Wir fahren nach Marseille. Der Bus über die Autobahn fährt nur eine halbe Stunde und schon ist man am Bahnhof von Marseille. Dort wollen wir unser Gepäck verwahren und das Ticket umbuchen. Es ist nicht einfach. Ein iDTGV Ticket kann man nicht am Bahnhof umbuchen. Ein Anruf dort brachte auch nichts. Am Automaten ist ein Ticket von Marseille nach Aix TGV auch nicht zu erhalten. Via Internet genauso wenig. Also in die Kundenbetreuung. Dort wollen sie uns erst mal abblocken, weil wir ein iDTGV Ticket haben. Wir lösten dann ein Ticket von dem normalen TGV. Alles kostet uns eine Stunde im Bahnhof, welcher zwar nicht der schlechteste war, den ich jemals besuchte, aber auch nicht wirklich notwendigerweise eine Stunde wert. Unten in der Stadt stellen wir fest, dass sie uns ein falsches Ticket verkauft hatte. Dieses ist 2 Stunden früher, als wir es brauchen. Resümierend muss ich wieder feststellen: Die schnellsten Züge und die langsamsten, unflexibelsten Automaten.
Der Hafen von Marseille hat uns sofort gefallen. Eine Brise weht die ganze Zeit durch die Gassen und erfrischt die Luft.
Wir spazieren an der langen Key Anlage entlang, als uns Präsident Hollande die Errungenschaften französischer Technik zeigt.
Jagdflieger malen in der Tricolore ein Herz an den Himmel über der Stadt. Sie fliegen tief über den Hafen in abenteuerlichen Manövern, immer die Farben Frankreichs zeigend. Ganz abgesehen davon, dass ich es durchaus achte, wenn jemand stolz auf sein Land, seine Geschichte und seine Kultur und Technik ist, aber ein Herz – auch noch ein von Amors Pfeil getroffenes – mit einer stahlharten Kampfmaschine? Egal, die Show war frei und sie flogen spektakulär. Ich habe es irgendwie genossen, obwohl mir durchaus bewusst ist, dass es ein wenig Geld gekostet haben muss, welches auch anderen Bestimmungen hätte zugeführt werden können. Wir diskutierten ein wenig darüber. Manchmal muss man eben etwas unvernünftig sein, um die leichte Depression zu verscheuchen. Die meisten Anwesenden fanden es jedenfalls toll, bis auf den Krach, wenn sie tief über den Hügel kamen.
Wir gehen weiter entlang der Hafenmauer. An ihr liegend viele Schiffe, meistens Segelboote aus aller Herren Länder.
Am Ende steht ein altes Fort, welches heute als Museum und Mahnmal dient. Neben diesem alten Gemäuer steht ein Würfel ähnliches neues Gebäude. Irgendetwas an der Struktur dieses Gebäudes machte mich neugierig. Es waren keine Fenster zu sehen. Die Oberfläche reflektierte kein Licht. Ganz undurchlässig war es aber auch nicht. Beim Näherkommen wurde die Fassadenstruktur deutlicher. Das eigentliche Gebäude, auch Teil des Museums und mit diesem durch eine Passarelle verbunden, wurde umgeben von einer dicken Stahlplatte. So jedenfalls der Anschein. Diese Platte war unregelmäßig durchlöchert. Je näher man kam, umso mehr wurde von dem Inneren sichtbar und das Ganze wurde durchsichtiger. In Frankreich ist man wirklich mutiger mit außergewöhnlicher Architektur. Hinter dieser Fassade war es sehr angenehm.
Die Sonne kommt nur vermindert durch, aber die Weitsicht wird nicht versperrt. Alles wirkt sehr luftig. Der Seewind durchstreifte alles ungehindert. Wir finden es sehr angenehm.
Nachfolgend schlendern wir durch das älteste Viertel der Stadt. Le Panier. Es ist momentan wieder sehr in. Viele kleine alternative Boutiquen von Kleinkünstlern. Dazwischen kleine Restaurants. Alles scheint ein wenig alternativ. Einfach nett.
Wir machen uns langsam auf den Heimweg. Am TGV keine Probleme mit unseren Tickets. Ach, so ein realer Mensch ist doch oft einfach besser und fehlertoleranter als so eine Maschine. Nun zurück nach Paris – natürlich mit grande vitesse!
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