Heute geht es in den Arusha Nationalpark. Wir sind absolut unvorbereitet und wissen gar nicht, was uns da erwartet. Es ist nicht die Serengeti und so denke ich bei mir: ´Ich nehme mit was kommt´ habe aber keine großen Erwartungen. Erst mal gestaltet es sich sehr schwierig, unser Fahrzeug in die Gänge zu bekommen. Irgendetwas geht nicht. Die Leute laufen gestikulierend hin und her. Stehen da und schauen auf den Kleinbus. Weiteres Palaver. Ein Hammer wird geholt. Die gute Nachricht, der Motor scheint ok zu sein. Ah, es ist das Dach. Die sägen hier einfach ein großes Loch in das Dach, damit die Leute besser beobachten können. Darüber wird so ein bewegliches Dach montiert, was mehr dem Sonnenschutz geschuldet ist als irgendetwas anderem. Davon war nun eine Halterung abgebrochen. In Afrika ist immer alles möglich. Du brauchst einen Hammer, Kabelbinder, eine Rolle mit Draht und etwas Klebeband. Schon bist du ausgerüstet für das Leben mit seinen Unwegsamkeiten. Apropos unwegsam. Hier kann man schnell die Bedeutung des Wortes erfahren wie dessen Ursprung, die Straßen hier sind Unwege. Bei positiver Auslegung. Aber dafür bin ich ja hier.
Wir fahren um die Ecke – eine Wiese voll mit Tieren – einfach so – kein Zaun, kein nichts – die laufen hier einfach so rum – faszinierend. Es waren Giraffen und Zebras, Gnus und Wildschweine. Alles total friedlich.
Unser Fahrer war überrascht, als wir ihn stoppten. Ja, er sieht das jeden Tag. Sicher ist es für ihn so normal wie für uns der tägliche Stau auf der AVUS. Für uns ist es faszinierend. Ich wohne ja nicht weit vom Zoo. Im Prinzip ist es dasselbe. Nur! Die Tiere sind nicht nach Art sortiert und es gibt keine Zäune. So ein kleiner Unterschied bewirkt eine so vollkommen unterschiedliche Betrachtungsweise.
Weiter geht es durch unwirksames Gelände. Wir stoppen und das Dach fällt mir fast auf den Kopf. Mit der Idee im Kopfe, dass dieses der Grund für unseren Aufenthalt sei, murmele ich leicht genervt in die Runde: ‚was ist nun schon wieder‘ Unser Fahrer zeigt auf den Baum. Ja schön. Schöner Baum. Ich schau ihn verdutzt an. Er hebt wieder seinen Arm und deutet mehrfach auf den besagten Baum. Ich folge dieser Richtung und – eine ganze Familie von Makaken.
Diese schauen genauso verdutzt auf mich herab, wie ich sie anstarre. In mir keimt Zweifel auf, wer hier von wem beobachtet wird und wer auf wen mit einem Lächeln herabschaut. Putzig ist, wie die kleinen Affen im Fell der Mutter hängend und deren Grundfrequenz übernehmen und diese nur mit ihrer eigenen Bewegungsfrequenz überlagern. Dem Weg folgend leuchtet durch das dichte Unterholz etwas rosafarbenes. Was ist das denn? Es ist riesig. Ãœberall um uns herum erscheint es in den kleinsten Durchblicken. Plötzlich lichtet sich der Wald. Wir stehen vor einem See gefüllet mit abertausenden von Pelikanen. Der verstummende Diesel unseres Vehikels gab das laute Gegacker frei. Ãœberall um uns herum eine wuselige Menge, die ohne Unterlass das Wasser nach Kleinsttieren durchlöffelt, die Hälse reckend und quasi im selben Moment wieder der Nahrungsaufnahme zuführend. Flügelschlagen, tanzen… Ich entdecke einen Schädel eines Büffels am Ufer und geh darauf zu.
Plötzlich erhebt sich ein Flamingo. Ihm folgt ein nächster und kaum hat man sich versehen, ist die Hälfte der Vögel in der Luft und kreisen herum. Ich mitten drin wie in einem Schwarm voller Mücken. Wechselnde Farben im blauen Himmel wenige Meter über mir. Ich stehe da und bin beeindruckt. So was habe ich jedenfalls noch nie so erlebt und auch nicht erwartet. Selbst wenn dies alles wäre – es hat sich schon mal gelohnt.
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