Berlin to Bath 🇬🇧

Und wieder mal schlägt’s mich nach TXL. Der Morgen beginnt vollkommen anders, als der gestrige Tag sich neigte. Draußen scheint die Sonne. Kaum ein Windhauch zu spüren auf meiner Terrasse. Vor der Tür zeigt sich ein anderes Bild. Es ist schon Wind da und dieser  fegt eisig um  die Häuser. TXL. Die Sicherheitskontrolle ist sehr entspannt. Die junge Lady hat nur nicht die Lust, Millionen von Klamotten-durch-den-Scanner-Boxen zu schieben. So fordert sie jeden doch sehr bestimmt auf, sich um sein Zeug selber zu kümmern. Das bekomme ich schon noch hin. Der Flieger kommt ein klein wenig zu spät an, so starten wir auch ein wenig verspätet mit dem Einsteigen. Es haben ja viele Fluggesellschaften die Angewohnheit, die Passagiere in Einsteigegruppen zu unterteilen. Erstmal stört es den Fluß der Anstehenden, die herausgezogen ein dickes Knäul bilden, bis keiner mehr durchkommt. Interessanter Weise steigen diejenigen zuerst ein, welche ganz vorne sitzen. Wer schon jemals geflogen weiß, dass da nun keiner vorbei kommt, wenn die ihr Zeuchs verstauen, die Mäntel ausziehen, ah – dann haben sie noch was im Koffer vergessen und müssen da noch mal ran, Handy noch nicht im Flugmodus aber in der Tasche verstaut, der 🍎 muss aus noch raus, sonst verhungern wir in der 1 1/2 Stunde..

Als Letztes wird der Pöbel gerufen, welcher die ganz hinteren Reihen zu füllen hat. Ich würde es genau anders herum veranstalten. So würde der Gang frei bleiben und alle könnten quasi zeitgleich Platz nehmen. Ich war gerade im hinteren Teil angekommen da bemerke ich dessen komplette Leere. In der Reihe 12 packten drei ältere Leute ihre Taschen in die Ablage, holten sie wieder raus, dann den Schal um und wieder ab, den Mantel mal hier rein ma da rein mal wieder angezogen. Aufmerksam beobachte ich das ganze ca 10 Minuten lang. Ich verstand nicht das eigentliche Ziel des Ganzen und versuchte es aus den einzelnen Schritten abzuleiten.  Hinter ihnen eine Schlange an Passagieren, welche gerne einsteigen wollen würde. Die Flugbegleiterin, welche den Passagieren für alle Fälle bereitgestellt ward, ist hier eine etwas ältere zurückhaltende Frau von 1,50 Metern Höhe. Eine seltsam ungünstige Konstellation für diesen Ort, denke ich so bei mir. Sie geht nicht etwa hin und gibt Hilfe oder Instruktionen, sondern verpirselt sich um dann nach 8 Minuten durchzusagen, dass die Passagiere sich doch bitte mit dem Einsteigen beeilen möchten. Ich seh schon unser Flugfenster schwinden. Bequem ist es auch nicht wirklich. Alle um mich herum wundern sich über den Sitzreihenabstand. Sind die Briten so klein?

Wirklich bei der Sache scheinen mir nur die Fraport Mitarbeiter. Behänd greifen sie Habseligkeiten der Passagiere und schleudern sie mit Freude in den Schlund des Gepäckfaches, das es im ganzen Flieger nur so rumpelt. Was ein Spaß! Die Luke schließt mit lautem rumoren. Der letzte Mitarbeiter zieht lustlos von dannen, ein Hütchen über den harten und kalten Beton hinter sich her schleifend. Warum nur sieht er so deprimiert aus? Wäre es nich eher an dem Hütchen? Ah – nun bewegt sich was. Schnell noch die Sicherheitsinstruktionen. Die Performance unterscheidet sich nicht grundsätzlich von dem schon so oft gesehenen. Schon kurven wir durch Tegels Grün. Auf gehts!

Ach wie gräulich, mich dünkt, ich Heathrow find. Doch bin ich offen für alles, was mich vom Gegenteil überrascht. Wir landen 10 Minuten zu früh, justament in dem Moment wo GG ist gelandet. Kaum herunter von Runway stehen wir rum. Draußen ein unerfreuliches Wetter. Dafür kann der Flughafen nichts, ich weiß. Leicht schaukelt die Maschine im rüttelnden Wind.  Der Kapitän erläutert uns einen fadenscheinigen Grund, warum wir nun hier stehen. Nach weiteren 10 Minuten macht er uns Hoffnung, dass wir nicht im Rumpfe des Fliegers werden verenden müssen, wenn ich das so richtig interpretiere. Nach weiteren 10 Minuten weckt er wiederum alle, die schon mit Allem abgeschlossen. Die Lautsprecheranlage ist wirklich grellend laut und verstehen tut man gar nichts. Irgendwann touren die Turbinen etwas mehr auf. Ich schöpfe Hoffnung. Wir erreichen tatsächlich das rettende Gate. Eilend durch den Flughafen suche ich die Mietwagenstation um festzustellen, dass sie wie versprochen einen Schalter im Terminal haben, die gesammelte Mannschaft Hilfsbereiter lediglich durch ein Schild vertreten ward. Dieses annonciert uns die kostenfreie Fahrt mit einem Shuttle zur eigentlichen Station. So stehen wir unter einer Schnellstraße im totalen Mief vieler laufender Diesel um uns herum und warten auf die Wiederkehr des Shuttles. Sehr erbaulich und anheimelnd. Tatsächlich kommt Eines und fährt uns auch sofort in das unfreundliche Wetter hinaus.

Auf dem Parkplatz im drisseling Rain und unangenehmen Wind, möchte ich alles als schnell als möglich hinter mich bringen. Die Kreditkarte muss ich die ganze Zeit in der Hand halten, weil sie mehrfach wird gebraucht??? Auch meinen Führerschein trag ich durch den Regen. Meine Ungehaltenheit mit dem Wetter bleibt bei der jungen Dame nicht unbemerkt. Sie sagt nur »You’re from Germany. Like you’re used to.« Ich entgegne grade in Berlin noch die Sonne gesehen zu haben. Sie sagte nur »How do you think the Spaniards feel about it?« Ich verstehe und sage nichts mehr. Sie tut mir leid. Eventuell wird sie mehr verdienen hier als zu Hause, aber ist es das wirklich wert? So – die fahren hier also alle auf der falschen Seite. GG sagt andauernd »stay left« Recht hat sie. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das schon. Dann noch die für mich so untypische Verkehrsführung. Allenthalben erreichen wir die Autobahn. Wie schnell darf man eigentlich? 

In Marlborough fahren wir von der Autobahn ab um nach Stonehenge zu fahren. Ja irgendwas wollten wir schon noch sehen. Nach ein paar Kilometern brechen wir ab. Es ist auch schon halb dunkel draußen. Um halb 3??? Also nach Bath. Hier hab ich ein Zimmerlein gebucht. Googles Chantal lenkt mich durch dünne Straßen dorthin. Keine Ahnung warum.  Ich mag das ja eigentlich. Hier nun im halb dunklen auf der falschen Seite und im vollen Regen über ne kurvige sehr schmale Piste zu donnern, fordert schon ein wenig mehr Aufmerksamkeit. In Bath muss ich nun hundert mal rechts abbiegen. Ich soll es wohl lernen. Wir checken in unser kleines Quartier ein und machen uns auf in die Stadt.

GG ist total offen zu empfangen den Grund, warum alle von dieser Gemeinde so begeistert. Wahrscheinlich wischt der Regen es weg, bevor es sie erreicht.


Ein zwar geschütztes doch auch oft sehr einsames Klavier wartet auf den Einen der es behänd bespielt, so wie auch auf die, welche dem lauschen.

So tingeln wir etwas unbegeistert durch den Regen. Einen Regenschirm zu nutzen erweist sich als nicht praktikabel. Ständige Böen falten ihn anders, als von dem Hersteller vorgesehen. Hungrig erreichen wir, mehr durch Zufall das Lokal The Scallop Shell, was sich als absoluten Glücksfall ansehe. Lecker Fisch – ich kann nicht widerstehen.


 

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