9.08 La Ferte – sous – Jouarre / Ste. Aulde 🇫🇷

Am Morgen. Es war ruhig. Kein Verkehrslärm. Aber auch des Hahnes krähen weckte uns nicht. Wir hatten keine Eile. Unsere Gastgeber waren schon in einem nahen Dorfe, um ein wenig einzukaufen.
So frühstückten wir in aller Ruhe.

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Am Nachmittag besuchen wir eine Champagnerkellerei. Bei dem Vorschlag dachte ich, dass die Weintrauben von jungen Französinnen, welche in einem großen Bottich mit nackten Füßen tanzen, gepresst werden, bevor dieser Saft dann veredelt wird. Gleichwohl kam das Bild von großen alten Kellern, gefüllt mit Fässern, deren Inhalt in dieser dunklen Kühle reift, bis er dann als Gaumenschmaus in Flaschen landet. In der Tat ist da die Moderne schon angekommen. Anstelle der Fässer waren große Edelstahlbehälter getreten. Der Keller war kein Keller, sondern eine klimatisierte Halle und die jungen Französinnen wurden ersetzt durch eine hydraulische Presse. Die Romantik blieb da irgendwie auf der Strecke, was aber dem Geschmack des Produktes keinen Abbruch tat. Interessant war es schon, derweil ich auch nur ca 2% real verstand und mir den Rest dazu reimen musste. Der Wein wird aus der Presse erst einmal in die großen Bottiche verfrachtet, um zu fermentieren und um die Trübstoffe abzusetzen.

imageDer zuerst abgeschöpfte obere Teil wird nun getrennt von dem Unteren und mit Hefe und Zucker in Flaschen gefüllt. Diese lagern dann mindestens vier Jahre. Der untere Teil wird zu Likör verarbeitet. Nach vier Jahren werden die Flaschen aus der waagerechten innerhalb eines Tages langsam gedreht, um die Schwebstoffe am Hals der Flasche zu sammeln. Der Flaschenhals wird eingefroren und diese Stoffe entfernt. Der entstandene Leerraum wird mit Likör – irgendeine Zuckerlösung – aufgefüllt. Nachfolgend verkorkt und etikettiert.
Hart fand ich, dass sie die Flaschen während der Lagerung nicht beschriften, weil so oft eingebrochen wird, um den wertvollsten vor den Dieben zu schützen.
Nach dieser Besichtigung durften wir die Erzeugnisse noch probieren. Ich bin kein Kenner dieser, konnte aber durchaus Unterschiede feststellen.
Leider gibt es nur noch wenige Weinbauern, die alles selber machen. Sprich den Rebhang bewirtschaften, die Lese, Verarbeitung und Verkauf. Auch in diesem Geschäft wird mittlerweile die Gewinnoptimierung an erste Stelle gesetzt. Viele Winzer sind in Genossenschaften organisiert. Sie bringen ihre Trauben zu den weiterverarbeitenden Betrieben. Investoren versuchen, alles, was geht herauszubekommen. Der Mensch und die Freude und der Stolz an seinem Produkt bleiben auf der Strecke

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Unsere nächste Station ist eine Stadt – Chateau de Thierry – welche einmal eine größere Bedeutung hatte als heute. Sie hat einen großen Dichter hervorgebracht. La Fontaine. Der große Sprudeler – wie der Name schon verrät. Der Name des Ortes legt nahe, hier ist ein Chateau, welches heute nur noch ruinös zu sehen ist.

image Schön fand ich, dass auf jedem Kreisverkehr in dieser Stadt eine Installation der Fabeln von La Fontaine dargestellt wird. Einige davon waren mir so nebulös in Erinnerung. Unsere Gastgeber konnten die meisten noch rezitieren.
Unser Besuch auf dem Lande neigt sich dem Ende. Wir besteigen die Vorortbahn und fahren zurück nach Paris.

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