweilige Übernahme eines Kaffees. Wir rücken also die Tische und stellen uns zwei Reihen Stühle auf, die unsere Heimstatt für der Stunden drei werden. Schlafen ist anders, aber ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Plötzlich totales Gewusel. Leute stehen die Gänge entlang. Das ist jetzt nicht so angenehm. Wir versuchen, das Ende der Schlange zu finden. Irgendwie ist es wie immer. Egal wann wir am Gate sind, wir werden wohl immer die Letzten sein, die an Bord gehen.
Ushuaia, en la escena, 7 tarjetas de embarque restante
Magellan sah als erster Europäer das Land, felsig und in ewiger Kälte erstarrt, und es erschien ihm sinnlos, seine Tage mit der Erforschung dessen zu vergeuden. Aufgrund der vielen Feuer, von welchen er annahm, sie bedeuteten, dass er entdeckt worden war, taufte er dieses Land “Feuerland”. Nun war es an uns, seine Mission fortzusetzen und dieses Land zu erkunden. Aufgrund der Meinungen, die dieses Land als Gegenerde bezeichneten und verglichen mit dem Flusse Styx, auf deren Boden alles seitenverkehrt abläuft – und Antipoden, Wesen mit sechzehn Fingen ihr Unwesen treiben – gingen wir mit gemischten Gefühlen zu Werke.
Mission uno: Kontaktaufnahme mit Registro Civil (Personenstandsregister)
Ich hatte eine kleine Karte ausgedruckt und darauf ein paar Orte markiert, die wichtig sein könnten. Diese Karte war zu vergleichen mit der von Kapitän Flint. Auf der seinen war der Schatz vermerkt. Auf meiner die Behörden.
Wir gehen die Straße entlang, fühlend, die Anden zu überqueren. Es geht ständig bergauf und bergab. Diesen Pass sollten wir im Laufe des Tages mehrmals beschreiten. Im Moment war uns das noch nicht bewusst. Eine gewisse Mulmigkeit ist schon immer da, wenn man das erste Mal vor dem Kontakt mit der endemischen Bevölkerung steht. Dieses verstärkt sich umso mehr, wenn das Wort “Beamter” in dem Zusammenhang erwähnt wird. Wir finden tatsächlich das Gebäude. Sieht aus wie ein Wohnblock und unten an der Tür stehen Öffnungszeiten. Drinnen sitzen sehr beengt viele Leute herum. Am Ende des 10qm großen Raumes ist ein Tisch mit zwei Beamten. Privatsphäre – was ist das? Die Beamten arbeiten alle Belange der vor ihnen sitzenden Bevölkerung folgend deren Wartenummern ab. Du kletterst bei Aufruf deiner Nummer über die vorderen Reihen und legst dein Anliegen unter Aufmerksamkeit aller im Raume vor. Ich kann ja nun gar kein Spanisch und GG. nicht wirklich. Das wird lustig. Wir machen uns irgendwie verständlich. Es wird eine andere Mitarbeiterin geholt, welche sich dann als sehr geduldig herausstellte und somit einen nicht unwesentlichen Teil am Voranschreiten des Projektes innehat. Sie erklärte uns, dass als Erstes der Reisepass mit allen Seiten kopiert werden muss. Die Hauptseiten hatte ich ja. Wir sollten das erstmal machen, wussten aber nicht wo. Nach kurzen Versuchen, uns wieder über den erwähnten Pass zu schicken, sah sie unsere Verzweiflung, die nicht nur darin begründet war, den langen Weg zu beschreiten, sondern gleichfalls lief uns die Zeit davon. Sie bat uns in ein Hinterzimmer. (Es ist Freitag 10:00, und heute muss alles bis 13:00 angestoßen sein, sonst kann man es vergessen! Ihr kennt sicher, wie die Behördenmühlen arbeiten. Freitag ist kein guter Tag. Mittwoch muss es aber spätestens vollzogen werden.)
Nun erkennt man sofort, dass die argentinischen Behörden den deutschen in keinem Fall nachstehen. Es werden erst mal Formulare geholt und ausgefüllt. Die Kopien macht sie einfach selber. (Vielen vielen Dank, Claudia.) Vorhandene werden nur dem Bild nach verglichen. Dann haben wir ja ein paar Urkunden mitgebracht, die international sind. Also in allen Sprachen. Stiftet ein wenig Verwirrung. Die Eltern bekommen dann Nachnahmen wie Meier_geb.Müller. Na – und die Aussprache einiger deutschen Worte oder Städtenamen… Es wurde zum Teil sehr lustig und immer entspannter, und wir drei genossen so langsam dieses Projekt. Claudia machte sich dann einen Zettel, wo sie die Wörter so aufschrieb, sodass sie sie lesen konnte und es dann ungefähr dem deutschen entsprach (also in Lautschrift). Das ist sicher die Vorbereitung für die Zeremonie. Unser Erstkontakt von Deutschland aus – der Leiter des Ganzen? – kam auch noch rein und es war ein herzlicher Empfang. Wir schöpften langsam Hoffnung. Kurz nach 12 hatten wir dann alles zusammen mit einer Liste, was wir noch zu erledigen hatten. Gesundheits- bzw. Ehefähigkeitscheck, polizeiliche Anmeldung, zwei ortsansässige Zeugen.
Mission dos: Anmeldebescheinigung
Wir – mit einem Kreuz auf der Karte – suchen die Polizeistation. Dort angekommen, erfahren wir, dass sie für unseren Wohnort (Adresse der Unterkunft) nicht zuständig sind. Lassen wir das erst einmal und gehen den nächsten Punkt an.
Mission tres: Gesundheitszeugnis
Wir rein ins Hospital die Fiscalizacion Sanitaria zu suchen. Große Verwirrung im Labyrinth des Krankenhauses. Es ist schon 13:00 Uhr, die Zeit wird knapp. Raus aus dem Hospital und die Straße entlang. Mithilfe einiger Passanten das Gebäude gefunden. Absolut unscheinbar. Wir werden sehr freundlich empfangen. Leider ist diese Untersuchung nur für Ansässige möglich. Das heißt, wir brauchen die Anmeldebescheinigung. Klasse. Na ja, irgendwie waren alle Angestellten versammelt und fanden unser Projekt völlig aussichtslos in der Erfüllung, wollten dann aber nicht der Part sein, der schuld ist. Sie machten für uns einen Termin im Hospital aus, am Montag früh ab 6:00 Uhr und gaben uns entsprechende Unterlagen. Es ist zu schaffen, wenn alles gut geht. Wir sollen nach der Untersuchung mit dem Formular und der Anmeldebescheinigung nochmals bei ihnen aufschlagen, um uns den Stempel abzuholen.
Mission dos: Anmeldebescheinigung
Wir also wieder über den Pass zu einer anderen Polizeistation. Beim ersten Fragen nach unserem Begehr an der Pforte wurde uns gesagt: “So geht das nicht, aber ihr könnt es ja mal probieren” Sitzen also im Warteraum, bis wir aufgerufen werden. Die junge mujer policija primera sagte gleich: »Geht nicht!« Ja, also alles vergebens? Sie rief noch ihren Chef an. Es bleibt bei Nein.
Zurück auf Anfang.
Wir desillusioniert vor der Tür. Was tun? Noch mal zu Claudia? Meine Socken tragen zur Klimakatastrophe bei. Also wieder über den Pass. Das Office hat natürlich schon geschlossen. Wir klopfen an die Scheiben, um nach Claudia zu fragen. Vor einer Tür stehen die fleißig arbeitenden Angestellten rauchend. Sie holen Claudia, welche uns noch mal reinbittet. Die Situation kurz erklärt, werden wir aufgefordert, zu warten. Wir werden mit einer offiziellen Depesche ausgestattet, um diese im innerbehördlichen Botendienste, der Polizeibehörde zu übermitteln. In der Depesche ist ein Urteil, welches das Vorgehen im Falle einer Heirat von nicht Einheimischen beschreibt. Wir schleppen uns mit letzter Kraft über den Pass.
Mission dos: Anmeldebescheinigung
Die mujer policija primera war nicht erfreut, uns wiederzusehen. Sie habe uns doch gesagt, dass es nicht geht. Basta! Wir überreichen die Depesche. Neben ihr sitzt einer, der aussieht, als wäre er gerade unter einem Pickup hervorgekrochen, welchen er erfolglos versuchte zu reparieren. Er stellte sich als der Vorgesetzte heraus. Da dieser schon angerufen wurde, wollte er nun keinen Rückzieher machen. Es geht nicht! Wir weisen auf die Depesche hin. Ja- wie kommt er da nun raus ohne sein Gesicht zu verlieren? Am Telefon erklärt er den Leuten vom Standesamt »Die verstehen ja nicht, was er sagt und somit können sie auch kein Dokument mit einer Unterschrift versehen.«… (was wir natürlich verstanden haben). Ein nochmaliges Telefonat mit dem registro civil bringt dann immerhin die Erkenntnis, dass wir hier nicht ohne Anmeldebescheinigung verschwinden und die Notiz aktenkundig wird. GG. deutete dann an, dass sie den Inhalt des Gespräches haarklein verstanden habe, und wenn sie kein gutes Spanisch spräche, es nicht heißen würde, dass sie es nicht verstehe. Er knickte ein. Ich sagte GG. »lass ihn erhobenes Hauptes verlieren« und so kam es, dass am Ende alle lächelten und er den Schein waren konnte. So ziemlich zum Abschluss sagte er, ich müsse doch froh sein, es so lange geschafft zu haben, nicht unter das Joch gekommen zu sein. Ihm war es leider nicht vergönnt. Sollte ich noch mal darüber nachdenken. Eventuell wollte er mich retten? Wir gingen raus mit der Anmeldebescheinigung.
Willkommen als Bürger Argentiniens. Mission dos realizado.
Heute (15:00) geht definitiv nix mehr. Ich habe Hunger, Durst, bin müde und mir qualmen die Füße. Nicht noch mal über den Pass. Nach Hause – mein Wohnsitz!
Was trinken; was essen; ein Stündchen schlafen.
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