Berlin im Herbst 🇩🇪

Langsam zieht der Herbst ein in Berlin. Die Tage werden kürzer. Das Umstellen auf Winterzeit verschärft den Eindruck. Man geht im Dunkeln aus dem Hause und kommt im Dunkeln wieder. Vor den Fenstern der heimischen Wohnung nur Finsternis. Der typische Novemberblues stellt sich ein. Nass, kalt und dunkel. Ich vermisse den Kachelofen meiner Kindheit. Dort wo die Familie sich sammelte in solchen Stunden, die wohlige Wärme genießend spielte, erzählte, lachte und sich aneinander schmiegte.

Kaum kommt einmal die Sonne heraus, strömen die Menschen hinaus. Die unerwartete Dosis an Vitamin D lässt einem Rausch gleich, ein Lächeln in die Gesichter zaubern.

Die Bäume versuchen mit ihrem sterbenden Blattwerk ein wenig Farbe in unser Leben zu bringen. Ich bin dankbar.

Im schloss vergnügt sich ihre Goldenheit in den wenigen kraftlosen Strahlen.

Vögel suchen immer noch ein genüsslich Mal. Mir scheint unbeeindruckt von den Farben. Ob sie schon spüren, dass dieser Teich bald von harter Oberfläche bedeckt.

Immerhin bin ich beruhigt, dass die Berliner Tierwelt sich langsam zivilisiert. Gute Tischmanieren gehören dazu. Wir entwickeln uns langsam zurück mit ToGo Fast-Food aus der Hand. Die Tierwelt versucht dem entgegenzusteuern mit gutem Vorbild. Hier wird nicht mit Fingern gegessen!

Die morgendliche Stimmung am Wannsee hat auch etwas. Ja, mehr melancholisch und doch hoffend auf einen nächsten Sommer.

Am Ku-Damm stellt man sich auf Weihnachten ein. Doch wird es dieses Jahr ein Fest geben? Corona schnürt das Leben seit 2 Jahren ein. Im Sommer auf ein Ende hoffend, schlägt es mit nie dagewesenen Infektionszahlen zurück.

Des Autos Scheiben grüßen morgendlich mit kunstvollen Verzierungen. Doch heute scheint die Sonne. Unglaublich wie nur der Fakt an sich dich wärmt.

Wir ziehen los in den Grunewald. Unser Spaziergang startet an der Alten Liebe.

Die verlassenen Stege verlocken, doch die Gefahr ins eisige Wasser zu fallen ist nicht zu verachten.

Wir umrunden Schildhorn mit seinem Denkmal. Dieses hat Friedrich Wilhelm 1845 errichten lassen. Es soll an die Geburtsstunde der Mark Brandenburg erinnern, nachdem der letzte Slawenfürst von Albrecht-dem-Bären aus dem Gebiet vertrieben worden ist.

Na ja vertrieben meint in diesem Fall doch eher getrieben – in die Enge welche, erzählten die Großmütter der Großväter… Er wurde zur Havel getrieben und sah keinen Ausweg mehr als mit seinem Pferd ins Wasser zu springen. Ein Stoßgebet zu Triglav half ihm mehr am Leben zu bleiben und die Havel lebend zu überqueren, als rettende Hände.

So eine Rückmeldung ist doch sicher im Sinne derer, welche diese Warnung hier aufstellten. Da sag mir doch mal einer, die Berliner würden alles ignorieren und nur ihr Ding machen.

Ruhig fließt die Havel und spült so einiges an ihre Ufer.

Die Biber sind immer noch sehr aktiv. Einen Damm zu bauen, halte ich an dieser Stelle eher nicht notwendig. Doch was weiß ich schon von Wasserwirtschaft.

Wir zweigen ab und folgen dem Havelhöhenweg. Der Name versprich für nicht Ortskundige etwas, was sie sicher hier nicht erwarten können. Jeder, der schon mal in Berlin war, wird wissen, dass hier ein Maximum von 30 Metern über der gemittelten Höhe der Stadt schon als Berg bezeichnet wird.

Oben erreichen wir den Grunewaldturm. Dieses Kleinod verspielter Backsteinarchitektur. Der Kreis Teltow, welcher diese Gegend vor der Gründung von Groß Berlin sein Gebiet nannte, wollte Kaiser Wilhelm I anlässlich seines hundertsten Geburtstages damit ehren. Wenn ich recht schlussfolgere, war dieser zu diesem Zeitpunkt wesentlich höher beheimatet. Ergibt schon Sinn eine Ehrung so nah wie möglich an die zu ehrende Person anzutragen. Der Karlsberg scheint ein geeigneter Ort.

Auch für das Außengelände ist es heuer notwendig die Corona-Prozeduren zu durchschreiten. Doch dann belohnt ein herrlicher Ausblick.

Wir folgen weiter dem Höhenweg. Neben uns fließt die Havel, um uns ist die Sonne und die Bäume. Wirklich ein herrlicher Tag, doch der Sonnenstand lässt uns sputen. Viel Zeit haben wir nicht mehr.

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