bon Courage 🇫🇷

Guadeloupe

Bist du auf Guadeloupe, gibt es ein Ding, was du unbedingt machen musst. Ich wollte es hinter mir haben und so beschloss ich, es zeitnah anzugehen. (La Soufrier) Wieder einmal bei dieser Reise, sind wir an der hintersten Ecke. Es ist nicht so schlimm da es doch eine Insel ist. Die Entfernungen verschätzt man schnell. Auf der Karte ist immer die ganze Insel abgedruckt. Schaut man nun nicht auf den Maßstab, kann der Weg schnell länger werden als auf der kleineren Insel.
Also wieder relativ früh raus und auf den Weg. In unserem Ort verpassen wir die Straße, ohne es zu merken. Wir fahren und fahren. Es regnet. Die Hinweisschilder wähnen uns richtig, wobei ich mich der Kurven viel, nicht erinnern kann. Die Gegend ist allerdings sehr schön. Leicht hügelig und sehr grün. Durchschnitten von einem schlängelnden Band, welchem wir folgen. Etwas verspätet erreichen wir Pointe a Pitre. Dieses liegt genau am Ãœbergang der beiden Inselhälften. Wir erwarteten von nun an viele Berge. Ich sehe keine. Flach und gerade folgt die Straße der Küste. Ab und zu scheint das Meer durch die Vegetation. Im tiefen Süden wird es etwas kurviger. Tiefe Wolken ziehen über das Land. Es wird hügeliger. Wir vermuten Berge in den Wolken. Der Regen peitscht um unseren Wagen. GG ließt vor, dass es einer der regenreichsten Orte der Erde ist, welchen wir anstreben. Mist. Ich habe nur mit Wolken gerechnet. Keine Regenkleidung. Keine Ersatzwäsche. Ok dann brauchen wir wohl ein wenig Hilfe. Ich glaube fest an meinen Schutzengel, der mir schon so viele unvergessliche Momente bescherte. Es wird schon. Wenn es jetzt abregnet, wird dann die Sonne scheinen. Kurz vor Basse Terre geht die Straße steil den Berg an. Sehr weit oben ist plötzlich die Uni. Der Blick ist toll, aber wenn du mal was vergessen hast… Ohne Auto jedesmal hier hoch. Die Straße führt noch ein wenig weiter. Auf dem überfüllten Parkplatz noch nichts zu sehen von Sonne. Der Wind peitscht die Wolken um uns herum. Wir wissen nicht, was wir machen sollen. Leute kommen vom Berg und Leute steigen ihn an. Selbst bei diesem Wetter sind einige unterwegs. Es muss also toll sein. Wir packen unsere Sachen und machen uns auf den Weg. Glücklicherweise regnet es nicht. Ich bin zuversichtlich. Ein sehr gut ausgebauter Weg führt durch den Wald. Wir kreuzen kleine Rinnsale, die den Hang herunter streben. Der Wald lichtet sich und vor uns wieder die Straße, die einen weiten Bogen macht. Hier ist ein weiterer Parkplatz, welcher aber gesperrt ist. Die Sichtweite ist ca 5 Meter. Böiger Wind treibt die Wolken übers Land. Wir vermuten eher, als dass wir es sehen, wo wir lang müssen. Ab hier ist der Weg nur noch eine einzige modrige steinige Stolperpiste.

imageEr ist nicht wirklich schlecht, aber du hast die ganze Zeit nur die Augen auf der Erde um zu sehen wo du hintreten kannst. Jetzt entschließen wir uns zu fragen, wie es Oben aussieht. – »Es ist nichts zu sehen. Der Wind pfeift so stark, dass du gebückt über den Felsen kriechen musst, um nicht weggeweht zu werden. Bon Courage!« – Ich glaub das nicht! Immer stellt es sich anders dar, wenn ich es selber sehe. Also weiter. GG fragt, ob wir wirklich weiter gehen sollen. Ich verstehe sie, und biete ihr an umzukehren und unten zu warten. Ich muss da hoch. Wir gehen weiter. Ein windgetriebener Wolkenbruch fegt über uns hinweg. Wir stehen ein jeder in einen Busch gedrückt, um das gröbste zu vermeiden. Ich bin durch bis auf die Knochen, der Foto schwimmt im Rucksack. Merde. Ich biete an, dass GG zurück geht. Sie möchte mich nicht alleine da rauf gehen lassen und kommt mit.

imageDa man die Fernsicht nicht genießen kann, schauen wir uns die umgebende Vegetation an. Ein feines Geflecht Pflanzen klebet an dem Felsen und wird vom Wind und Wasser malträtiert.

imageAb und zu noch ein paar sehr verzweigte dickblättrige Büsche.

imageAlles nur kurz zu sehen in diesem Wolkenmeer. Jeder der uns entgegen kommt wünscht uns bon Courage. Ein wenig mulmig wird mir schon. Alle sind klitsch nass. Gut, das bin ich auch. Also weiter.

imageIn einem kleinen windgeschütztem Kamin fragen wir erneut, wie weit es noch sei.  »Nur noch 15 Minuten. Jetzt könnt ihr auch nicht mehr umkehren. Bon Courage.« – Schon wieder!

imageJetzt wir es langsam kompliziert. Der Wind zottelt an mir. Der Weg geht steil nach oben. Ab und zu ein wenig Regen, welchen ich aber schon total ignoriere. Sichtweite 5 Meter. Der Weg folgt einem breiteren Grat. Wir laufen gebückt, um nicht vom Berg geweht zu werden. Wieder kommen uns eine Gruppe Leute entgegen. Ein Mädel friert so, dass die blauen Lippen zittern. Eine ältere Frau wird gestützt. »Ihr seid sicher motiviert, wenn ihr uns so seht. Bon Courage.« Die Zweifel kreisen um mich. Es geht nochmals steil bergauf. Orkanartig fegt der Wind. Alles um uns herum ist von ihm flachgeschliffen worden. Nur wir ragen aus seiner Ordnung. Ich halte mich an den Gräsern fest und drehe mich um. GG ist noch da. Am Kraterrand entdecke ich einen Felsen und führe uns dort hin. Als ich vor ihm stehe sehe ich, dass es eine Schutzhütte ist. Drinnen die anderen Wanderer. Wir verschnaufen etwas und hoffen auf besseres Wetter. Der Wind wird ein wenig ruhiger und eine Ahnung von Sonne scheint.

imageWir also sofort raus. Keine 10 Meter gelaufen, ist diese kurze Verschnaufpause schon vorbei. Feinste Wassertropfen werden in unser Gesicht einbalsamiert. Ich möchte noch zum nächsten Schild. Wir sind oben und halten uns am Berge fest. Sehen tun wir absolut nichts. In den Wind kann man auch nicht schauen, weil es uns sonst die Augen aus den Höhlen wehen würde. »Zurück!« Ich habe genug gesehen. Dieses passte irgendwem nicht. Schauer gefrorenen Eises prasseln auf uns herab. Millionen Einschläge auf nackter Haut gleichfühlend in ein Wespennest gefallen zu sein. Wir müssen weg! Ich sehe einen einsamen Felsen. Gehe los, um dort Schutz zu suchen. Der Wind zieht an mir, als ich in einer Modderspur stehe. Es reißt mir die Beine weg. Ich schramme den Felsen entlang und ramme mir eine Stein in den Rücken. Mio Dio. Das hat ganz schön gekracht. Aber jetzt lieg ich ein wenig hinter dem schützenden Felsen. GG kommt: »Alles OK?« »Na Ja?!« »Wir müssen weg hier!« Ich rappele mich auf und krieche zurück zur schützenden Hütte, beschossen von kleinsten Eisbrocken. Wo ist GG? Sie schaut kurz hinter dem Felsen hervor und verschwindet sofort wieder hinter ihm. Was mach ich nur? Ich dachte sie ist hinter mir. Noch mal da raus? Also los. Halt stop, sie kommt. OK. Erst mal sicher. Beim kleinsten Anzeichen einer Besserung des Wetters – weg – einfach nur weg. Immer noch kommen uns Leute entgegen. Wir sind durchnässt und frieren.

imageWir weichen keiner Pfütze mehr aus, sondern joggen einfach hindurch. Es regnet. Egal. Es kann uns nichts mehr anhaben. Das ist auch irgendwie befreiend und ich fühl mich mental auch erleichtert, es getan sowie hinter mir zu haben.

la-soufriereEndlich am Parkplatz angekommen, wärmen wir uns in einer warmen Quelle auf. Langsam spüre ich meinen Körper. Knie und Hände zerschrammt. Bücken geht gar nicht mehr. Nun sitzen wir im Auto mit voll aufgedrehter Heizung – in der Karibik! Erst mal ein paar trockene Sachen besorgen. Wir fahren runter nach Basse-Terre. Rein zu solch einem – „Plastik-ich verkaufe alles, China General Store“. Komm raus als ein China Tourist, aber trocken. Wir laufen die Straße kurz auf und ab, um zu sehen, dass hier nichts zu sehen ist. Rein ins Auto und nach Hause. Unterwegs bei ein paar Buchten stoppend.

image

imageMein Rücken wird nicht besser. Komme kaum noch aus dem Auto raus. Nun auch noch ein langer Stau kurz vor unserem zu Hause.
So nun lieg ich hier und mach gar nichts mehr. GG versucht meine Wirbel in die richtige Reihenfolge zu bringen.

2 Kommentare

  1. Bon courage pour la fin d’année sous la pluie !
    Et à l’année prochaine !
    Bises
    Anne-Marie (qui aimerait aussi voir quelques photos de gens et de fleurs)

  2. Bonne annee a vous aussi! Comment est-il a Marseille? Ok, Joe va essayer de poster des phtos des belles Creoles et il est plus vert que fleuree ici, mais on va essayer de te faire voir des fleurs….

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*