Ägypten جمهوريّة مصر العربيّة 🇪🇬

Wer nicht bei Adam und Eva anfangen möchte geht gleich zu Kapitel 2.

In meiner Kindheit hatte ich immer davon geträumt am Fuße der Pyramiden zu stehen. Die Erhabenheit, die Symmetrie dazu den Sonnenaufgang, muss toll sein. Wenn man sich dazu zu Gemüte führt, dass die Teile vor tausenden von Jahren gebaut wurden, ohne Kran, ohne Beton und ohne Achslader. Nur mit der Muskel Kraft schnitten die Arbeiter, na ja, warn wohl eher Leibeigene, die Quader aus dem Fels und rollten, schoben, zogen sie über weite Teile. Zum Schluss mussten sie auch noch oben rauf gebracht werden. Sicher liege ich nicht vollkommen falsch anzunehmen, dass die damaligen Arbeitsschutzbestimmungen etwas laxer ausgelegt wurden und es sich unweigerlich nicht vermeiden lassen konnte, des einen oder anderen Arbeiters Anstellungsverhältniss, frühzeitig zu beenden. Nun gut. Ein paar Jahre und Pharaonen später, erfüllten einige Revolten das Land. Sie prophezeiten den arabischen Frühling. Nach ein paar kleineren Zwistigkeiten zwischen der herrschenden Klasse und dem Pöbel entwickelte es sich eher zum arabischen Winter. Das Jahr ist vorüber und somit auch alle Versuche in der Neuzeit anzukommen. Warum ich das alles darlege, mag sich Einer fragen. Im Grunde wollte ich nur ausdrücken, dass ich heuer gar nicht so richtige Lust habe, da hin zu fahren. Der Tourismus brach ein und alle die vorher darin Beschäftigung fanden, werden nun geneigt sein, ihre Familie auf andere Weise durchzubringen. Schon damals ist die Verkaufskultur dieses Landstrichs nicht unbedingt mein Gusto gewesen. Ich mag mir eigentlich nur gerne das Land ansehen ohne ständig reisaus nehmen zu müssen von übereiligen Kruschtelverkäufern.

So, fangen wir an mit den Vorbereitungen. GG´s Wunsch ist es mal wieder zu Tauchen. Wir gehen zur ITB. Nach unseren Freunden aus Malawi schlagen wir am Ägypten Stand auf. Die Halle ist gähnend leer. Am Tresen steht eine Frau, welche von dem Land weiß,welches sie hier vertritt, dass da der Nil durchfließt und es am roten Meer liegt. Ich ziehe ab und verweigere mir eine Fahrt dort hin. Tja jetzt könnt ihr fragen, warum nun doch. Wir hatten von den Malediven noch einen Reisegutschein über 500€. So buchten wir in letzter Sekunde vor dessen Verfall, genau genommen war er schon abgelaufen, eine Reise nach El Quseir  القصير. Was erfuhren wir nun von den Tauchplätzen? Am Ende des Sinai sind sehr schöne aber so überlaufen, dass du beim Auftauchen aufpassen musst, nicht von einem Boot überfahren zu werden. In Marsā ʿAlam wiederum haben findige Guides den Touristen etwas zeigen wollen, bei ihren Ausflügen, und damit angefangen den Haien etwas ins Wasser zu werfen. Der Hai, die Jagdmaschine an sich, ist ja nun nicht doof. Da werden ganz schnell zwei Synapsen zusammengeschaltet. Mensch-Futter. Würd ich auch nicht anders machen, als Hai. Ein nichts-ahnender Taucher — ja leider ist er ein Mensch – der Hai sieht ihn – klaro – schade. Nicht nur ein Mal. Außer dem Neoprenbelag ändert sich für den Hai nix. Ja Mist, aber gebucht ist gebucht. Kaum hatten wir nun unsere Unterlagen erhalten, geht die für uns vorgesehene Airline pleite. 


2

Berlin: Nun soll’s endlich los gehen. Online einchecken ist nicht! Wir sollen 90min früher da sein! So früh war ich ja noch nie in TXL. So schlagen wir also tatsächlich so früh auf. Kennt jemand Tegel? Das ist dieser Flughafen der für die halbe Stadt gebaut worden ist. Also für die ca 2Mille an eingemauerten Einwohnern, die nun nicht jeden Tag verreisen. Heute ist nicht nur ne halbe Stadt und das Umland dazu gekommen, sondern auch viele Zuzügler. Die Auslastung von TXL liegt bei über 200%. Daher fliegen alle Flieger, welche keinen hohen Status haben, von Terminal C. Das ist so eine Metallhilfskonstruktion neben dem eigentlichen Flughafengebäude. Ich komme in die von jeglicher Gemütlichkeit befreite Halle und stehe sofort am Ende einer von zwei Schlangen. WtH ist hier los? Schnappe meine Tasche und drängele mich in die Richtung meines Abfertigungsschalters. Muss ich nun eigentlich erwähnen, dass das meine Schlange war? Also wieder zurück. So stehen wir da für 90 Minuten und just zu dem Zeitpunkt als der eigentliche Take off wäre, bekommen wir unsere Bordkarten. Die Zweite dieser unendlichen Schlange ist diejenige, die dich in die Kuschelzone der Sicherheitschecks bringt. Wir haben ein kleines Techtelmechtle mit den Bewachern der Schnelllinie. Folgend wird noch dein Handtäschle in Ruhe auseinander genommen. Jetzt drängeln wir uns durch verstopfte Gänge zur Ausweiskontrolle. Die Stimmung in den Gängen schwankt teils kurz vorm Explodieren und der totalen Hingabe im verzweifelten Humor. Unser eigentliches Gate ist eigentlich nur eine Tür aufs Rollfeld. Wer hätte es anders erwartet. Ca 20 Minuten zu spät scheinen Alle in der Maschine zu sein. Gut. Weitere 15 Minuten dauert es bis der Gepäckmann kommet. In aller Ruhe verfrachtet er die Koffer in den Bauch der Maschine. Wir warten weiter. Eine Durchsage klärt uns darüber auf, dass Passagiere in dem Tumult verloren gegangen sind.  Ob sie nur verirrt oder gestorben, erfahren wir nicht. Ich breche das jetzt mal ab. Wir sollten um 3 fliegen und sind viertel vor sechs endlich in der Luft. Hoffentlich landen wir in ca 4h. Ach so – die Cabin Crew teilt uns gerade mit, dass es keinen Service an Bord geben wird. Das ist mal ein Service. Also die Ansage an sich. So, für alle die noch nicht wissen was das bedeutet. Da jibet nix zu essn oder zu trinkn. Immerhin auch keine Schlange am Klo.

Wir überfliegen Südosteuropa, das Mittelmeer, halb Ägypten. In Hurghada sind wir die Ersten am Visa Schalter. Nun zur Passkontrolle. Unsere Pässe müssen gefühlte hundert mal durch den Scanner gezogen werde. Koffer schnappen und raus. Draußen fragt uns jemand ob wir nach Moçambique wollen. Ich überlege nur kurz »Warum nicht« (sollte wohl Mövenpick heißen) Á  propos warum. Warum auch immer das Universum meint, uns an solchen lauschigen Orten verweilen zu lassen, kann ich nicht nachvollziehen. Wir warten auf eine Familie, die in dem Shuttle mitfahren soll. Warten und warten. Der Guide fragt mich ob ich mal kurz seinen Job übernehmen kann. So stehe ich, da einsam in mitten der Nacht vor dem Flughafen, mit einem Schauinslandreisen Schild. Nichts rührt sich. Kein Taxi wartet mehr auf einen Gast, kein Zollbeamter auf seinen Auftritt, keine Möwe auf ihre Chance, kein Skorpion auf einen Unbedarften. Nur ich. Die Familie kam dann tatsächlich doch noch. Ein Koffer war verloren gegangen. 

Nun lag ein 90 minütiger Ritt vor uns. 90km/h war auch meistens die zugelassene Geschwindigkeit. Unserer Fahrer fuhr so 140 und 70, wenn er Polizei sah. Von der ehemals sicher vollständig vorhandenen Ausstattung an Gurten war nur mehr ein marginales Restensemble  übrig geblieben, was sich etwas lustlos im Wagen verteilte. Unser Guide meinte dazu nur »Ah, da makt nix« Ich war zufrieden und mir makte da auch nix. So kam es, dass wir verloren eine halbe Stunde des avisierten Rittes. Mir war es recht.

Ich hole mein Handy aus der Tasche. 8 SMS. »Willkommen in Serbien. Bei Ihrem Tarif….« Das Gleiche noch von allen überflogenen Ländern. Mir schien schon die Ganze Zeit, die Maschine hat einen sehr tiefen Flugkorridor erwischt. Ja und ich hatte vergessen mich in Gänze in den Flugmodus zu bringen.

Wir bekommen noch einen Burger gebraten um ein Uhr Nachts! 

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