8.08 Region Brie 🇫🇷

Bin um 6:30 geweckt worden. Eventuell ist das nicht richtig ausgedrückt. Ich wurde geweckt von GGs Handy. Der Plan war eigentlich ein anderer. Es scheint, dass die Bedienung eines Smartphones ein wenig smart voraussetzt. Nach einem kurzen Murren wieder zurück ins Bett.
Wir begeben uns nach dem Frühstück zum Bahnhof des Ostens.

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Ich bin sehr oft auf dem Ostbahnhof gewesen, nur dass sich dieser nicht in Paris befand. Hier jedoch sind einige Dinge auch auf Deutsch angeschrieben. Es ist nicht hundertprozentig klar für mich, ob die Ursache darin liegt, dass hier Züge Richtung Osten – also Deutschland – fahren, oder weil sie denken, dass die aus dem Osten eh kein Französisch können. In beiden Annahmen liegen sie richtig. Bemerkenswert fand ich den Aushang, in dem ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, dass die Gleisnummer erst 10 Minuten vor der Abfahrt bekannt gegeben wird. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie all die Deutschen ständig nach dem Gleis fragen. Das geht dir dann irgendwann ein wenig auf – was auch immer. Bei uns steht ja diese Nummer schon im Jahresfahrplan und wenn einmal von der gegenüberliegenden Seite abgefahren wird, darfst du dir als Wartender alle 30sec die Entschuldigung anhören. Das ist genauso lästig. Wozu gibt es denn die Anzeigen? Manchmal finde ich es erschreckend, wie wenig Selbstverantwortung vorausgesetzt wird.
In dem Zug ging es beschaulich los. Ungewöhnlich für diese Linie, war er nur sehr spärlich besetzt, was die Qualität unserer Reise sehr stärkte. In Frankreich sind die Sitze sehr klein. Wir würden dazu sagen – auf dem Schoß sitzen – wenn einer so dicht neben dir sitzt. Faszinierend fand ich das Wirrwarr der Gleise. Die beiden Gleisbetten der Bahnhöfe Nord und Ost liegen nebeneinander und die Anzahl der Weichen und Kreuzungen lässt das Herz eines jeden Eisenbahnfreundes höher schnellen. Nach 5 Minuten wurde der Zug auch schneller. Die Stadt ließen wir hinter uns und die Gegend erinnerte mich ein wenig an Mecklenburg. Sanfte Hügel und Täler, welche präpariert waren, für das Reifen des Brotes Korn zu sorgen, umfächert von Inseln von Bäumen. Zwischendurch mäandernde Flüsse. Sobald jedoch die Ergebnisse menschlicher Besiedlung in das Blickfeld kamen, war klar, das ist nicht Mecklenburg.

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In einem kleinen Ort wurden wir vom Bahnhof abgeholt, ein wenig durch den Ort geführt und auf den Gartensitz gebracht. Es scheint ein sehr friedliches Fleckchen zu sein. Unter der Oberfläche brodelt es ein wenig, was die Nachbarschaft betrifft. Es ist hier nicht anders als bei uns. Arbeit, vor allem welche, die auch ordentlich entlohnt wird, gibt es wenig. Die sehr Gebildeten wandern ab. Zurück bleiben die Alten und diejenigen, die nicht klug genug sind ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Leicht ist es in diesem Umfeld, die Anderen für das Schicksal verantwortlich zu machen. Ist dann die Verwaltung auch noch etwas großzügig bei der Auslegung ihrer Befugnisse, erstaunt es nicht, dass Front National viele Stimmen gewinnt. Traurig das man in Europa immer wieder in die alten Muster verfällt.

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Nachmittags gingen wir zu einer Führung in einer Käserei. (Zum Mittag hatten wir Käse mit Würmern) Ich war ja immer der Meinung, Brie ist ein Käse. Damit lag ich auch prinzipiell richtig. Jemals auf die Idee zu kommen, dass dieses nicht nur ein Name, sondern eine regionale Bezeichnung ist, war mir nicht gekommen. Wir schauten uns ein Video an. Glückliche Kühe essen glückliches Gras und sind äußerst glücklich, wenn ihre prallen Euter befreiet werden von der Milches Fülle durch eine elektrische Melkmaschine. Der Anfang der Käseproduktion wird noch bei den Bauern vollzogen, bevor der Rohling zu der Käserei gebracht wird.

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Dort wird er gelagert, gewürzt, das Wasser entzogen. Uns wurden alle Geräte gezeigt, die sicherlich allesamt älteren Datums waren, welche für die Herstellung von leckerem Brie Käse verwendet wurden. Für die Pariser von besonderem Interessen war eine Milchflasche aus Glas, die tatsächlich mehrmals benutzt wurde. Welch ein Schmunzeln ging durch den Raum, als er verkündete, dass in dem Falle einer leeren Flasche, diese gewaschen und zwecks Neufüllung zum nächsten Bauern getragen wurde. Unvorstellbar!

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Den Abend verbrachten wir gemütlich am Tische im Garten mit Muscheln, Wein und selbst ausgegrabenen Kartoffeln. Essenstechnisch endlich in Frankreich angekommen.
Die Temperaturen gingen runter und die Sonne verschwand am französischen Horizont. Es war sehr gemütlich, dort zu sitzen bei einem Glas Wein, sich zu unterhalten und den Grillen zuzuhören.
Genächtigt haben wir in einem ehemaligen Stall.

imageNeben unserem Bett war noch die Futterkrippe für die Kühe. An der anderen Wand die Futterluke für die Schweine, welche im Nachbarraume untergebracht waren. Es war ein schönes Zimmer mit diesen originalen Elementen und wir haben gut geschlafen.

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