Azoren – São Miguel (1) 🇵🇹

Azores

Lagoa-Populo

Alles ist auf dem Weg. Prinzipiell immer. Die Frage ist nur was, wohin oder wie weit. Wer weit will, kommt halt später an. Doch die für den Weg tatsächlich benutzte Zeit ändert sich über die Jahrhunderte. Real wird die Zahl kleiner, doch gefühlt kommt dasselbe dabei heraus. Was ist nun unser nächster Weg? OK – wir wollen auf die Azoren.

Noch bin ich in Berlin. So steige ich in den Zug bei strahlender Sonne.

(🇬🇧 Translate article)

In Mannheim komme ich aus dem Zug und denke ☃︎ Nanu, wo bin ich denn hingefahren? Schneegestöber ziehen durch die Straßen. Rollkoffer – denkbar ungünstig, wenn du dich nicht als Schneepflug verdingen möchtest. Die Straßenbahnfolge-Anzeiger zeigten erst noch die zu wartenden Minuten an, bis denn deine sehnsüchtig Erwartete ankommen wird. Als es so aussah, dass der Service eingestellt wurde, wechselte die Anzeige zu ▷Schauen Sie in den Fahrplan◁ Auch eine Art, mit Unregelmäßigkeiten umzugehen.


Am nächsten Morgen sind nur noch Reste des nächtlichen Spektakels vorhanden. Mich lockt es auf die Maulbeerinsel.

Frühling liegt in der Luft. Totale Stille. Nur die Vögel zwitschern und der Neckar rauscht. Und doch in Weiß.


Ja die Azoren. Ich hörte, ein kleines Ungemach ist das, dass man hier lebend von hier weg möchte und wenn man dann dieses erreicht, sich vor Sehnsucht grämt. Wir gehen nun an zu erkunden warum. Wahrscheinlich liegt es wie immer an der Wertung zwischen dem, was man hat und dem was nicht.

SATA Airlines offeriert ein kleines Upgrade. Du sollst sagen, was es dir Wert wäre. Wer fliegt denn Business auf die Azoren? Ich biete den kleinst-möglichen Betrag und kurze Zeit später bekomme ich die Meldung, mein Betrag wurde akzeptiert. Leider sind wir viel zu spät am Flughafen, um die Lounge ausgiebig zu nutzen. Ich vermute, in mir kommt gerade der Deutsche durch. Wenn du etwas bezahlt hast, sollte man das Maximum da rausholen.  Eigentlich war doch die Idee, es so angenehm wie möglich zu gestalten und nicht das spärliche Büfett in der Lounge zu plündern, bis einem dann übel. So gesehen wäre das Maximum, welches da herauszuholen ist, angenehm zu warten.

Die Instruktionen aus der ersten Reihe zu genießen ändert nicht viel, finde ich. Doch das Platzangebot ist deutlich größer.

Kaum gestartet, kommen wir über die Wolken. Erinnert mich irgendwie daran, wo ich letztes Wochenende war. Ok, eigentlich sah es in Mannheim vorgestern Abend auch so aus.
Nun sollte man nicht den Fehler begehen, sich ein Glas Wein in dieser Buchungsklasse zu ordern. Einst wie der, welcher den Besen beschwor und ihn dann nicht mehr bändigen konnt. Schon bei einem Stand im Glas, welcher die Geister in der Betrachtung scheidet, kommt die junge Dame lächelnd mit der Flasche, um nachzuschenken. Je zögerlicher ich werde, umso versteckter macht sie es. Dann kommt nur noch ein Arm hinter dem Vorhang hervor und schon ist das Glas wieder voll. Als ich ihr bekunde, noch heute fahren zu wollen und es so nicht möglich für mich ist, ihren grandiosen Service weiter zu genießen, bekundet sie mir mit der Flasche in der Hand, dass die Polizei auf den Inseln nicht so streng sei. ☑︎

Kommen wir zuerst zu der Namensfindung. Die Seefahrer bemerkten sehr viele Vögel, als sie sich den Inseln näherten. Sie vermuteten, es seien Habichte (açor). Eigentlich waren es aber Bussarde. So hätten sie eigentlich in ∙Ilhas dos busardoumbenannt werden sollen. Dazu hatte aber offenbar keiner Lust.

Alle Inseln des Archipels sind vulkanischen Ursprungs und liegen auf dem Mittelatlantischen Rücken. Wobei Flores und Corvo, die Westlichsten, schon auf der nordamerikanischen Kontinentalplatte liegen, mit einer Distanz von ca. 1900 km zum Festland.

São Miguel

Wir erreichen nun die Haupt- wie auch größte Insel der Azoren. Ursprünglich waren es ja mal zwei Inseln. Der andauernde Vulkanismus verband die beiden Teile. Entdeckt wurde die Insel vermutlich von Heinrich – natürlich dem Seefahrer! Was sollte er sonst gewesen sein?

Eine Episode, die Nachwirkungen bis heute hat, möchte ich euch gerne erzählen. Man, oder vielmehr ich, dachte, dass diese Inseln mitten im Atlantik, weitab von allem, so friedlich und von Vielem verschont, was über die Erde menschengemacht so hereinbricht. Kleine Inseln, lange Zeit nur bäuerlich kultiviert, eine eingeschworene überschaubare Gemeinschaft. Hier leben ja gerade mal ca. 140T Einwohner. Doch die Inseln liegen auch auf direktem Weg zwischen Amerika und Europa. So kam doch ein leicht havarierter Kokainschmuggler mit seinem Segelboot hier vorbei, um Hilfe zu finden. Was nun mit dem Kokain. Damit in die Werft scheint ihm doch etwas gewagt. So versenkte und vertäute er es am Meeresgrund in einer Bucht. Die stürmische See konterkarierte seinen Plan. Die Päckchen fanden sich folgend an vielen Stränden der Insel wieder. Das Meiste sammelte die Polizei ein, doch nicht alles. Einige Bewohner sahen es als kleines Nebeneinkommen und verkauften das Zeug sehr billig. Wir reden hier von hunderten Kilo. Die bis dato mit diesem Zeug nicht vertrauten Inselbewohner konsumierten großzügig und in ungewöhnlicher Weise. Man redet davon, dass sie es auch zum Panieren von Fischen verwendeten. Tagelang weggetreten ließ sich der monotone Alltag besser überstehen. Heuer versucht man mit Ersatzdrogenbussen diesem Herr zu werden. ✻

Unsere erste Unterkunft ist in Lagoa-Populo. 20 Schritte und du bist am Meer.

So begrüßt uns die Insel. Ich hätt’s nicht besser machen können.

Die Wellen donnern gewaltig gegen den Fels und stoben in den Himmel, dass sie selbst die Sonne vor mir verdecken. Es ist einfach herrlich.

Wir warten noch die Stimmung ab, in der die Sonne sinkt und sich alles an den letzten Strahlen erquickt. Dann zurück ins Hotel. Für heute ist’s genug.

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